Aktuelle Forschungen
An der Professur für Alte Geschichte wird derzeit an den folgenden Projekten gearbeitet:
Ziel des Projektes ist es, systematisch die Bedeutung von Sexualität, Liebesverhältnissen sowie Geschlechtsidentität für das öffentliche Bild antiker Politiker sowie ihre politische Praxis herauszuarbeiten. Es gilt die Entwicklung von sexuellen Idealbildern nachzuverfolgen, die als Erwartungshaltung an öffentliche (politische) Personen herangetragen wurden, und die Folgen zu untersuchen, die ein Nicht-Erfüllen dieser Erwartungshaltung nach sich zog. So wird eruiert, inwiefern sexuelle Devianzen gezielt genutzt werden konnten, um Politiker zu diffamieren sowie zu beschämen und dadurch ihre öffentliche Reputation sowie ihren politischen Handlungsspielraum anzugreifen, zu limitieren und zu schädigen. Daran wird erörtert, wie stark das amouröse Privatleben dieser Personen Einfluss auf ihre Karriere, öffentliche Akzeptanz sowie ihren politischen Erfolg nehmen und von ihren Gegnern gezielt als Waffe gegen sie eingesetzt werden konnte. Dabei wird der Hypothese nachgegangen, dass sich in der attischen Rhetorik der klassischen Zeit standardisierte Formen des sexuellen Beschämens und Diffamierens in der politischen Öffentlichkeit entwickelten, die in der späten Republik und Kaiserzeit in Rom übernommen und dort einerseits in der Rhetorik fortgeführt wurden und andererseits auch ihren Niederschlag in der Literaturgattung der politischen Biographie fanden.
In ihrer Forschung konzentriert Noreen Stühmer sich auf die politische Kultur der mittleren römischen Republik. Gegenstand des Dissertationsprojektes sind dabei die plebeischen Erstconsuln dieser Zeit. Indem sich von dem durch die Forschung massiv aufgeladenen Quellenbegriff homo novus gelöst und versucht wird, Statusstrategien abseits des Verweises auf die Ahnen sichtbar zu machen, soll die Arbeit dazu beitragen, das Bild einer starren Familienrepublik weiter aufzuweichen und Oberschichtskonzepte zu dynamisieren.
Vyacheslav Telminov arbeitet derzeit als Gastforscher am Lehrstuhl Alte Geschichte, TU Dresden. Seine Forschung konzentriert sich auf die politische Villenkultur der römischen Nobilität und deren Raumstrukturen. Außer literarischen Quellen benutzt er archäologische Befunde, um den Zusammenhang zwischen dem Wandel des politischen Systems und der Struktur des Raumes auf einem Privatbesitz näher zu bestimmen.