26.08.2019
Dr. habil. Julia Enxing, Vertretung der Professur für Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie
Name: Dr. habil. Julia Enxing
Professur: Vertretung der Professur für Systematische Theologie
Institut: Institut für Katholische Theologie
Fakultät: Philosophische Fakultät
1983 bin ich in Zaragoza/Spanien geboren. Aufgewachsen bin ich im Rhein-Main-Gebiet. Nach meinem Abitur habe ich zunächst Veterinärmedizin in Leipzig studiert, wechselte dann aber zum Studium der Geisteswissenschaften (Theologie, Philosophie) an die Universität Mainz. 2012 habe ich in Münster mit einer Arbeit zur Prozesstheologie Charles Hartshornes promoviert und 2017 mit einer Arbeit zum Thema „Schuld und Sünde (in) der Kirche“ an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen (Frankfurt a. M.) habilitiert. Nach wissenschaftlichen Tätigkeiten an den Universitäten Münster, Osnabrück, Bamberg und Oldenburg sowie einer Zeit als Theologische Referentin an der Katholischen Akademie St. Jakobushaus in Goslar, habe ich zum Sommersemester 2019 die Vertretung der Professur für Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie hier an der TU Dresden übernommen.
Wo liegen Ihre Forschungsschwerpunkte und Forschungsinteressen?
Ich betreibe Theologie mit einem starken Gegenwarts- und Gesellschaftsbezug. Das heißt, ich lasse mein theologisches Denken durch Phänomene und Diskurse der Gegenwart herausfordern und versuche, theologische Positionen hierzu zu erarbeiten und diese möglichst zielgruppenrelevant in die Debatten einzuspeisen. Aktuell sind dies besonders Anfragen an die tradierte theologische Anthropologie, das Verständnis von Schöpfung (bes. Tieren) sowie der Zusammenhang von Speziesismus und Rassismus. Ein weiteres Thema, das nach wie vor ganz oben auf meiner theologischen Tagesordnung steht, ist die Frage, wie innerkirchlich eine größere Repräsentanz aller Menschen auf allen kirchlichen Ebenen erreicht werden kann.
Was war Ihr interessantestes bzw. spannendstes Forschungsprojekt?
Jedes Projekt hatte seinen eigenen Reiz. Die Beschäftigung mit der Prozesstheologie, einer innovativen Form, Gott und Welt in einem gemeinsamen, kreativen und dynamischen Prozess zu denken, hat mich bisher sicherlich am stärksten theologisch geprägt. Von 2015 bis 2018 habe ich ein wissenschaftliches Netzwerk (DFG) zum Thema „Schuld ErTragen. Die Kirche und ihre Schuld“ geleitet, das nicht nur aufgrund der in dieser Zeit verstärkt an die Öffentlichkeit gekommenen Fälle sexueller Gewalt durch Vertreter der Kirche sehr spannend und spannungsreich war, sondern auch aufgrund der konstruktiven Zusammenarbeit in einer 9-köpfigen internationalen und ökumenischen Forscher*innengruppe.
An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell?
Aktuell arbeite ich am Projekt „Wie gestalte ich den Professorinnenberuf so, dass ich den vielfältigen an mich herangetragenen Aufgaben und Herausforderungen gerecht werde, dabei noch genügend Ideen für Forschungsprojekte entwickeln kann und das, ohne sozial zu verwahrlosen.“ Wenn ich mir das so vor Augen führe, hört sich das nach einem Lebenszeit-Projekt an.
Inhaltlich beschäftige ich mich zurzeit mit einer Neu-Justierung dieses menschlichen Tieres, das sich theologisch als Ebenbild Gottes versteht. Kurzum: Es geht um die Entwicklung einer Theologie der Nachhaltigkeit aus systematischer Perspektive. In Zukunft wird mich das Thema der Artikulation theologischer Inhalte in nicht-religiös geprägten Settings immer stärker beschäftigen und auch der Zusammenhang von Theologie und Gender Studies soll weiter vertieft werden.
Des Weiteren kooperiere ich gerade intensiv mit der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Im Wintersemester 2019/20 haben wir eine tolle gemeinsame Veranstaltungsreihe geplant, bei der auch die SLUB und Dresden Concept mitmachen: „Sturzlage?! Die Sehnsucht nach uns in der Veränderung“. Veranstaltungen zu 30 Jahre Wiedervereinigung, 30 Jahre Demokratie, 30 Jahre Transformation warten auf die interessierte Öffentlichkeit. Studierende werden bei dieser Veranstaltungsreihe natürlich ebenfalls aktiv – sie moderieren, führen in die Themenabende, Podien, Filmgespräche ein oder slammen beim Poetry Slam „Sturzlage“ im Januar 2020. Weitere Infos zur Reihe unter:
https://tu-dresden.de/gsw/phil/ikt/systematik/die-professur/news/sturzlage-die-sehnsucht-nach-uns-in-der-veraenderung
Was darf auf Ihrem Schreibtisch auf keinen Fall fehlen?
Eine Tasse mit Kaffee, meine im Schneidersitz meditierende Froschfigur, und eine Postkarte auf der steht „Sei Pippi. Nicht Annika.“.
Haben Sie ein Lieblingszitat? Wenn ja, welches und von wem ist es?
Das wechselt. Aktuell ist es ein Tweet der Theologieprofessorin Hanna Reichel „Gott wird euch richten. Gott kann Chiropraktik.“
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen? Welchen Film/Welche Serie haben Sie als letztes gesehen?
Letztes Fachbuch: A Political Theology of the Earth. Our Planetary Emergency and the Struggle for a New Public. (von Catherine Keller)
Letztes (gutes) belletristisches Werk: Unter Leuten. (von Juli Zeh)
Immer wieder gern gesehen: Tomorrow. Die Welt ist voller Lösungen. (Regie: Cyril Dion, Mélanie Laurent)
Weitere Infos über Sie gibt es auf:
Gibt es Links auf die Sie Kollegen, Studierende, … gern aufmerksam machen möchten?
- Zum einen der Link zum theologischen Online-Feuilleton feinschwarz.net, zu dessen Redaktion ich gehöre: www.feinschwarz.net
- Dann ein Link zu Cursor_ Zeitschrift für Explorative Theologie. Eine online verfügbare theologische Zeitschrift, die immer ein Klick Wert ist und interaktive Kommentarfunktionen enthält: https://cursor.pubpub.org/
- Außerdem ein zeitgemäßer theologischer Blog: https://y-nachten.de/
- Und der Link zu einer sehr guten Broschüre zum Thema Theologie – Kirche – Gender: https://www.frauenbund.ch/files/Files/Downloads/Stellungnahmen/Let_s_Talk_About_Gender.pdf