19.06.2024
Praxiserfahrung für Lehramtsstudierende und weniger Stundenausfall für Schüler:innen – erfolgreiches Pilotprojekt in der Oberlausitz
Mit Beginn der Sommerferien endet die erste Phase eines Pilotprojekts für Lehramtsstudierende. Im Mai und Juni haben sie an zwei Oberschulen in Zittau und Weißwasser die Schülerinnen und Schüler beim Lernen begleitet. Sechs Wochen lang konnten die 14 Lehrkräfte in Ausbildung in diesem neuen Format immer freitags Praxiserfahrung sammeln und auch den Stundenausfall vor Ort vermindern. Für das kommende Schuljahr plant die TU Dresden die zweite Phase des Pilotprojekts.
Die Bilanz der vergangenen Wochen ist vielversprechend: In einem „KlassenTeam“ haben jeweils vier Studierende eine Schulklasse einen ganzen Tag lang im sogenannten Lernbüro und mit Leseförderung unterstützt. So konnten sie bereits vor dem Referendariat Erfahrung in der Praxis sammeln. Lehramtsstudentin Marla Arndt ist froh über dieses Angebot: „Ganz anders als im Blockpraktikum, wo wir hauptsächlich hospitieren, können wir hier direkt mit den Kindern zusammenarbeiten.“
Die Schulleiterin der Richard-von-Schlieben-Oberschule in Zittau ist mehr als zufrieden: „Der Stundenausfall stellt uns vor große Herausforderungen. Es war ein Herzenswunsch, dass dieses Projekt umgesetzt wird.“ So sehen es viele Verantwortliche in der Region und begrüßen eine Fortführung des Projekts im Schuljahr 2024/25. In der zweiten Pilotphase wollen 14 Schulen auch in weiteren Städten teilnehmen, u.a. Görlitz, Großschönau, Mückau und Niesky. Vor Ort unterstützen die Schulen die Studierenden mit Mentor:innen und die Gemeinden bieten kostenfreie Unterkünfte an.
Auch die Kinder freuen sich über die Lernbegleitung durch die Studierenden, denn „sonst muss man so viel nacharbeiten. Das ist blöd,“ bringt Schülerin Hailie es auf den Punkt.
Die erste sechswöchige Pilotphase zielte vor allem darauf ab, die konkreten Bedingungen für eine gelingende Praxisphase zu erproben. Anke Langner, Professorin für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Inklusive Bildung an der TU Dresden, sieht sich bestätigt: „Sowohl bei den Studierenden als auch an den Schulen kommt das Projekt gut an. Das semesterbegleitende Praktikum bietet den Nachwuchslehrkräften die kontinuierliche Reflexion von an der Uni gelernter Theorie in der schulischen Praxis. Sie können diese Erfahrungen dann in Seminare und Vorlesungen nicht nur in der Bildungswissenschaft einbringen und genau diese frühe Theorie-Praxis-Verzahnung erlaubt es ihnen, schon früh im Studium in den Lehrberuf hineinzuwachsen.“ Für die Konzeption und Umsetzung greift Prof. Anke Langner als Initiatorin des Projekts auf Erfahrungen aus der Universitätsschule Dresden zurück. Hier wird das semesterbegleitende Praktikum bereits seit dem Schuljahr 2023/24 umgesetzt.
Für Studentin Olivia Tatarek ist das der richtige Weg. Sie wünscht sich so eine Möglichkeit bereits ab Studienbeginn: „Ein Praktikum in jedem Semester wäre schön. So kann man auch als Student im Schulalltag ankommen.“ Und ihre Kommilitonin Anna Dietze ergänzt „Für mich sind es Erfahrungen, die ich sammeln kann. Und wir werden ja auch recht gut bezahlt.“ Neben der Anrechnung als Studienleistung – im Rahmen eines Pflichtpraktikums oder als zusätzliche Praxiserfahrung mit Anrechnung im Ergänzungsbereich – sollen die geleisteten Stunden auch anteilig entlohnt werden.
Für das geplante semesterbegleitende Schulpraktikum im Schuljahr 2024/25 können sich Lehramtsstudierende der TU Dresden bereits einschreiben. Das neue Praktikumsformat soll dann in einer Seminarreihe und bei der regelmäßigen kollegialen Fallberatung begleitet werden – eine ideale Verbindung von Nebenjob und Qualifizierung.
Weitere Informationen
https://tu-dresden.de/gsw/ew/iew/ewib/studium/theorie-praxis-verzahnung