Oct 28, 2016
Was haben Historiker und Genetiker gemeinsam? Feierliche Eröffnung des Mittelalterzentrums an der TU Dresden
Am 1. November 2016 beginnt mit dem Vortrag von Prof. Dr. Patrick Geary (Princeton, USA) die Arbeit des Dresdner Mittelalterzentrums der TU Dresden, das in den kommenden Monaten institutionell an der Universität verankert werden soll. Von 18:30 – 20:00 Uhr spricht Patrick Geary zum Thema „Inter- und Transdisziplinäre Forschung am Beispiel der Zusammenarbeit von Historikern und Genetikern zur Geschichte der Völkerwanderungszeit“ im Festsaal des Rektorats der Technischen Universität (Mommsenstraße 11).
Patrick Geary stellt in seinem Vortrag auf beeindruckende Weise dar, welche bahnbrechenden Erkenntnisse durch diesen Ansatz, bei dem nicht nur text- und objektorientierte Forscher aus dem Bereich der Geisteswissenschaften, sondern auch der Naturwissenschaften zusammenarbeiten, erbracht werden können. Geary forscht seit mehreren Jahren zum Thema der Völkerwanderung. Sein internationales und interdisziplinär aufgestelltes Team hat sich zum Ziel gesetzt, Antworten auf viele bisher ungelöste Fragen zur Völkerwanderung zu finden. Dabei berücksichtigen sie erstmals eine neue Art von Quellen in einem größeren Kontext. Sie nutzen die im menschlichen Erbgut enthaltenen Informationen. Der Vortrag wird exemplarisch aufzeigen, wie diese gewonnen werden und welche Beweise durch die konsequente Anwendung dieser Methode für die historische Forschung erbracht werden können.
Das Zentrum wird auf der Basis der Erforschung von Mittelalter und Renaissance zahlreiche Fächer verschiedener Fakultäten zusammenbinden. Neben Wissenschaftlern aus der Philosophischen Fakultät und der Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften sind auch Forscher aus der Fakultät Architektur beteiligt. Somit werden auch die Grenzen zwischen den Bereichen der Technischen Universität überspannt. Die Akteure möchten so nicht nur verschiedene Blickwinkel und Aspekte der historischen Abläufe und Strukturen dieser Epochen einbringen, sondern darüber hinaus den Erkenntnisaustausch unter den Wissenschaftlern der verschiedenen Fächer und unter den Studierenden der unterschiedlichen Studiengänge fördern. Das Zentrum beabsichtigt, die Aktivitäten von Forschung und Lehre zu bündeln, diese gemeinsam darzustellen und den Studierenden einen besseren Überblick über die hiesigen Angebote zu bieten. Darüber hinaus soll so auch die Außenwirkung und Sichtbarkeit der beteiligten Institutionen verbessert werden. Vieles, was bisher an den einzelnen Instituten getrennt voneinander erarbeitet und präsentiert wurde, kann künftig koordiniert und synergetisch zusammengeführt werden. Analog zu Dresden-concept sollen über die Universität hinaus Verbindungen zu Institutionen in Dresden und Sachsen, die sich mit der Erforschung oder Vermittlung von Mittelalter und Renaissance befassen, gestärkt und vertieft werden.
Dass der für das Dresdner Mittelalterzentrum angedachte inter- und transdisziplinäre Forschungsansatz dabei auch die Grenzen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften überbrücken wird, macht die Wahl des von Prof. Patrick Geary gehaltenen Eröffnungsvortrags deutlich. Der renommierte US-amerikanische Historiker, der an der Yale University in Mediävistik promoviert wurde, war unter anderem von 1986 bis 1993 Professor für Geschichte an der University of California, bevor er von 1996 bis 1998 als Direktor am Center for Medieval and Renaissance Studies tätig war. Seit 2012 hat er als Nachfolger von Caroline Walker Bynum die Professur des abendländischen Mittelalters am Institute for Advanced Study in Princeton (New Jersey) inne, das mehrere Fachdisziplinen, die Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie, Philologie und Archäologie umspannt.
Im Anschluss findet ein vom Institut für Geschichte organisierter Empfang im Konventzimmer des Rektorats statt.
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.fovog.de/veradt.html und http://www.fovog.de/download/Dresden%20lecture%20(Patrick%20Geary).pdf