01.06.2021; Vortrag
Societal Change Forum – AuftaktvorträgeDas „Volk“ der neuen Rechten: Zwischen autoritärem Liberalismus und neo-faschistischer Dynamisierung
Kommentator: Lucas von Ramin
Der Vortrag geht den charateristischen Merkmalen der “neuen Rechten” nach. Dabei soll – unter Rückgriff auf die zeitgenössische Populismusforschung – gezeigt werden, dass es sich nicht bloß um eine bloße Neuauflage rechtsextremer Ideologien handelt, sondern um eine ausdrücklich populistische Mobilisierungsstrategie, die eine national bestimmte Volkssouveränität innerhalb der kommunikativen Selbstreferenz des politischen Systems in Stellung bringt. Daraus ergibt sich ein breiter politischer Manövrierspielraum: Einerseits inszenieren sich die jüngeren Bewegungen als „demokratische“ Widerstands- und Freiheitskämpfer, andererseits sind Tendenzen einer neo-faschistischen Dynamisierung erkennbar. Der Vortrag analysiert dieses Wechselspiel anhand von Originalquellen und neueren Theorieentwicklungen im rechten Spektrum. Im Zuge der Auseinandersetzungen um die Pandemie-Bekämpfung im Jahr 2020 liegen Anzeichen dafür vor, dass ein autoritärer Liberalismus, der an die amerikanische Tea-Party Bewegung erinnert, zum zentralen Ausgangspunkt für zukünftige Mobilisierung werden könnte. Schließlich sollen Schlussfolgerungen aus dieser Diagnose für mögliche politische Reaktionsmuster gezogen werden.
Dr. Kolja Möller arbeitet am Institut für Politikwissenschaften der TU Dresden. Zuvor leitete er das Forschungsprojekt “Affekt und Verfassung” am Exzellenzcluster “Normative Ordnungen” an der Universität Frankfut von 2013 bis 2017 und forschte an der Universität Bremen im Projekt “Transnational Force of Law” (2017-2020). Arbeitsschwerpunkte: Verfassungs- und Staatslehre, Populismusforschung, politische Theorie und Soziologie.