27.03.2019
»Umbrüche brauchen Austausch!«
Das Lehramtsstudium an der TUD soll und muss internationaler werden
Beate Diederichs
Die Lehrerbildung an der TU Dresden wird internationaler. »Das Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB) möchte diesen Prozess vorantreiben«, sagt Axel Gehrmann, Professor am Institut für Erziehungswissenschaft und Geschäftsführender Direktor des ZLSB. Denn so bereite man einerseits die Lehramtsstudenten darauf vor, dass sie in einer Welt tätig sein werden, die ebenfalls internationaler wird. Andererseits könnte man so besser vom Austausch mit Hochschulen im Ausland profitieren, die sich ähnlichen Themen widmen, etwa der Gewinnung von Lehrernachwuchs oder der Digitalisierung, und gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Axel Gehrmann breitet einen Fächer von Broschüren in TUD-Blau auf dem Tisch aus. Alle tragen das Logo des ZLSB. Ein Teil ist auf Deutsch, ein Teil auf Englisch. Soweit nichts Verwunderliches, doch in der Mitte sieht man kyrillische Buchstaben. »Diese Broschüren enthalten die Standards zur Lehrerbildung, die Deutschland sich 2004 gegeben hat. Um die Zusammenarbeit mit ausländischen Studierenden oder Wissenschaftlern zu erleichtern, haben wir diese vor kurzem in Englische übersetzen lassen – und ins Russische, da die TUD besonders aufgrund ihrer geografischen Lage ihren Blick auch nach Osten richtet«, erläutert der Professor. Die Broschüren in verschiedenen Sprachen herauszugeben, gehört zu den Maßnahmen, mit denen das ZLSB die Internationalisierung der Lehrerbildung an der TUD vorantreiben möchte. »Das Thema entwickelt sich bei uns in den letzten fünf Jahren verstärkt, weil es unter anderem in der Qualitätsoffensive Lehrerbildung verankert ist. Außerdem profitieren wir von der Internationalisierung der TUD als solcher und können damit vorhandene Finanzierungsmöglichkeiten und Kontakte nutzen«, so Axel Gehrmann weiter. Neben der allgemeinen Internationalisierungsstrategie der Universität nennt er weitere Gründe, warum das Thema auf der Agenda steht: So seien zum einen deutsche Lehramtsstudenten im internationalen Vergleich räumlich relativ wenig mobil.
Mehr über den eigenen Tellerrand blicken
In einer Welt, die zunehmend internationaler wird, sollten seiner Meinung nach auch diejenigen Lehramtsstudenten, deren Prüfungsordnung keinen Auslandsaufenthalt vorschreibt, mehr über den eigenen Tellerrand blicken und dafür Möglichkeiten wie Auslandsstudium und -praktika nutzen. »Zum anderen sind ja auch viele andere Länder mit den Themen konfrontiert, für die wir hier in Deutschland und in Sachsen Lösungen suchen: Gewinnung von Lehrernachwuchs, politische Bildung, Digitalisierung und Inklusion. Hierbei können alle Beteiligten davon profitieren, dass man wissenschaftlich kooperiert und Lösungsansätze weitergibt. Umbrüche brauchen Austausch!« betont der ZLSB-Geschäftsführer.
Einige Schritte in Richtung Internationalisierung der Lehrerbildung ist TUD bereits gegangen, weitere werden folgen. Dabei spielen Konferenzen eine wichtige Rolle: So fand im November das DAAD-geförderte Symposium »Teacher Education in (Trans)formation: Global Trends, national processes and local factors« mit fast 50 Wissenschaftlern aus fünfzehn Nationen am ZLSB statt. Dort kamen unter anderem Lehramtsstudenten der TUD mit Lehrkräften aus der ganzen Welt zusammen und knüpften Kontakte für Unterrichtspraktika im Ausland. »Die Resonanz war sehr groß«, lobt Axel Gehrmann. Seine Mitarbeiterin Séverine Friedrich, Projektkoordinatorin TUD-Sylber, berichtet von einem Workshop in Japan im vergangenen Herbst. »Wir tauschten uns mit Kollegen von japanischen Hochschulen zu den aktuellen Themen der Lehrerbildung aus. Es war eine fruchtbare Diskussion zwischen Hochschulmitarbeitenden aus verschiedenen Bereichen, von der Professorin bis zum Sachbearbeiter«, erzählt Séverine Friedrich. Studien- und Forschungsaufenthalte sowie Praktika im Ausland werden weiterhin ein wichtiges Instrument sein. Dabei pflegt das ZLSB unter anderem etablierte Kontakte nach Japan, in die USA, die Schweiz und zu unterschiedlichen Hochschulen in Polen, Tschechien und Russland.
Kontakte nach Kazan, zur drittgrößten Uni Russlands
Hier soll die Kooperation mit der Universität Kazan weiter gestärkt werden: »Diese Universität ist die drittgrößte Russlands und besitzt einen Schwerpunkt in der Lehrerbildung. Wir realisieren seit 2015 gemeinsame Projekte, zu denen auch ein regelmäßiger Austausch von Studenten und Studentinnen gehört«, berichtet der Professor. Hierbei sind natürlich ins Russische übersetzte Broschüren und ebensolche Informationsseiten im Internet sinnvoll.
Für die nächsten Jahre setzen Axel Gehrmann und seine Mitarbeiter auch auf das Programm des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD), das »Lehramt. International« heißt, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird und vier Jahre laufen soll. »Mit den 150 000 Euro pro Jahr, um die wir uns natürlich bis zum 30. April dieses Jahres bewerben werden, könnten wir vieles anschieben und einiges verstetigen. Zum Beispiel wäre damit Personal finanzierbar, das alle Aktivitäten zur Internationalisierung der Lehrerbildung an der TU Dresden koordiniert und vor Augen hat, unter welchen unterschiedlichen Bedingungen das Lehramt in der ganzen Welt studiert und ausgeübt wird. Denn das muss man wissen, um Wissenschaftler oder Studierende erfolgreich dorthin zu schicken«, so Axel Gehrmann abschließend.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 06/2019 vom 26. März 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.