18.03.2020
Dr. Birte Platow – neue Professorin am Institut für evangelische Theologie
Name: Birte Platow
Professur:
Professur für evangelische Religionspädagogik
Institut: Institut für evangelische Theologie
Fakultät: Philosophische Fakultät
Prof. Dr. Birte Platow hat nach ihrem Abschluss der Schule in Boston/MA und dem deutschen Abitur in Augsburg Anglistik und evangelische Theologie für das gymnasiale Lehramt sowie einen Magisterstudiengang in denselben Fächern mit spezifischer Schwerpunktsetzung studiert. Vor und nach ihrer Promotion (2008) im Fach evangelische Religionspädagogik hatte sie neben einer halben Mitarbeiterstelle noch eine halbe Stelle im Schuldienst inne. Später studierte sie parallel zu ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin noch BWL und arbeitet beratend an Projekten in der freien Wirtschaft mit. Ab 2010, mit der Geburt ihres ersten Kindes, hat sie sich dann ganz auf eine Karriere an der Universität konzentriert. 2015 wurde sie als inzwischen dreifache Mutter im Fach evangelische Religionspädagogik habilitiert. Bevor Dr. Platow im November 2019 stolzes Mitglied der TU Dresden wurde, hat sie noch eine Professurvertretung an der Universität Göttingen sowie an der UZH in Zürich übernommen. In Zürich ist Prof. Dr. Platow derzeit Fellow der „Digital Society Initiative“.
Wo liegen Ihre Forschungsschwerpunkte und Forschungsinteressen?
Ich forsche besonders gerne interdisziplinär. Schwerpunkte habe ich in der theologischen Fundierung von Bildung, der Frage nach ethischer (Urteils-)Bildung, den Zusammenhängen von Digitalisierung und Religion sowie nach einer zukunfts- und pluralitätsfähigen religiösen Bildung.
Was war Ihr interessantestes bzw. spannendstes Forschungsprojekt?
Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Thema „Nichts“. Vor dem jeweiligen fachwissenschaftlichen Hintergrund haben Forscher*innen ganz unterschiedlicher Disziplinen festgestellt, dass das „Nichts“ in ihrem Fach eine konstitutive Rolle spielt – die Null in der Mathematik, das Pausenzeichen in der Musik, das „Nichts“ in dem Roman „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende als exemplarische Metapher in der Literaturwissenschaft und in meinem Fach die Freiheit eines protestantischen Christenmenschen, „nichts“ zu tun. Wir haben festgestellt, dass dem „Nichts“ in vielfältiger wissenschaftlicher Perspektive vielmehr innewohnt, als man im stigmatisierenden Alltagsgebrauch des Wortes „Du tust ja nichts“ oder seiner lifestyle aufgeladenen Verklärung (nichts tuende Achtsamkeit und Muße) vermuten würde, nämlich produktive, kritische Kraft. Mich begeistert aber auch sehr meine aktuelle Forschung (s.u.).
An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell?
Ich erforsche, wie sich individuelle Selbstbilder im Angesicht von Künstlicher Intelligenz verändern und wie dies die Zukunft mit KI beeinflusst. Dabei konnte ich feststellen, dass dem Menschen, seiner Selbstwahrnehmung und insbesondere seiner Veranlagung, religiöse Vorstellungen zu generieren, eine besondere Bedeutung im Umgang mit KI zukommt. Mein qualitativ empirisches Projekt hat ein dezidiert theologisch-religionspädagogisches Profil, ist zugleich aber interdisziplinär ausgerichtet, weil ich als Fellow der Digital Society Initiative in Zürich kontinuierlich mit Kolleg*innen anderer Fächer im Diskurs über KI stehe. Zunehmend kommen dabei über Interviews, Workshops und (ethisch-theologische) Beratungsfunktionen auch weitere Stellen in Gesellschaft und Wirtschaft in den Blick. Aktuell erwächst daraus ein neues Projekt, das sich mit der Frage befasst, wie digitalisierte Pflege (u.a. der Einsatz von Pflegerobotern) in der Zukunft aus theologischer Sicht verantwortungsbewusst gestaltet werden kann.
Was darf auf Ihrem Schreibtisch auf keinen Fall fehlen?
Post-its, um meine Ideen zu notieren und flexibel anzuordnen (und in der Schublade etwas, was man nebenher knabbern kann)
Haben Sie ein Lieblingszitat? Wenn ja, welches und von wem ist es?
Erich Kästners „Nie darfst du so tief sinken, von dem Kakao, durch den man dich zieht, auch noch zu trinken.“ Es verweist mit ironischem Zwinkern darauf, dass man sich nicht immer über die Maßen ernst nehmen sollte – aber Kritik und Spott auch nicht bis ins Innerste inhalieren sollte. Ich finde das ist ein guter Rat für den lebendigen und manchmal auch streitlustigen wissenschaftlichen Diskurs.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
Ich lese gerade mit meinen drei Kindern alle Astrid Lindgren Bücher aus meiner Kindheit wieder, als intellektuellen Gegenpol lese ich parallel dazu Armin Nassehis „Muster“