01.11.2024
Unsere Pflanze der Woche: Der Japanische Losbaum
Clerodendrum trichotomum Thun.
Anders als sein Name vermuten lässt, wächst der Japanische Losbaum meist als lockerer Strauch. Weiße, süß duftende Blüten und bemerkenswerte Früchte machen das Pioniergehölz von Sommer bis Herbst attraktiv. Seine Heimat sind Waldränder und Lichtungen in China, Korea, Taiwan und Japan. Unser Exemplar geht auf Saatgut zurück, das aus dem nordkoreanischen Diamantgebirge stammt. Verwilderte Vorkommen findet man örtlich in den USA, Großbritannien, Italien, auf der Insel Java und im Norden Neuseelands.
Bis 1992 zu den Verbenengewächsen gezählt, wird die Gattung Clerodendrum heute in die Lippenblütengewächse eingeordnet. Etwa 250 Arten besiedeln vorwiegend die Tropen und Subtropen. Einige davon sind im Regenwaldhaus I zu sehen. Vor dessen Eingang im Tertiärbereich trotzt der Japanische Losbaum als winterhärtester Vertreter Temperaturen bis etwa -17 °C. Die sommergrünen Blätter sind reich an ätherischen Ölen und verströmen, wenn man an ihnen reibt, einen unangenehmen Duft.
Holzbienen (Xylocopa) sowie tag- und nachtaktive Falter bestäuben die in bis zu 20 cm langen Trugdolden stehenden Blüten: Nur Insekten mit langem Saugrüssel erreichen den tief in der engen Kronröhre verborgenen Nektar. Beim Trinken berühren die relativ großen Insekten die an langen Staubfäden bzw. Griffeln aus der Blütenröhre heraushängenden Staubbeutel bzw. Narben. Zuerst geben die Staubblätter der Blüte ihren Pollen ab. Erst Stunden später öffnet sich die Narbe und nimmt Blütenstaub auf. Diese „Vormännlichkeit“ (Proterandrie) verhindert die Selbstbestäubung.
Die fünf zur Blütezeit blassgrünen, rötlich überhauchten Kelchblätter werden zur Samenreife fleischig, spreizen sich sternförmig ab und färben sich kräftig pink. Sie unterlegen zurzeit die anfangs türkisblauen, später schwarzblauen Steinfrüchte mit einem sehr auffälligen Farbkontrast.
Äußerlich nicht erkennen lassen sich heilende Eigenschaften des dekorativen Strauchs: Die Volksmedizin in den Heimatländern setzt seine Blätter und jungen Sprosse, seltener auch die Wurzeln, Blüten und Früchte unter anderem gegen Bluthochdruck, Arthritis und Hautausschläge ein. Die aktuelle Forschung untersucht unter anderem auch die Wirkung seiner Inhaltsstoffe gegen bestimmte Viren und Krebszellen.
Etwa 10.000 Pflanzenarten wachsen im Botanischen Garten der TU Dresden. Auf dieser Seite stellen wir Ihnen regelmäßig ein Beispiel aus dieser Vielfalt näher vor. Die Besonderheiten unserer wissenschaftlichen Pflanzensammlung zeigen sich auf vielerlei Art und Weise: in erstaunlichen Anpassungen, wunderlichen Namen, einer interessanten Verwendung oder auch in einer außergewöhnlichen Blütenpracht.
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