Jul 02, 2015
Ringvorlesung „Islamische Kunst in Europa, in Deutschland und in Dresden“
Christliche und islamische Kunst und Kultur stehen seit den arabischen Eroberungszügen des 7. und 8. Jahrhunderts, die ab 711 zur Unterwerfung Spaniens führten, verstärkt seit den Kreuzzügen des Hochmittelalters und der Ausdehnung des Osmanischen Reichs nach Europa im Austausch. Dieser war oft konfliktbehaftet, hat die jeweiligen Kulturen jedoch auch stark bereichert. So sind Bau- und Kunstwerke aus dem arabischen, persischen und türkischen Kulturraum seit langem in Europa, speziell auch in Deutschland präsent und haben inspirierend auf die europäische Kunstentwicklung eingewirkt. Lessings Ringparabel und Goethes „West-östlicher Diwan“ zeigen die Bedeutung dieses Austauschs auch auf literarischem Gebiet.
Gerade in Dresden lassen sich viele Zeugnisse einer fruchtbaren künstlerischen Auseinandersetzung mit dem islamischen Kulturkreis finden: osmanische Prunkwaffen und der Hofstaat des Großmogul, die für den höfischen Exotismus des 18. Jahrhunderts stehen, Handschriften und kostbare Raumausstattungen aus dem Orient, das Maurische Bad in Schloss Albrechtsberg und eine ehemalige Zigarettenfabrik in Form einer Moschee, die für die Stadtsilhouette prägend ist.
Aber zur Präsenz der islamischen Kunst gehören auch Konflikte: Bei vielen der kostbaren Objekte vor allem der osmanischen Kunst in Europa handelt es sich um Kriegstrophäen. Und jüngst sind auf dem Balkan in den Bürgerkriegen des ehemaligen Jugoslawien viele christliche wie islamische Monumente wechselseitig zunächst attackiert und später geradezu demonstrativ wieder rekonstruiert worden.
Islamische und abendländische Kunst standen in Europa offenbar stets in einer produktiven Spannung zueinander. Speziell in Dresden sind aus diesem Spannungsverhältnis heraus immer wieder besonders kreative und neuartige, teilweise auch humorvolle Lösungen generiert worden. Die Ringvorlesung möchte die Weite dieses Spannungsfelds anhand von Einzelanalysen sichtbar machen und zu Reflexionen über die aktuelle Situation in dieser Stadt anregen.
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