30.05.2022
Dresden Nexus Conference 2022: Schutz der biologischen Vielfalt braucht gemeinsames Handeln
Unter der Überschrift „Biodiversität – Verantwortungsvoller Umgang mit lebenswichtigen Ressourcen“ widmete sich die vierte Dresden Nexus Conference (DNC2022) vom 23. bis 25. Mai einer der drängendsten Fragen weltweit: Wie lässt sich die biologische Vielfalt erhalten und schützen? Dabei diskutierten die rund 350 Teilnehmenden aus mehr als 60 Ländern ebenso die Frage, welche Rolle die Biodiversität im Konzept des Ressourcen-Nexus, also integrierten Perspektiven zum Umgang mit lebenswichtigen Ressourcen, spielt oder spielen sollte. Zu der internationalen Online-Konferenz hatten die Universität der Vereinten Nationen (UNU-FLORES), die Technische Universität Dresden (TU Dresden) und das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) eingeladen.
Nur einen Tag nach dem Internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai bot die Tagungsreihe Dresden Nexus Conference (DNC) zum vierten Mal eine breite Plattform zum inter- und transdisziplinären Austausch zu drängenden Fragen nachhaltiger Entwicklung. Die biologische Vielfalt ist existenziell für das Leben und Überleben der Menschen und sie ist verknüpft mit einer ganzen Reihe weiterer aktueller Herausforderungen. In 22 Sessions wurde deshalb eine große Vielfalt an wichtigen Ressourcen-Nexus-Themen erörtert, die u. a. mit dem Klimawandel, der Agrar- und Ernährungswirtschaft, der Stadt- und Regionalentwicklung und der Kreislaufwirtschaft zusammenhängen. Im Blick hatten die Sessions jeweils auch die Frage, welche Rolle im jeweiligen thematischen Zusammenhang die biologische Vielfalt spielt.
Passende Denkanstöße für die Diskussionen und spannende Einblicke in internationale Aktivitäten gaben vier Keynote-Vorträge ausgewiesener Expert*innen. Elizabeth Maruma Mrema vom Sekretariat des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD), Hien T. Ngo vom Sekretariat der Kommission für genetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), Prof. Tan Puay Yok, Direktor des Botanischen Gartens Singapur und Wissenschaftler an der National University of Singapore sowie Dr. Bram Edens von der Statistikabteilung der Vereinten Nationen lieferten Einblicke in die Forschung zu Biodiversität ebenso wie in die weltweiten Bestrebungen, die biologische Vielfalt zu erhalten und wiederherzustellen.
Deutlich wurde in den Vorträgen und Diskussionen: Der Schutz der biologischen Vielfalt braucht gemeinsame Anstrengungen – über fachliche und Sektorgrenzen hinweg. Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft können die biologische Vielfalt am besten schützen, wenn sie die Herausforderung gemeinsam angehen. Mit der DNC2022 als Plattform für den Austausch haben UNU-FLORES, TU Dresden und IÖR ein entsprechendes Angebot gemacht. Die Organisierenden der DNC2022 sind zuversichtlich, dass sich aus der Veranstaltung neue Kontakte und Netzwerke entwickeln.
Gemeinsames Abschluss-Dokument zur Rolle der biologischen Vielfalt im Ressourcen-Nexus
Eine erste Netzwerkaktivität wurde bereits während der DNC2022 auf den Weg gebracht: Gemeinsam entwickeln die Teilnehmenden ein Abschluss-Dokument mit dem Titel „Recognizing the complex and interwoven role of biodiversity in the Resource Nexus”. Es wird das gemeinsame Verständnis der Teilnehmenden zu Rolle der biologischen Vielfalt im Ressourcen-Nexus darlegen und ist als wichtiger Ausgangspunkt für die künftige Forschung in diesem Bereich gedacht. Noch bis zum 31. Mai haben die Teilnehmenden der DNC2022 die Möglichkeit, ihre Kommentare zu dem Dokument einzureichen. Im Juni werden die DNC-Veranstalter die finalisierte Fassung veröffentlichen.
Weitere Informationen zum Abschluss-Dokument:
http://2022.dresden-nexus-conference.org/programme/signatory-product
Verleihung des PRISMA-Award zum Thema der DNC2022
Zum zweiten Mal wurde im Rahmen der DNC auch der PRISMA – Sustainability Assessment and Policy Award des gleichnamigen Zentrums verliehen. Das PRISMA – Zentrum für Nachhaltigkeitsbewertung und -politik hatte Forschende aufgerufen, sich mit herausragenden Publikationen zum Thema der DNC2022 zu bewerben. Die Resonanz war groß. Über 50 internationale und hochrelevante Einreichungen stellten die Jury vor eine schwere Wahl. Der PRISMA-Award 2022 geht an ein internationales Autoren-Team um Dr. David R. Williams von der School of Earth and Environment, University of Leeds, und den Beitrag „Proactive conservation to prevent habitat losses to agricultural expansion“. Der Artikel ist in der Fachzeitschrift Nature Sustainability erschienen. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie die in der Zukunft zu erwartende zusätzliche Flächenbeanspruchung durch die Landwirtschaft und der zugleich dringend erforderliche Schutz von Lebensräumen und biologischer Vielfalt in Einklang gebracht werden können, und benennt mögliche Lösungsansätze.
Weitere Informationen zum PRISMA – Centre for Sustainability Assessment and Policy:
https://tu-dresden.de/prisma
Link zum Gewinner-Beitrag: https://doi.org/10.1038/s41893-020-00656-5
Stimmen der Veranstaltenden
Dr. David Malone, Rektor, United Nations University
„Ich freue mich, dass die Dresden Nexus Conference den globalen Dialog über den Wert des Nexus-Ansatzes für die Lösung der Herausforderungen, vor denen unser Planet steht, fördert. Der Verlust der biologischen Vielfalt wird für kommende Generationen katastrophale Auswirkungen haben, wenn wir nicht durch ein nachhaltiges, vernetztes Umweltressourcen-Management dringend erforderliche Maßnahmen ergreifen. Die Dresden Nexus Conference bietet eine ideale Plattform für die dringend notwendige Verknüpfung von Politik und Wissenschaft, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen.“
Prof. Dr. Edeltraud Günther, Direktorin, UNU-FLORES
„Eingebettet in die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ebnet die DNC den Weg für ein präzises und empirisch fundiertes Verständnis des Ressourcen-Nexus unter Wissenschaftler*innen und der breiteren Fachwelt sowie für die Integration von Ressourcen-Nexus-Konzepten in die Gestaltung und Umsetzung der Politik. Am wichtigsten ist vielleicht, dass diese Veranstaltung das gemeinsame Anpacken für die nachhaltige Bewirtschaftung von Umweltressourcen fördert – quer durch Wissenschaft, Politik, Praxis und Zivilgesellschaft. Der Ressourcen-Nexus geht über Wasser, Boden und Abfall hinaus, er umfasst alle relevanten Umweltressourcen, einschließlich Energie und anderer Georessourcen sowie der biologischen Vielfalt.“
Prof. Dr. Wolfgang Wende, Leiter Forschungsbereich Landschaft, Ökosysteme und Biodiversität, IÖR
„Die DNC2022 hat viele Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich biologische Vielfalt erhalten und wiederherstellen lässt. Mit Blick auf den Weltbiodiversitätsgipfel Anfang Oktober im chinesischen Kunming lässt sich sagen: Es wäre sehr wichtig, sich dort auf ambitionierte und konkrete Ziele zu einigen. Sie müssen sich vor allem auch operationalisieren lassen. Nur so ließe sich messen, wie gut umgesetzte Maßnahmen helfen, die Ziele auch zu erreichen. Auf der DNC2022 haben wir viele gute Beispiele aus der Praxis gesehen. Sie zeigen: Der ernsthafte Schutz der biologischen Vielfalt ist möglich.“
Dr. André Lindner, Bereichsdezernent Bereich Bau und Umwelt, TU Dresden
„Wir müssen uns die Frage stellen: Ist dies wirklich die letzte Chance, viele Arten lebend und in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen? – Oder haben wir noch eine letzte Chance, dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken und damit die Grundlagen unserer Entwicklung und unseres Wohlergehens zu sichern. Mit der DNC-Konferenzreihe werden Nachhaltigkeit sowie Transfer und Internationalisierung als wesentliche Schlüsselwerte der veranstaltenden Institutionen in die Tat umgesetzt, um zur Erhaltung des ökologischen Lebenserhaltungssystems unserer Gesellschaft beizutragen.“
Über die Dresden Nexus Conference
Die Dresden Nexus Conference (DNC) ist eine internationale Konferenzreihe. Im Fokus steht die Diskussion aktueller Forschung und praktischer Beispiele, die dazu beitragen, die Weiterentwicklung einer Nexus-Perspektive im Umgang mit natürlichen Ressourcen voranzutreiben. Seit ihrer Gründung im Jahr 2015 ist die DNC ein Treffpunkt für Forschende aus der ganzen Welt, ebenso wie für internationale Expert*innen von UN-Organisationen und aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft von der lokalen bis zur globalen Ebene. Die DNC möchte die Kluft zwischen Forschung und praktischer Anwendung überbrücken, sie setzt dafür auf den regen Austausch aller Teilnehmenden. Für die erstmals komplett online ausgerichtete Tagung im Jahr 2020 (eDNC2020) wurden die Veranstalter der Reihe, UNU-FLORES, IÖR und TU Dresden, mit dem „eku erfolg – Zukunftspreis für Energie, Klima, Umwelt“ des Sächsischen Umweltministeriums (SMEKUL) ausgezeichnet.
Weitere Informationen zur DNC2022: http://2022.dresden-nexus-conference.org/
Die DNC2022 wird gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG/WE 3057/8-1).
Kontakt:
Kristin Heelemann
TU Dresden
Kommunikation Bereich BU
Tel.: + 49 351 463-33215
Atiqah Fairuz Salleh
UNU-FLORES
Communications and Advocacy
Tel.: +49 351 8921-9387
Heike Hensel
IÖR
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 351 4679-241
Die Veranstalter im Überblick
Universität der Vereinten Nationen – Institut für integriertes Materialfluss- und Ressourcenmanagement (UNU-FLORES)
UNU-FLORES entwickelt Strategien, um drängende Probleme im Bereich der nachhaltigen Nutzung und des integrierten Managements von Umweltressourcen wie Boden, Wasser, Abfall, Energie und andere Georessourcen zu bewältigen, die für die Vereinten Nationen und ihre Mitgliedstaaten – insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern – von Belang sind. Das Institut mit Sitz in Dresden, Deutschland, beschäftigt sich mit Forschung, Kapazitätsentwicklung, postgradualer Lehre, Fortbildung und Wissensverbreitung, um den Ressourcen-Nexus voranzubringen. https://flores.unu.edu/
Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das IÖR leistet Beiträge für eine räumliche Entwicklung, die es der Menschheit ermöglicht, innerhalb ökologischer Grenzen zu prosperieren und planetare Gerechtigkeit zu gewährleisten. Seine Forschung zielt darauf ab, tiefgreifende und umfassende Transformationen zu beschleunigen und umzusetzen, die Regionen, Städte und Quartiere nachhaltig und resilient gestalten. https://www.ioer.de
Technische Universität Dresden (TUD)
Die Technische Universität Dresden (TUD) ist eine der elf Exzellenzuniversitäten Deutschlands: stark in der Forschung, erstklassig in der Vielfalt und der Qualität der Studienangebote, eng vernetzt mit Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. Als moderne Universität wendet die TUD ihr Zukunftskonzept „Die Synergetische Universität“ an, um ihre Vision, Strukturen und Organisationskultur zu verändern und weiterzuentwickeln. Mit dem Bewusstsein für drängende globale Herausforderungen und regionale Verantwortung sowie internationalen und lokalen Partnerschaften strebt die TUD danach, eine fortschrittliche Universität für das 21. Jahrhundert zu werden. https://tu-dresden.de