07.02.2024
Preise für Alle: So war das Praxisforum 2024
Donnerstagabend, Sparkassen-Forum, im Publikum vor allem Studierende – das kann nur eines heißen: Praxisforum. Bereits zum 22. Mal hat der Förderverein des IfK am 1. Februar die besten Absolvent:innen aus Bachelor und Master eingeladen, ihre Forschung zu präsentieren. „Es sind vielleicht keine klassischen Themen der Kommunikationswissenschaft“, sagte IfK-Direktor Prof. Lutz M. Hagen bei seiner Begrüßung. „Aber sie zeigen, wie aktuell und relevant die Forschung am IfK ist.“ Dann übergab er das Wort an die Moderatoren Jan Bußmann und Duc Dat Hoang, die im 3. Bachelorsemester am IfK studieren.
„Ich habe so viel gelernt“ – das konnten die beiden nach jedem Vortrag sagen. So hat etwa Bachelor-Absolventin Annie Vandalewsky gezeigt, was junge Menschen dazu bewegt, (nicht) zur Darmkrebsvorsorge zu gehen – etwa Ekel, Peinlichkeit und Geschlecht. Ihre Ergebnisse können in eine Kommunikationskampagne zur Darmkrebsvorsorge einfließen, an der ein Team des IfK im Rahmen des interdisziplinären Projekts Mi-EOCRC arbeitet.
Mit einem ganz anderen Thema beschäftigte sich Tobias Rensch: Er hat mit einem quantitativen Survey-Experiment die Wirkung von Emojis in Online-Rezensionen für Gastrobetriebe untersucht. Ergebnis: Emojis haben kaum Einfluss auf Faktoren wie Glaubwürdigkeit und Kaufintention – anders als in anderen Ländern. „Es ist also wahrscheinlich, dass Emojis je nach sprachlichen und kulturellen Kontexten unterschiedlich wirken“, so Rensch.
Zwei weitere Vorträge drehten sich um Social Media und ihre Gefahren, etwa für die (mentale) Gesundheit. Bachelor-Absolventin Anna Charlotte Prietz hat mit einer qualitativen Interviewstudie unter Jugendlichen gezeigt, dass diese viele Gefahren auf der Plattform wahrnehmen – von Falsch- und Fehlinformationen bis zu Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit. Trotzdem verbringen die jungen Menschen täglich viele Stunden auf der Plattform und sind, so die Beobachtung von Prietz, oft auch moralisch abgestumpft. Hoffnungsvoller stimmen die Ergebnisse von Luisa Kunze. Sie hat in einem Experiment untersucht, wie sich „Digital Detox“ von Instagram auf Nutzer:innen auswirkt. Zwar ist der komplette Verzicht oft mit negativen Emotionen verbunden, aber eine teilweise Reduktion der Instagram-Zeit regt durchaus zur Reflexion des Nutzungsverhaltens an.
Das Publikum zeigte sich mehrfach auch von der methodischen Kompetenz der Arbeiten beeindruckt, etwa bei Master-Absolventin Linda Drescher. In einem penibel designten Experiment hat sie gezeigt, dass Product-Placement – das Platzieren von Produktwerbung, zum Beispiel in Kinderfilmen – einen klaren Einfluss auf die Produktwahl von Kindern hat. Master-Absolvent Lorenz Czapowski hat sich direkt für Methodenforschung entschieden: Was bringen Datenspenden für die Wissenschaft? Dank der DSGVO können User:innen von Online-Diensten alle über sie erhobenen Daten anfordern – und für Forschungsprojekte spenden. Czapowskis Umfrage mit integrierter Datenspende zeigt: „Datenspenden sind recht kompliziert, aber sie sind eine wichtige Ergänzung zu Umfragedaten.“
„So eine Leistungsdichte habe ich selten erlebt“, sagte Prof. Sven Engesser zum Abschluss des Forums. Gleich zwei Arbeiten – von Annie Vandalevsky und Lorenz Czapowski – werden auf der diesjährigen Jahrestagung der Fachgesellschaft DGPuK in Erfurt präsentiert, Luisa Kunze hat ihre Arbeit bereits im Januar auf der Tagung der DGPuK-Fachgruppe für Rezeptions- und Wirkungsforschung vorgestellt. Aus weiteren Arbeiten entstehen Beiträge für Fachjournals. Kaum verwunderlich, dass dieses Mal nicht nur ein oder zwei Absolvent:innen die vom Förderverein gesponserte Auszeichnung in Verbindung mit einem Jahresabo für das Katapult-Magazin bekommen haben – sondern alle.
Übrigens: Im Rahmen des Praxisforums hat IfK-Juniorprofessorin Dr. Anna Kümpel ihr jüngst gestartetes DFG-Projekt zur Online-Nachrichtennutzung von Senior:innen vorgestellt. Mit einem innovativen Mehrmethoden-Design erforscht das Team die Informations- und Nachrichtennutzung von Senior:innen auf sozialen Medien und in Messenger-Apps. Ziel des Projekts ist ein umfassendes Verständnis der Wahrnehmungen, Erfahrungen und Nutzungspraktiken von älteren Menschen im Umgang mit diesen Diensten. Alle Informationen und Neuigkeiten aus dem Projekt erhalten Sie auf der Projektwebseite sowie auf dem Bluesky-Account.