Open Broadcaster Software Studio + Standardanwendungsfälle
In diesem Tutorial für OBS sollen ausgesuchte, rudimentäre Anwendungsfälle durchgegangen werden, sodass der Benutzer einfache Setups selbstständig realisieren kann:
- Aufzeichnen mehrer Szenen zur lokalen Abspeicherung
- Zusammensetzen einer Szene für die Benutzung als virtuelle Kamera
Im folgenden wird Bezug auf das Überblickstutorial von OBS Studio genommen, insofern ist es ratsam, sich bei Nicht-Vertrautheit zunächst damit zu beschäftigen.
Aufzeichnen mehrer Szenen zur lokalen Abspeicherung
Das Aufzeichnen zur lokalen Abspeicherung ist immer dann sinnvoll, wenn das Aufgezeichnete vom Zuschauer nicht zum Zeitpunkt der Ausstrahlung angeschaut werden kann. Ein realweltliches Pendant hierzu wäre der Vergleich zwischen Live-TV Sendungen und Streaming Plattformen, welche Video on Demand Funktionalitäten anbieten.
Ausgabe
Bevor man Szenen erstellt, sollte man die Einstellungen der Aufnahme konfigurieren. Hierzu wird der Tab Ausgabe in den Einstellungen ausgewählt.
Die Videobitrate entscheidet über die Qualität der Aufnahme in Zusammenspiel mit der gewählten Auflösung. Die maximale Auflösung beträgt die des verwendeten Monitors, kann aber auch niedriger ausfallen. Welche Einstellungen hier genau gewählt werden müssen, ist abhängig vom genauen Setup und sollte daher spielerisch erkundet werden durch Ausprobieren.
Sinnvoll hierbei ist es, alle Einstellungen so auszuwählen, dass sie in Folgeschritten so wenig Arbeit wie möglich verursachen (richtiges Dateiformat um nicht umwandeln zu müssen, Aufnahmepfad sinnvoll wählen um Speicherplatzproblemen vorzubeugen).
Sollten noch feingranularere Einstellungen getroffen werden, kann der Ausgabemodus auf Erweitert gestellt werden, wodurch sich noch einmal die Funktionalitätenvielfalt erhöht.
Audio
In Abhängigkeit der Anzahl der verwendeten Audiogeräte kann im Reiter Einstellungen →Audio die Konfiguration für die Geräte getätigt werden. Bis zu sechs Spuren können dabei aufgenommen werden, aufgeteilt in 2 Ausgabespuren und 4 Eingabespuren.
Wann kann das sinnig sein? Beispielhaft in der hybriden Lehre, in welcher der Dozent ein Lavaliermikrofon besitzt und ferner ein Handmikrofon im Publikum herumgereicht wird. Im Grunde immer wenn mehrere Eingabegeräte verwendet werden, so auch bei Musikaufnahmen mit mehreren Instrumenten. Die Szenarien für das Zusammenmischen von mehreren Ausgabekanälen sind eher speziell. Grundlegend ist das immer dann notwendig, wenn bei der Aufnahme alle Personen zu hören sein sollen aber mehrere Ausgabegeräte verwendet werden.
Szenen
Für das Beispiel eines Vortrags mit Präsentation, Webcam und Chat wurden die Szenen wie folgt konfiguriert:
Die einzelnen Schritte hierzu waren:
- Szene hinzufügen und sinnvoll benennen
- Quellen hinzufügen
- Webcam
- Chat als Fensteraufnahme
- Powerpoint als Fensteraufnahme
- Quellen konfigurieren und platzieren
- Webcam → skaliert und platziert
- Chat → Browserfenster des VC-Systems verwendet und Pixel abgeschnitten in den Eigenschaften
- Powerpoint → entsprechen der Größe und Seitenverhältnis angepasst
Aufnahme
Nun wird die Aufnahme per "Aufnahme starten"-Knopf gestartet und auch wieder beendet.
Eine einminütige .mkv-Aufnahme mit 1080p und 2500 Kbps Bitrate ist knapp 21 Megabyte groß. Das kann ggf. als Richtwert dienen. Mit steigender Auflösung und Bitrate erhöht sich die Dateigröße aber auch die Qualität der Aufnahme, gleichsam sinkt sie mit fallender Auflösung und Bitrate.
Zusammensetzen einer Szene für die Benutzung als virtuelle Kamera
Der fundamentale Vorteil von OBS Studio ist - unabhängig von der verwendeten Videokonferenzsoftware - die volle Kontrolle über Ton und Bild zu besitzen. Somit ist es unerheblich, ob Sie Zoom, Teams, Pexip oder jedwede andere VC-Software benutzen, solange diese einen Videoeingabestream entgegennimmt.
Motivation
Um den Vorteil dieses Setups klar herauszustellen, wird im folgenden ein Szenario skizziert und im Anschluss durchexerziert.
Gestreamt wird eine Veranstaltung mit mehreren aufeinanderfolgenden Vorträgen. Jeder Vortrag hat eine Präsentation, soweit nichts Ungewöhnliches. Bei einem der Vorträge soll jedoch ein kurzes Werbevideo abgespielt werden. Die meisten VC-Systeme bieten zwar einen Content-Stream an, jedoch ist dieser auf sehr wenige Bilder pro Sekunde begrenzt, was beim Zuschauer zu sehr ruckelnden Eindrücken führt.
Die Webcam-Datenströme hingegen unterliegen dieser Restriktion nicht und werden typischerweise mit 30 Bildern pro Sekunde gesendet.
Hier ist also die Idee, das Videokonferenzsystem auf dem Webcamstream mit einem gemischten Stream aus Video und Webcam zu versorgen, sodass das Werbevideo flüssig beim Zuschauer ankommt.
Durchführung
Die Grundprinzipien der Durchführung sind sehr ähnlich (um nicht zu sagen analog) zu dem vorrangegangenen Abschnitt. Szenen werden erstellt und umbenannt, Quellen hinzugefügt und konfiguriert.
Der Quellentyp ist diesmal jedoch ein anderer, nämlich die Medienquelle. Medienquelle kann im Grund alle sein, was einen eindeutigen Ort besitzt. Videostream aus dem Internet und eine lokale Datei sind hierbei die gängigsten. Im Bild wurde eine lokale .mp4-Datei verwendet und eingebunden.
Virtuelle Kamera verwenden
In OBS muss die virtuelle Kamera via gleichnamigen Knopf gestartet werden. Ist das geschehen, kann die OBS Virtual Camera in jedem kompatiblen VC System ausgewählt werden. Anbei ein paar Beispiele (v.l.n.r: Pexip, Zoom, Teams):
Ist das passende Mediengerät ausgewählt, wird genau das angezeigt und gesendet, was in OBS Studio im Vorschaufenster zu sehen ist.