Lerngegenstände
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Für Lehr-Lern-Kontexte ist die geeignete Auswahl und Aufbereitung von Lerngegenständen ein wichtiger Aspekt. Georg Feuser beschreibt den Lerngegenstand und seine Bedeutung wie folgt: “Pädagogisch intentional geht es um das, was [...] durch die handelnde Auseinandersetzung im Kollektiv anhand der Themen, Sachverhalte und Gegenstände des Unterrichts erkannt werden kann, und nicht um die Sachverhalte bzw. Gegenstände an sich, wie das in der Unterrichtspraxis oft zu beobachten ist.” (Feuser 2013: 286)
Es geht im Kern darum, Prozesse, Handlung sowie die zu gewinnenden Erkenntnisse an und mit einem Gegenstand in den Vordergrund von Lern- und Entwicklungsprozessen zu stellen (ebd.: 285). Da Lerngegenstände immer in gesellschaftliche Bedeutungsfelder eingebettet sind, müssen sie individuelle sowie gemeinsame Erkenntnisse von Wirkungen und Prozesse in der uns umgebenden Umwelt ermöglichen. Inhalte von Lehr-Lern-Settings als komplexe, immer handlungsbezogene Lerngegenstände zu denken ist wichtig für gelingende Lern- und Entwicklungsprozesse. Denn das, was gelernt wird, steht immer in einem Zusammenhang zu unserer Umwelt und wird durch sie beeinflusst. Wenn Menschen lernen, auch in Schule, dann erschaffen sie sich durch diesen Lernprozesse “ein inneres Abbild der äußeren Welt” (Niethammer, Langner 2017: 65). Lerngegenstände können und müssen demnach so vielfältig sein, wie die Welt selbst.
Damit sich Lernende die Vielfalt der “äußeren Welt” erschließen können, bedarf es zum einen vielfältiger Lernpfade, welche entsprechen den Erfahrungen und Bedürfnissen der Lernenden die Verinnerlichung ermöglichen (ebd.). Es bedarf aber auch einer Analyse des Gegenstandes an sich, welche die “innewohnenden Logik der Sache” sowie gesellschaftliche Bedeutungen (ebd.), in Bezug zu den Bedürfnissen der Lernenden, aufzeigt. Denn das Subjekt und das Objekt im Lernprozess bedingen sich gegenseitig. Der anzueignende Gegenstand hat immer eine persönliche Bedeutsamkeit, die aus dem Individuum heraus entwächst, und eine gesellschaftliche Bedeutung, welche dem Gegenstand zugeschrieben wird (ebd.: 66). Der Lerngegenstand muss demnach zum einen Erkenntnisgewinne hinsichtlich dem Verallgemeinerungsfähigen ermöglichen (Bedeutung) (Jantzen 2016: 294 nach Jugel, Steffens 2019: 98). Zum anderen muss der Gegenstand etwas fundamental sinnhaftes für die Lernenden darstellen oder in der Auseinandersetzung ermöglichen, sodass individueller Sinn entstehen kann (ebd.). Erfahren Sie mehr über Sinn und Bedeutung. Wird die Aufbereitung des Gegenstandes in diesem Wechselspiel vollzogen, ermöglicht dies vielfältige Zugänge, Potenziale sowie Hürden hinsichtlich der Bedarfe der Lernenden für den Lernprozess zu identifizieren (Niethammer, Lagner 2017: 66). Eine inklusions- und heterogenitätssensible Differenzierung des Gegenstandes kann nur mit einer Verstehende Perspektive gelingen.
Für eine neue herangehensweise an die Analyse des Lerngegenstandes im Sinne vielfaltssensibler Lehr-Lern-Angebote, finden Sie auf den Unterseiten dieses Kapitels Impulse und Anregungen. Dabei bietet der Fundus an dieser Stelle fachbezogenen Anregungen an, denn je nach fachlicher Verortung des Gegenstandes bedarf es unterschiedlicher Analyseschritte und Annäherungen.
Mathematik
Viele assoziieren mit Mathematik, dass dort Aufgaben eine Rolle spielen, die eindeutig lösbar sind, genau eine Lösung haben und dass immer eindeutig zwischen ‘richtig’ und ‘falsch’ unterschieden werden kann. Substanzielle und offene Aufgabenformate hingegen wollen allen Lernenden einen Zugang zum mathematischen Lerngegenstand bieten und ermöglichen unterschiedliche Lernpfade, Bearbeitungstiefen und Komplexitätsgrade. Erfahren Sie mehr zur Substanziellen Lernumgebung.
Sozialwissenschaften
Die Auseinandersetzung mit sozialwissenschaftlichen Fragen und Problemen erfolgt vor allem im Fach der politischen Bildung. Demnach können Fragen des Zusammenlebens und die Herstellung von Verbindlichkeiten nur multiperspektivisch erfasst und diskutiert werden. Sachverhalte, Probleme oder Position sind demnach selten gesetzmäßig richtig oder falsch. Lesen Sie hier mehr, wie sozialwissenschaftliche Lerngegenstände erschlossen werden können.
Naturwissenschaftlich-Technisch
Naturwissenschaftlich-technische Gegenstände zeichnen sich durch ihre eindeutige Beschreibbarkeit mit geltenden und empirisch begründeten Gesetzen der Wissenschaft (Berechnungen, physikalische Zusammenhänge von Größen) aus. Diese Gesetzmäßigkeiten sind demnach auch Bestandteil des Aneignungs- und Erschließungsprozesses. Lesen Sie mehr zur Analyse naturwissenschaftlich-technischer Lerngegenstände.