Nutzerorientierte Inventur- und Planungsverfahren für eine adaptive multifunktionale Waldwirtschaft (NOWA_IP)
Das Forschungsprojekt NOWA_IP hat die komplexe und zugleich praxisnahe Bearbeitung einer der wesentlichen Kernfragen in Forstbetrieben – die betrieblich-optimale Gestaltung einer multifunktionalen Waldwirtschaft – zum Ziel. Die Projektstruktur nutzt für die Bearbeitung dieser Zielsetzungen die Kooperation unterschiedlicher forstwissenschaftlicher Fachbereiche, vertreten durch die Professuren für Forsteinrichtung, Biodiversität und Naturschutz, sowie Waldbau. Zur Gewährleistung eines unmittelbaren Praxisbezugs werden die betrieblichen Konzepte für eine multifunktionale Waldwirtschaft am konkreten Beispiel der Kooperationspartner Forstbetrieb Gut Hohenhaus und Forstbetriebsgemeinschaft Brauna erarbeitet und angepasst.
Der Waldbau (1a) führt zunächst eine umfangreiche Analyse der theoretischen Hintergründe, Begrifflichkeiten und Definitionen zu den Themenschwerpunkten (Multi-)funktionalität, Ökosystem(dienst)leistungen (ÖSL) und den Ebenen von Diversität als potenziellen Kenngrößen für waldbauliche und waldwirtschaftliche Handlungsansätze durch. Dabei werden entsprechende Studien mit unterschiedlicher räumlicher Bezugsebene (u.a. MEA 2005, TEEB 2011, CICES-Klassifizierung nach Haynes-Young & Potschin 2011) berücksichtigt. Die jeweils verwendeten Systematiken werden hinsichtlich ihrer operationalen Übertragbarkeit auf betrieblicher Ebene kritisch geprüft. Als Resultat dieser Analysen soll (1b) eine Systematik über definierte Waldstrukturen als Träger spezifischer Merkmale erarbeitet werden. Anhand dieser Systematik ist zu hinterfragen, welche Güter oder Leistungen folglich über die konkreten Waldstrukturen bereitgestellt und tatsächlich durch waldbauliches Handeln beeinflusst werden können. Schwerpunkt der theoretischen Zusammenstellung bildet somit der unmittelbare Zusammenhang zwischen definierter Waldstruktur und Funktionen bzw. Leistungen der Wälder. (2) In einem zweiten Schritt erfolgt auf Grundlage aller verfügbaren Waldstrukturinformationen (z.B. FE Daten, Weiserflächen) in den genannten Beispielbetrieben und unter Einbeziehung der zuvor erstellten Systematik funktions- und leistungsrelevanter Waldstrukturen die Einordnung des gegenwärtigen Waldzustands. Die Angaben werden während der Projektlaufzeit durch relevante Informationen aus den drei beteiligten Fachgebieten ergänzt, um flächenscharfe Bezüge zwischen den gegebenen Waldstrukturen und den ÖSL für die konkreten Beispielbetrieben herstellen zu können. (3) Diese Aufstellung bildet zugleich die Basis zur Bewertung des aktuellen Waldzustands und des daraus resultierenden flächenspezifischen und betrieblichen ÖSL-Potenzials. Die betrieblichen Entscheidungen der Waldeigentümer sollen auf Grundlage einer flächen-/bestandesbezogenen ÖSL-Planung (bzw. ÖSL-Zieltypen-Planung) erfolgen. Im Rahmen des Projekts werden deshalb (4) waldbauliche Handlungsvorschläge für charakteristische Bestandestypen unterbreitet, um perspektivisch das jeweils zielkonforme ÖSL-Potenzial auszubauen. Gegebenenfalls sind vorhandene Waldstrukturen entsprechend einer räumlichen Optimierung der ÖSL-Zielformulierungen zu modifizieren und Konflikte in den Kombinationsmöglichkeiten offenzulegen.