13.07.2016
Innovative Seminare: „Mathematiklernen unter der Bedingung von Heterogenität“
Die Professur für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Inklusive Bildung folgt dem Motto "Theorie in der Praxis erfahrbar machen". So werden immer wieder innovative Seminarkonzepte entwickelt, erprobt und angewendet, beispielsweise bei inklusiven Schulprojekten oder bei Kooperation mit Erstaufnahmeeinrichtungen. Im Wintersemester 2015/16 bot Prof. Dr. Anke Langner, Inhaberin der Professur, gemeinsam mit Prof. Dr. Marcus Schütte, Professur für Grundschulpädagogik/Mathematik, ein interdisziplinäres Seminar zum Thema „Mathematiklernen unter der Bedingung von Heterogenität“. Das Seminar wird im kommenden Semester (WS 2016/17) wieder durchgeführt. Diesmal in Zusammenarbeit mit der Erstaufnahmeeinrichtung in der Hamburger Straße.
Ziel des Seminars war es ein Angebot für geflüchtete Kinder und Jugendliche zu entwickeln, das diesen die Möglichkeit bietet, erste sprachliche Erfahrungen in Deutsch an einem zentralen fachlichen Gegenstand – der Mathematik – zu machen. Die Studierenden entwickelten mathematische Lernumgebungen, führten diese durch und arbeiteten die Bedingungen für ein sprachbezogenes fachliches Lernen einer heterogenen Schülerschaft heraus. Insgesamt wurden an sechs Tagen in der Woche, vier bis sechs Stunden am Tag in wechselnden Gruppen für 120 Kinder sprachbezogene mathematische Lernumgebungen angeboten. Trotz der Kommunikations- und Interaktionsschwierigkeiten innerhalb der Lerngruppe sowie zwischen Lehrpersonen und Schüler*innen, konnte erreicht werden, dass sich die Kinder von der anfänglichen Passivität zum selbständigeren Lernen hin entwickelten.
Die Idee zu diesem Seminar entstand als im August 2015 in den Turnhallen der TU Dresden Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) für Flüchtlinge aus vielen verschiedenen Ländern eingerichtet wurden. Bereits ab der ersten Minute waren viele Studierende der TU als ehrenamtliche Helfer*innen vor Ort und haben über die Situation vor allem von Kindern und Jugendlichen berichtet. Ein wichtiger Aspekt schien hierbei, dass schulpflichtige Kinder und Jugendliche während ihrer Zeit in der EAE nicht in Schulen aufgenommen wurden und so teilweise über Monate keine Aufgabe und keine Chance auf Bildung erhielten. Gerade vor dem Ziel einer gelingenden Integration durch Bildung erscheint dieser Umstand problematisch. Einige ausgewählte studentische Ergebnisse des Seminars hängen als Postern bei der Lern- und Forschungswerkstatt im Institutsgebäude am Weberplatz.