Flächeneffekte punktförmiger Totholzstrukturen am Beispiel der Landmollusken
Waldbesitzer in Deutschland sind in vielen Fällen bereit, Überlegungen zur Berücksichtigung der Biodiversität in forstwirtschaftliche Konzepte einfließen zu lassen. Von forstwissenschaftlicher Seite besteht allerdings das Problem, dass oft nicht genug praxisgerechte Angaben dazu gemacht werden können, wie denn im Forstbetrieb konkrete Maßnahmen zum Erhalt oder zur Förderung der Biodiversität durchzuführen sind. Speziell bei der Forderung nach Totholz als einer für Biodiversität wichtigen Schlüsselstruktur gibt es bereits fundiertes Wissen zu Qualitätsanforderungen, z.B. hinsichtlich der Durchmesser oder der Baumarten. Nicht zuletzt durch die Arbeiten von Müller et al. (2005) sind auch zu den Quantitäten des Totholzes für ausgesuchte Indikatorarten der heimischen Fauna (z.B. Landmollusken) in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt worden. Im Zuge der Bemühungen, Multifunktionalität der Forstwirtschaft auch auf kleineren Flächen durch integrative Waldbehandlungskonzepte zu erreichen, entsteht zunehmend die Notwendigkeit, Strukturelemente für Wälder zu beschreiben, an die eine jeweils gewünschte Funktionalität gekoppelt ist. Solche Strukturelemente werden dann als "Zielstrukturen" bezeichnet. Das bereits erwähnte Totholz kann z.B. als eine Zielstruktur für die Funktionalität "Käfer- und Landmolluskendiversität" gelten. Integrative Konzepte sehen nun vor, Zielstrukturen so miteinander zu kombinieren, dass Funktionenvielfalt auf kleiner Fläche (Bestand) erreicht wird. Um auf einer vorgegebenen Fläche mehrere Zielstrukturelemente miteinander kombinieren zu können, darf das einzelne Strukturelement nur eine bestimmte Flächenausdehnung haben. Für solche Konzepte taucht die Frage auf, ob sehr kleine - hier als punktförmig bezeichnete - Totholzstrukturen überhaupt eine flächige Wirkung gewährleisten können. Für die praktische Berücksichtigung werden somit Aussagen benötigt, in welchen Abständen in einer Fläche diese Strukturen vorhanden sein müssen, um Flächenwirkung zu entfalten. Das hier beantragte Projekt soll Hinweise darauf liefern, wie viel Totholz auf einer Fläche vorhanden sein muss und in welcher Verteilung es in Wäldern vorhanden sein sollte, um für die Landmollusken flächig relevante Habitateigenschaften zu entwickeln. Damit wird ein Beispiel erarbeitet, das für eine Tiergruppe konkrete Handlungsanweisungen für Forstbetriebe im Rahmen integrativer Waldbehandlungskonzepte liefert. Die Untersuchungen finden im Nationalpark Bayerischer Wald statt.
Literatur:
Müller, J., Strätz, C. & Hothorn, T. (2005): Habitat factors for land snails in acid beech forests with a special
focus on coarse woody debris. Eur. J. Forest Res. 124 : 233-242.
Müller J, 2005. Waldstrukturen als Steuergröße für Artengemeinschaften in kollinen bis submontanen
Buchenwäldern. Dissertation, Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und
Umwelt. Technische Universität. München, http//mediatum.ub.tum.de. 197 pp.
Strätz, C.; Müller, J.; 2006: Zur Bedeutung von Laub- und Nadeltotholz in kollinen Buchenwäldern für
Landgastropoden am Beispiel des Wässernachtals. Waldökologie Online: Vorabveröffentlichung.
Wagner, S.; 2004: Möglichkeiten und Beschränkungen eines funktionsorientierten Waldbaus. Forst und Holz,
Vol.59, No.3, S.105 - 111.