Differenzieren
Im Allgemeinen bezeichnet Differenzierung ein didaktisches Prinzip, das darauf ausgerichtet ist, den unterschiedlichen Bedürfnissen, Kompetenzen und Interessen der Lernenden gerecht zu werden. Der Begriff Differenzierung ist im pädagogischen Kontext weitreichend verbreitet und scheint mitunter missverstanden zu werden:
So "gehören beispielsweise ‚individuelle Förderung‘ oder ‚Binnendifferenzierung‘ insbesondere für die Grundschule zum Standardrepertoire, mit deren Hilfe Heterogenität ‚bearbeitet‘ werden soll. Diese rhetorischen Tarnkappen implizieren eine (scheinbar unvermeidliche) heterogenitätsbedingte Anforderung, die sich durch eine ontologisch begründete Auffassung von Vielfalt als Wesensmerkmal der Schüler*innen ergibt, mit der Lehrer*innen ‚richtig umgehen‘ müssen. Dadurch wird unreflektiert eine Unterschiedlichkeit der Schüler*innen als gegeben angenommen, ohne zu bedenken, dass diese nicht nur unterschiedlich sind, sondern ebenso durch Schule und Unterricht unterschiedlich gemacht werden" (Spiegler 2018: 55f.).
Die Verschiedenheit der Lernenden anzuerkennen, bedeutet nicht, zig verschiedene Materialien zu entwickeln. Denn durch solche Zuschreibungen von Außen kommt es dazu, dass die Lernenden "unterschiedlich gemacht werden" (Tervooren, Pfaff 2018: 37). Vielmehr sollte der Fokus darauf liegen, allen einen Zugang zum Lerngegenstand zu ermöglichen.
Impulse, wie das gelingen kann, sollen an dieser Stelle im Fundus sichtbar gemacht werden. Differenzierung bezieht sich hierbei sowohl auf indidividuelle Lernpfade wie auch Lerngegenstände. Wichtig ist, dass weder die Differenzierung der Lernpfade noch die Differenzierung der Lerngegenstände allein ausreichend ist. Um angemessen auf die Aneignungsvorlieben und individuellen Entwicklungsprozesse der Lernenden einzugehen, sind stets beide Aspekte zu berücksichtigen.
Was ist hier zu finden?
Arten der Differenzierung: Differenzierung kann auf sehr unterschiedliche Art und Weise geschehen, weswegen zwischen den Formen äußerer, innerer und natürlicher Differenzierung unterschieden wird. Hierbei wird deutlich, dass scheinbar je nach Diffrenzierungsart eine unterschiedliche Perspektive auf Heterogenität mitschwingt.
Lernpfade: Die Art und Weise, wie sich eine Person etwas Neues aneignet und Bestehendes weiterentwickelt, unterscheidet sich zwischen allen Menschen und ist darüber hinaus abhängig vom Lerngegenstand. Die Unterschiedlichkeit der Lernpfade muss bei der Gestaltung des Lehr-Lern-Settings sowie der Aufbereitung Lerngegenstandes berücksichtigt werden.
Lerngegenstände: Inhalte sind oftmals das Zentrum von Lehr-Lern-Settings. Vor allem den Lehrenden geht es zumeist um das, “was gelernt werden muss”. Damit geht eine stoff- und wissensbasierte Vorstellung von Lernprozessen einher, die nicht nur die Individualität der Lernenden ignoriert, sonder auch die Komplexität des Lerngegenstandes auf abrufbare Fakten reduziert. Erfahren Sie mehr dazu, wie Sie Lerngegenstände in ausgewählten Fächern neu betrachten und orientiert an die Bedürfnisse der Lernenden aufbereiten können.
Methoden: Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Es gibt bereits gute und erprobte Methoden für heterogenitätssensible Lehr-Lern-Kontexte. Drei dieser Methoden werden im Fundus vorgestellt: Forschendes Lernen, Open Space sowie die Projektmethode.