Wechselwirkung zwischen Grönländischem Eisschild und Ozean
GROCE: Greenland Ice Sheet - Ocean Interaction
Grönland beherbergt mit seinem kontinentalen Eisschild einen Wasserspeicher, der bei komplettem Abschmelzen den globalen Meeresspiegel im Mittel um 6 bis 7 Meter ansteigen ließe. Der Eisschild reagiert sensitiv auf Änderungen der atmosphärischen und ozeanischen Bedingungen und liefert somit Indikationen für den Klimawandel. Durch den Massenverlust in den Ozean eingetragenes Schmelzwasser beeinflusst wiederum den globalen und regionalen Meeresspiegel als auch ozeanische Zirkulationsmuster. Deshalb ist es essentiell, die Massenänderung des grönländischen Eisschilds zu bestimmen und deren Ursachen zu erforschen. War die Massenbilanz in den 1990er Jahren noch annähernd ausgeglichen, so setzten danach deutliche Massenverluste ein, die in den Jahren 2010 bis 2012 Werte über 300 Gt/a erreichten und sich in den darauffolgenden Jahren wieder leicht abschwächten. Im Zeitraum 2005-2015 hat der Grönländische Eisschild allein etwa 20% zum globalen mittleren Meeresspiegelanstieg beigetragen. So wurde auch an den beiden Ausflussgletschern in Nordost-Grönland, Nioghalvfjerdsbræ und Zachariae Isstrøm, seit Anfang des 21. Jahrhunderts ein dynamisch verursachter Massenverlust festgestellt werden. So hat die 20km breite und 80km lange Gletscherzunge des Nioghalvfjerdsbræ beträchtlich an Dicke verloren, während sich die Gletscherfront des Zachariae Isstrøm seit 2012 sogar beschleunigt zurückgezogen hat, nicht zuletzt infolge einer weitgehenden Auflösung des vorgelagerten Schelfeises.
Unsere Arbeitsgruppe ist an einem großen BMBF-Verbundvorhaben "Greenland Ice Sheet - Ocean Interaction" beteiligt, dass im Juli 2020 in die zweite Phase gestartet ist.
Grönland ist die Region auf der Nordhalbkugel, wo die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Sphären der Erde - Eis, Ozean, Hydrologie, feste Erde, Atmosphäre - unmittelbar studiert werden können. Uns interessieren dabei besonders die Prozesse, wie die Krysphäre - der grönländische Eisschild und die peripheren Gletscher - mit der festen Erde interagieren. In diesem Projekt konzentrieren wir unsere Forschung, ausgehend von den grönlandweiten Analysen, auf Nordost-Grönland mit den beiden großen Ausflussgletschern Nioghalvfjerdsbræ und Zachariae Isstrøm. Dafür nutzen wir sowohl bodengebundene in-situ Messungen als auch satellitengeodätische Daten. Mittels geodätischen GNSS-Messungen auf Fels wird die Deformation der festen Erde bestimmt, die vor allem durch den glazial-isostatischen Ausgleich (GIA) getrieben wird.
Durch die Kombination von Satellitengravimetrie und -altimetrie wird die rezente Eismassenänderung bestimmt, wobei der GIA-Effekt wiederum eine wichtige Rolle spielt. Durch die Hinzunahme von Daten der Satellitenfernerkundung (Landsat-1 bis 8), die die Ableitung von Zeitreihen der Geschwindigkeitsfelder und Frontlagen der Ausfluß- und peripheren Gletscher im Arbeitsgebiet ermöglichen, soll die der Satellitenaltimetrie inherente Einschränkung der räumlichen Abtastung überwunden werden. Damit wird es möglich, Effekte der Oberflächenmassenbilanz von denjenigen der Eisdynamik zu trennen.
BMBF-Verbundprojekt:
"Greenland Ice Sheet - Ocean Interaction: Glazialisostasie, Massenbilanz und Eisdynamik"
(GROCE-II, Teilprojekt 6)
Projektleiter: Dr. Mirko Scheinert, Prof. Martin Horwath
Projektwissenschafter: Dr. Andreas Groh
Webseite des Verbundprojekts:
https://groce.de/de/
Für die Darstellung und Bereitstellung der Ergebnisse der Satellitengravimetrie (Massenbilanz) und der optischen Fernerkundung (Fließgeschwindigkeiten) betreiben wir folgende Portale:
https://data1.geo.tu-dresden.de/gis_gmb
https://data1.geo.tu-dresden.de/flow_velocity
Kontakt
wiss. Mitarbeiter
NameDr.-Ing. Mirko Scheinert
Eine verschlüsselte E-Mail über das SecureMail-Portal versenden (nur für TUD-externe Personen).