Open Broadcaster Software Studio - Überblick
Die Open Broadcaster Software Studio (kurz OBS) ist ein quelloffenes und freies Programm, mit dem sowohl Videoquellen als auch Audioquellen gemischt werden können.
Im Anschluss können die Audio- und Videostreams in browserbasierte (und mit etwas Aufwand auch in Legacy-) Videokonferenzsysteme geleitet werden.
Dieser Überblick besteht aus:
- Vorschaufenster
- Szenenauswahlfenster
- Quellenauswahlfenster
- Audiomixer
- Szenenübergänge und Steuerung
- Infoleiste
Die Standardbenutzeroberfläche sieht wie folgt aus:
Vorschaufenster
Das Vorschaufenster oberhalb in der Mitte dient zur Kontrolle und zur visuellen Repräsentation des zu erstellenden Videostreams. Zuvor hinzugefügte Quellen (siehe unten) müssen zunächst markiert werden. Dazu wird eine Quelle ausgewählt, sodass sie wie oben rot eingerahmt ist. An den etwas dickeren Ankerpunkten kann mit einem Mausziehen gestreckt, gestaucht, verschoben und skaliert werden.
Szenenauswahlfenster
Das Szenenauswahlfenster unten links beherbergt sämtliche erstellte Szenen, welche wiederrum eine eigene Menge an Quellen besitzen. Zwischen diesen Szenen kann per Tastendruck (oder Makro bzw. Keyboardshortcut) hin und her gewechselt werden, wodurch die jeweils zugehörigen Einstellungen der Quellen geladen werden. Das ganze wird im Vorschaufenster dargestellt.
Unterschiedliche Szenen können dafür verwendet werden, zwischen vorgefertigten Anordnungen von sogenannten Overlays (dt. Einblendung/Überlagerung etc.) zu wechseln. Ein guter Vergleich wären die Pods von Adobe Connect, nur dass die Szenen deutlich flexibler sind.
Szenen können umbenannt, dupliziert, gruppiert, angeordnet werden, sodass die Organisation leicht fällt.
Quellenauswahlfenster
Im Quellenfenster befinden sich sämtliche Audio- und Videoquellen, welche die ausgewählte Szene enthält.
Wichtig hierbei ist, dass die visuellen Quellen von oben nach unten angezeigt werden. Das heisst, dass die "obersten" Quellen über den darunterliegenden liegen und sie dadurch verdecken. In dem Beispiel des Bildes verdeckt also die Fensteraufnahme die Medienquelle 2.
Eine Szene kann (endlich) beliebig viele Quellen enthalten, typischerweise sind es aber - je nach Produktionsqualität - unter zehn.
Das Augensymbol rechts neben dem Namen der Quelle kann verwendet werden, um besagte Quelle temporär auszublenden. Das Schlosssymbol hingegen fixiert die Quelle an ihrem Ort und macht sie unverschiebbar.
Derzeit eingefügt werden können die folgenden Typen:
Die interessantesten Quellen sind hierbei wohl die Bildschirmaufnahme bzw. Fensteraufnahme und das Videoaufnahmegerät (Webcam, Camcorder, Spiegelreflexkamera etc.)
Hat man eine Quelle hinzugefügt, können diese - neben der normalen Manipulation - noch durch Filter feinjustiert oder gar komplett umgestaltet werden.
Dies findet Anwendung im Hintergrund-Blur-Tutorial.
Audiomixer
Der Audiomixer ist zum einen für das Monitoring der Audioein- und Ausgänge und zum anderen zur softwareseitigen Manipulation zuständig. Auch er ist szenenspeziifisch und somit können verschiedene Audiosetups für verschiedene Szenen erstellt werden.
Über das Zahnradsymbol kann die jeweilige Audioquelle angepasst werden. Hier finden sich auch die erweiterten Audioeigenschaften:
Neben den vergleichsweise selbsterklärenden Optionen ist hier noch der Synchronisationsausgleich zu erwähnen. Dieser kann positiv (zeitlich gesehen "nach hinten") oder negativ ("nach vorne") eingestellt werden. Das ist nützlich, wenn Audio und Ton einen Versatz aufweisen, der für Zuschauer störend wirken kann, beispielsweise bei der Lippenbewegung, welche über eine Webcam aufgenommen wurde.
Szenenübergänge und Steuerung
Zuletzt gibt es noch die Szenenübergänge und die Steuerungsshortcuts. Wechselt man im Szenentab auf eine andere Szene, so wird jener Szenenübergang verwendet, der aktiv im Szenenübergangstab ausgewählt ist, mit der Daür (hier 500ms). Luma Swipe ist eine Überblendung von links nach rechts. Standardmäßig gibt es mehr als 30 Übergänge die sich allesamt noch einmal konfigurieren lassen können.
Übergänge verleihen der Präsentation ein professionelleren Eindruck, sollten aber auch sparsam verwendet werden, da sie mental fordernd sein können (vgl. übertrieben animierte Powerpointspielereien).
Im Steuerungstab sind die wichtigsten Buttons für den moment-to-moment Gebrauch. Möchte man das fertige Setup streamen, so stehen einem vordefiniert etliche Betreiber von Videoplattformen zur Verfügung. Man kann jedoch auch seine eigenen Server hinzufügen, sofern diese dafür konfiguriert sind. Youtube bietet exemplarisch HLS und RTMPS an.
Eine lokale Speicherung für Video-on-Demand Szenarien lassen sich über "Aufnahme starten" realisieren. Die genauen Parameter hierfür sind in den Einstellungen → Ausgabe zu finden. Derzeit unterstützte Videoformate sind .mkv, .mp4, .flv, .mov, .ts und .m3u8.
Virtuelle Kamera
Seit der Version 26.0.0 unterstützt OBS Studio eine virtuelle Kamera. Diese ist quasi der nach belieben erstellte visuelle Ausgang aus OBS Studio, welcher in ein Videokonferenzsystem eingespeist werden kann.
Eine wichtige Randbemerkung an der Stelle für alle Linuxbenutzer: das Verwenden einer virtuellen Kamera benötigt Root-Rechte.
Infoleiste
Zuletzt ist nocht die Infoleiste zu erwähnen.
Sie zeigt zum einen die bereits verstrichene Zeit für einen Livestream oder eine Aufnahme an. Ist ein Stream oder eine Aufnahme gestartet, so werden weiterhin die "gedroppten Frames" angezeigt. Das sind Bilder, welche nicht den Server erreichen konnten und dienen als Info für den Veranstalter, dass entweder etwas mit der Hard- bzw. Software oder der Internetverbindung nicht stimmt. Beim Zuschaür wird das als Standbild wahrgenommen.
Zum anderen wird die CPU Auslastung, welche OBS verursacht, angezeigt und die derzeitig übertragene Bildwiederholrate in fps (Frames pro Sekunde).
Roundup
Das ist die Oberfläche von OBS Studio und ihren Anwendungsgebieten.
Vergleichbare Tools, die alle mehr oder weniger eine ähnliche Anwendungsnische bedienen, sollen hier aber auch Erwähnung finden:
- Camtasia (proprietär, 30 Tage Testversion, danach kostenpflichtig, Windows/Mac)
- XSplit (proprietär, Abomodell, Windows/Mac)
- mmhmm (proprietär, sehr einfache Bedienung, sehr hardwarehungrig, kostenlos in der Free Version, jährlich 8,33$ pro Monat für Premium, für den Lehrsektor ein Jahr kostenlos, Windows/Mac)
In den folgenden Tutorials wird darauf eingegangen, wie bestimmte Anwendungsfälle mit OBS realisiert werden können.