Abgestorbene Fichtenreinbestände in mittlerem Bestandesalter – Potenziale des Totholzmanagements (PoToMa)
Die anhaltenden Auswirkungen des Klimawandels und die auftretenden Witterungsextreme stellen auch für die Waldökosysteme in Deutschland eine enorme Belastung dar. Regional tritt das großflächige Absterben von Waldkomplexen in den Vordergrund, insbesondere, wenn diese von homogenen Fichtenreinbeständen dominiert werden. Im Gebiet des Freistaates Thüringen wiesen nach der letzten Waldzustandserhebung 2024 rund 41% der Fichtenflächen deutliche Vitalitätsverluste auf oder befanden sich in Auflösung. Diese Entwicklungen verursachen bereits im mittleren Bestandesalter hohe Totholzvorkommen. Für Forstbetriebe und Waldbesitzende ergeben sich daraus enorme Holzverluste und große wirtschaftliche Einbußen, während die ökologische Wirkung von Totholzvorkommen in diesen Altersklassen weitgehend ungeklärt ist.
Deshalb ist es Ziel des Projektes, Konzepte und Strategien auf der Basis ökosystemarer Kenngrößen für den Umgang mit diesen Totholzvorkommen zu entwickeln. Aufgrund zunehmender Unsicherheit präferieren bisherige Konzepte meist die Beräumung und künstliche Wiederbewaldung der Flächen, um die weiteren wirtschaftlichen Schäden gering zu halten.
Im Projekt werden daher
- umfangreiche standorts- und vegetationsökologische Informationen erfasst und hinsichtlich ihrer Abhängigkeit von den flächenspezifischen Totholzvarianten (beräumt versus unberäumt, liegendes und stehendes Totholz) geprüft,
- die Potenziale von Bodensamenbanken und deren Mechanismen ihrer Aktivierung experimentell untersucht,
- die zeitliche und räumliche Regenerationsdynamik dokumentiert,
- die Erkenntnisse zur Bereitstellung von Ökosystemleistungen auf gestörten Flächen unter Berücksichtigung der genannten Totholzvarianten ausgewertet.
Durch die Erfassung komplexer Einflussfaktoren, die über den Verjüngungserfolg der Baumarten und das Konkurrenzpotenzial der Begleitvegetation entscheiden, kann eine direkte Verbindung zur unmittelbaren Wirkung der unterschiedlichen Totholzvarianten hergestellt werden. Mit der Quantifizierung standörtlicher, klimatischer und vegetationsabhängiger Kenngrößen können waldbauliche Optionen abgeleitet werden, die eine Integration des überproportionalen Totholzaufkommens in die forstliche Praxis erleichtern. Es können Wege aufgezeigt werden, welche Kenngrößen über waldbauliche Maßnahmen steuerbar sind und welche Risiken und Chancen für die Regeneration dieser Flächen bestehen.
Die Ergebnisse des Projektes sollen einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung eines praxisrelevanten Totholzmanagements auf großen, ehemals durch Fichte bestockten Störungsflächen leisten.
Die Bearbeitung des Projektes erfolgt gemeinschaftlich durch die Friedrich-Schiller-Universität Jena (Professur Bodenkunde & Professur für Ökologie), die Technische Universität Dresden (Professur für Waldbau) und ThüringenForst (Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha).