22.10.2021
Neue Publikation: Hassrede in politischen „Fringe Communities“
Wo haben sich die Täter radikalisiert? Wenn diese Frage nach rechtsextremen Terroranschlägen diskutiert wird, ziehen immer wieder auch politische "Fringe Communities" die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich: Online-Gemeinschaften mit politisch extremen Ansichten. Bei mehreren rechtsextremen Terroranschlägen der letzten Jahre waren die Täter zuvor in Gemeinschaften aktiv, die sich auf Plattformen wie 8chan, 4chan oder Reddit formiert haben und in Verbindung zur Alt-Right-Bewegung stehen. In der Berichterstattung wurde dann spekuliert, dass diese Fringe Communities zur Radikalisierung der Täter beigetragen haben - insbesondere aufgrund der Hasserfülltheit der Kommunikation. Doch ist diese Annahme berechtigt? Ist Hassrede tatsächlich ein zentraler Bestandteil der Kommunikation in politischen Fringe Communities?
Dieser bislang empirisch nur spärlich beantworteten Frage widmen sich Diana Rieger (LMU München), Anna Sophie Kümpel (TU Dresden), Maximilian Wich (TU München), Toni Kiening und Georg Groh (TU München) in ihrem Aufsatz „Assessing the Extent and Types of Hate Speech in Fringe Communities: A Case Study of Alt-Right Communities on 8chan, 4chan, and Reddit“, der am 20. Oktober 2021 in der Fachzeitschrift Social Media + Society erschienen ist.
Die Autor:innen nutzen eine Kombination aus einer manuellen quantitativen Inhaltsanalyse von 6.000 Nutzer:innen-Kommentaren, die User:innen in drei mit der Alt-Right-Bewegung verbundenen Fringe Communities hinterlassen haben, sowie einem automatisierten Topic-Modeling-Ansatz. Darauf aufbauend betrachten sie nicht nur das Ausmaß verschiedener Formen von Hate Speech, sondern auch, gegen welche sozialen Gruppen sich diese richtet und in welchen Diskussionskontexten sie auftaucht. Die Befunde zeigen, dass Hassrede ein zentraler Bestandteil der Kommunikation in den Fringe Communties ist: Ganze 24% der analysierten Kommentare enthalten explizite oder implizite Formen von Hate Speech. In Form von Beleidigungen, Verschwörungstheorien und unter Bezugnahme auf rechtsextreme Ideologien werden insbesondere jüdische und schwarze Personen zur Zielscheibe des Hasses.
Das vollständige Paper ist Open Access auf der Website des Verlages verfügbar: https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/20563051211052906