Digitale Gesundheitsökosysteme
Eine anhaltende Herausforderung auf dem Weg zu einem smarten Gesundheitssystem stellt die Fragmentierung unterschiedlichster Systemlandschaften dar. Nicht selten erhält man den Eindruck, dass Informationssysteme (noch) nicht so ineinandergreifen können, wie es inter-organisationale Versorgungsszenarien oder inter-sektorale Kollaborationen erfordern. Die Zielstellung ganzheitlich abgestimmter IT-Systeme wird mit der Entwicklung Digitaler Gesundheitsökosysteme adressiert, welche eine Ansatz verfolgen, in dem sich Gesundheitsanwendungen nahtlos in den Versorgungskontext fügen und ergänzen.
Dieser Mammutaufgabe widmen sich Forscher:innen aus unterschiedlichen Perspektiven. Bottom-Up gelten u.a. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) als eine der bedeutendsten Innovationen im Deutschen Gesundheitswesen. Mit Blick auf den Aufbau Digitaler Ökosysteme sind viele DiGA immernoch sehr punktuell ausgerichtet und wenig integrativ auf den Versorgungskontext zugeschnitten. Aktuelle Forschung sollte daher der Frage nachgehen, wie die Integration verschiedener DiGA in einen Behandlungskontext umgesetzt werden könnte. In diesem Zusammenhang wird die Forderung nach mehr Interoperabilität häufig wiederholt und neue Forschungsfragen formuliert. Neben technischen Hürden der Semantik, des Syntax und IT-infrastrukturellen Aspekten rücken ebenfalls nicht-technische Themen aus regulatorischer, ökonomischer und organisatorischer Perspektive in den Fokus. Während Innovatoren Unterstützung in dieser Managementaufgaben suchen, stellt sich aus einer Top-down Perspektive die Frage, wie gesetzliche Rahmenbedingungen gestaltet werden sollten, sodass adäquate Versorgungs- und Geschäftsmodelle entwickelt und bspw. mittels offenen Plattformarchitekturen realisiert werden können. Diese und weitere Forschungsaufgaben können u.a. dazu beitragen, den ambulanten Pflegesektor mit der individuellen Gesundheitsversorgung zu harmonisieren, Brücken zwischen Gesundheitsversorgung und Gesundheitsämtern auszubauen sowie lernende Ökosysteme mit wertvollen Forschungsdaten-Infrastrukturen zu kreieren.
Themenbereiche
Innerhalb der Forschungslinie, rund um Digitale Gesundheitsökosysteme, thematisieren die Forscher:innen unserer Forschungsgruppe Digital Health unter anderem folgende Themenbereiche:
- Entwicklung und Evaluation Digitaler Gesundheitsanwendungen
- Interoperabilität für Digital Health Anwendungen
- Digitalisierung im Öffentlichen Gesundheitsdienst
- Plattform-Geschäftsmodelle und Forschungsdaten-Infrastrukturen
- Digitalisierung in der Pflege
Dabei werden jeweils Aspekte der modellgestützten Analyse und Gestaltung digitaler Lösungen als auch ihre Evaluation adressiert.
Ausgewählte Projekte
- Digitaler FortschrittsHub Gesundheit "MiHubX"
- Häusliche Gesundheitsstation & Interoptimeter
- EvalDiGe & ReDiGe
Ausgewählte Publikationen
Benedict, Martin; Schlieter, Hannes: Revise your eHealth-Platform! – Design Principles for a Descriptive Case Study. In: American Conference on Information Systems (2017) Link zum Paper
Schlieter, Hannes; Benedict, Martin; Burwitz, Martin: Geschäftsmodell Offene „E-Health-Plattform“ – Anforderungen und Potentiale. In: Innovationen in der Gesundheitswirtschaft – Theorie und Praxis von Businesskonzepten – 10 Jahre B. Braun-Stiftung Mentoringprogramm (2017), S. 170–195, Bibliomed, Melsungen
Benedict, Martin; Schlieter, Hannes; Gißke, Carola: "Management Digitaler Ökosysteme mit der DREEM-Methode am Beispiel einer Virtual-Coaching-Plattform”. In: HMD – Praxis Wirtschaftsinformatik (2019) 56:857–875
Benedict et al. 2019: A Reference Architecture Approach for Pathway-Based Patient Integration
Benedict 2018: Modelling Ecosystems in Information Systems–A Typology Approach. In: Multikonferenz Wirtschaftsinformatik (2018) Link zum Paper
Scheplitz 2022: Ensuring Socio-technical Interoperability in Digital Health Innovation Processes: An Evaluation Approach