07.06.2021
TU Dresden Fellow Prof. Elena Shtromberg forscht vor Ort zu Kunstbeziehungen zwischen DDR und Lateinamerika
In diesem Sommer ist Prof. Elena Shtromberg der Einladung der Professur für Bildwissenschaft im globalen Kontext gefolgt und wird im Sommersemester 2021 als Fellow in Dresden forschen. Sie ist außerordentliche Professorin am Department of Art & Art History an der University of Utah in Salt Lake City. Ihr Schwerpunkt liegt auf der auf modernen und zeitgenössischen lateinamerikanischen visuellen Kultur. In ihrem Buch „Art Systems: Brazil and the 1970s“ (University of Texas Press, 2016) erforscht sie beispielsweise die visuellen Formen der Kritik und Subversion während der Hochphase der brasilianischen Diktatur. Darüber hinaus beschäftigt Sie sich in ihrer Forschung interdisziplinär mit Gender, Medien, Kultur und Kommunikation sowie Geografie und postkolonialer Theorie. Sie erhielt Stipendien unter anderem von der Woodrow Wilson Foundation, dem American Council of Learned Societies, dem Social Science Research Council und dem DAAD. Von 2011 bis 2012 war sie außerdem Gastwissenschaftlerin am Getty Research Institute in Los Angeles.
Wir haben mit Prof. Elena Shtromberg gesprochen:
Wo liegen die Hauptinteressen Ihrer Forschung?
Ich interessiere mich dafür, wie Künstler weltweit mit ihrer Kunst auf soziale, politische und wirtschaftliche Phänomene reagieren und wie die Beschäftigung mit ihren Werken uns lehrt, bewusstere und engagiertere Weltbürger zu sein.
Was macht den Reiz von Forschung für Sie aus?
Für mich ist der Prozess mit Künstler:innen zu sprechen und in Archiven, Bibliotheken und Museen zu arbeiten der Grund, warum ich Professorin geworden bin und egal, an welchem Thema ich arbeite, ich bin sehr involviert und interessiert daran.
Woran forschen Sie zur Zeit?
Ich habe mehrere Forschungsprojekte, an denen im Moment ich arbeite. Das erste ist eine wissenschaftliche Monografie mit dem Namen "The Politics of Memory: Video Art in Latin America". Sie soll behandeln, wie sich die Videokunst in Lateinamerika mit dem historischen Gedächtnis auseinandersetzt.
In Dresden arbeite ich außerdem mit Kolleg:innen an dem Projekt "Die globale DDR". Ich untersuche speziell die Beziehungen zwischen Künstler:innen in der DDR und Lateinamerika und wir stellen fest, dass es eine ziemlich reiche und vielschichtige Geschichte gibt, über die noch viel geschrieben werden muss.
An welchen Projekte haben Sie außerdem gearbeitet?
Ich habe eine Reihe von Ausstellungen kuratiert, zuletzt als Co-Kuratorin der Übersichtsausstellung "Video Art in Latin America", die im September 2017 im LAXART, einem alternativen Kunstraum in Los Angeles, im Rahmen der Initiative "Pacific Standard Time: LA/LA" der Getty Foundation eröffnet wurde.
Welchen Gegenstand brauchen Sie unbedingt an Ihrem Arbeitsplatz?
Das ist eine gute Frage. Ich denke, ich brauche unbedingt ein Notizbuch und einen Stift. Für mich ist das Schreiben in meinem Notizbuch eine Art des Denkens, wenn ich also nur meinen Computer habe, habe ich das Gefühl, keine Ideen entwickeln zu können.
Welches Buch haben Sie kürzlich gelesen? Welcher Film hat Sie beeindruckt?
Ich habe kürzlich "Red Pill" von Hari Kunzru gelesen. Darin geht es um einen Schriftsteller, der ein Forschungsstipendium in Deutschland bekommt, um ein Buch zu schreiben. Die Geschichte hat mir gut gefallen, aber sie endet nicht so gut. Ich bin zuversichtlich, dass meine Erfahrung besser sein wird! Ich habe mir im Flugzeug ein paar Filme angesehen und "A Promising Young Woman" stach heraus. Ich habe versucht mir die Filme herauszusuchen, die die Oscars gewonnen haben.
Gibt es ein Zitat, dass Sie besonders inspirierend fanden?
Ich interessiere mich immer für Zitate von Autor:innen, aber besonders von Schriftstellerinnen über ihren Schreibprozess. Also neige ich dazu, diese zu speichern. Hier ist eines von der chilenischen Autorin Isabel Allende: "Schreibe, was nicht vergessen werden soll."