Bisherige Pflanzen der Woche - Der Christusdorn
Der Christusdorn Euphorbia milii Des Moul.
Der charakteristische Blütenstand der Wolfsmilcharten wird als „Cyathium“ bezeichnet. Beim Christusdorn erwecken zwei nierenförmige, meist rote Hochblätter den Eindruck von großen Einzelblüten.
Dornige Zweige und giftiger Milchsaft schützen den Christusdorn (Euphorbia milii) vor Fraß.
Symbolträchtige Weihnachtspflanzen sind nicht nur unter den Nadelbäumen zu finden. Während die Natur draußen in den Winterschlaf geht, schmücken tropische Wolfsmilcharten unsere Wohnzimmer in kräftigem Rot und Grün. Bekanntestes Beispiel ist der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima Willd. ex Klotzsch). Nach kurzem, spektakulärem Auftritt im Advent wird er meist bald wieder entsorgt. Auch im Botanischen Garten fehlt der große mittelamerikanische Strauch aus Platzgründen.
Nicht weniger bemerkenswert ist eine nah verwandte und deutlich beständigere Zimmerpflanze, welche Trockenheit und warme Heizungsluft problemlos toleriert: der Christusdorn (Euphorbia milii Des Moul.). Als endemische Art Madagaskars besiedelt er steinige Böden der Insel mit Buschland und Trockenwald bis in Höhen von 1600 m. Die bis zu zwei Meter hohen, dornigen Sprosse der Pflanze sind schwach sukkulent, können also Wasser speichern. Sie wecken Assoziationen an die Dornenkrone Jesu Christi, worauf sich der deutsche Name der Art bezieht.
Dass die Gestalt von manchen in Trockengebieten wachsenden Wolfsmilcharten an die von nicht näher verwandten Kakteen erinnert, erklärt die Biologie mit konvergenter Evolution: Unter vergleichbaren Umweltbedingungen entwickeln sich oft ähnliche morphologische Merkmale. Untrüglich und typisch für alle Vertreter der Gattung Euphorbia ist allerdings der giftige weiße Milchsaft, der bei Verletzung der Pflanzen austritt und sie vor Fraß schützt. Er sollte nie mit der Haut in Kontakt kommen - besonders Schleimhäute kann er extrem stark schädigen! Gartenhandschuhe helfen beim Umgang mit Wolfsmilch-Pflanzen vorbeugend gegen die Verletzungsgefahr.
Ganz anders als bei Kakteen präsentieren sich auch die „Blüten“ des Christusdorns. Botanisch betrachtet sind es Blütenstände: Zwei rot oder grünlich-gelb gefärbte Hochblätter - sogenannte Brakteen – ziehen den Blick auf sich und umrahmen Bündel von männlichen Einzelblüten, die jeweils nur aus einem Staubblatt bestehen. Ein gestielter Fruchtknoten repräsentiert die einzige, ebenfalls stark reduzierte weibliche Blüte des Blütenstands, der typisch für alle über 2000 weltweit verbreiteten Wolfsmilcharten ist.
(KW 50/25)
Etwa 10.000 Pflanzenarten wachsen im Botanischen Garten der TU Dresden. Auf dieser Seite stellen wir Ihnen regelmäßig ein Beispiel aus dieser Vielfalt näher vor. Die Besonderheiten unserer wissenschaftlichen Pflanzensammlung zeigen sich auf vielerlei Art und Weise: in erstaunlichen Anpassungen, wunderlichen Namen, einer interessanten Verwendung oder auch in einer außergewöhnlichen Blütenpracht.
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