Nov 08, 2016
Start des Erweiterungsfaches Deutsch als Zweitsprache zum Wintersemester
Deutschland ist nicht erst seit 2015 durch Einwanderung geprägt: Krieg, Armut und Vertreibung führen Menschen seit vielen Jahren in unser Land. Insbesondere der starke Zuzug von Flüchtlingen aus Syrien und anderen Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt in den letzten beiden Jahren bietet jedoch den aktuellen Anlass, Konzepte für eine möglichst umfassende und erfolgreiche Integration zu entwerfen und möglichst unmittelbar umzusetzen.
Viele Geflüchtete sind im schulpflichtigen Alter. Über den Erwerb der deutschen Sprache eröffnet sich ihnen in sogenannten Vorbereitungsklassen der Weg in den schulischen Regelunterricht. Nicht nur, aber auch aus diesem Anlass hat die TU Dresden das Erweiterungsfach Deutsch als Zweitsprache eingerichtet und reagiert damit auf die Lehrkräfteknappheit in diesem Bereich, der hochspezialisiertes Wissen zum sprachlichen Anfangsunterricht und zu den speziellen schulbezogenen sprachlichen Anforderungen sowie Kompetenzen aus verschiedenen Bezugsdisziplinen erfordert.
Das Erweiterungsfach steht allen Lehramtsstudierenden ab dem fünften Fachsemester als Ergänzung ihres Studiums sowie Lehrkräften im Schuldienst als Weiterbildung offen und bietet 30 Plätze. Der Lehrbetrieb wurde zum aktuellen Wintersemester mit 30 Studierenden aufgenommen, die alle Schulformen und eine beträchtliche Fächervielfalt repräsentieren: Neben Deutsch und anderen Fremdsprachen studieren sie u. a. Gemeinschaftskunde, Philosophie, Sport, Latein oder Holztechnik.
Das Studium im Erweiterungsfach Deutsch als Zweitsprache umfasst sehr unterschiedliche Bereiche. Im engeren Sinne sprachbezogene Themen (beispielsweise die Analyse von Faktoren für einen möglichst erfolgreichen Erwerb des Deutschen als Zweit- bzw. Fremdsprache, Vermittlungsmethoden, die Diagnose sprachlicher Fähigkeiten, Möglichkeiten der Vermittlung bildungssprachlicher Kompetenzen, Strategien zur Unterstützung schriftsprachlicher Prozesse sowie sprachliche Herausforderungen im Fachunterricht) werden durch Veranstaltungen zur politischen Bildung, zum interkulturellen Lernen sowie zu Perspektiven der Migrationsforschung ergänzt. Einen Schwerpunkt in der Vermittlung bildet dabei der Transfer in die schulische Praxis.
Der Umfang des Studiums entspricht dem Studium des ersten oder zweiten Faches im Lehramtsstudium. Getragen wird das Lehrangebot vorrangig durch das Institut für Germanistik (Professur für Deutsch als Fremdsprache), es werden aber auch von der Philosophischen Fakultät Lehrveranstaltungen angeboten. Zudem besteht eine enge Kooperation mit dem Zentrum für Integrationsstudien, das beispielweise in diesem Semester die Ringvorlesung „Europa im Fluss“ organisiert, die von den Studierenden des Erweiterungsfaches besucht wird.
Am 2. November 2016 fand eine Begrüßungs- und Informationsveranstaltung für die Studierenden statt. Die Begrüßung erfolgte durch die Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Germanistik der TU, Frau Professor Dr. Dorothee Wieser, und Frau Dr. Miethe als Vertreterin des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus. Den Studierenden, deren Motivation und Engagement seitens der TUD und des SMKs ausdrücklich gewürdigt wurden, bot sich die Gelegenheit, einen Überblick über den Studienablauf zu bekommen sowie Fragen und Erwartungen zu formulieren. Die nächsten Einschreibungen für das Erweiterungsfach sind für das Wintersemester 2017/18 vorgesehen. Aufgrund der hohen Nachfrage werden gegenwärtig alle Möglichkeiten geprüft, bereits zum kommenden Sommersemester weitere Plätze anzubieten.
Anke Börsel, Torsten Andreas