Frenzel
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Promotionsthema
„Normbegründung, Normgenese und Öffentlichkeit der "guten" Policey - die Reichsstadt Ulm in der Frühen Neuzeit.“
Das Projekt will die bisher vielfach in der Policeyforschung aufgeworfene Hypothese überprüfen, wonach es einen fundamentalen Wandel in der Begründung policeylicher Normen gab, der sich auf die Formulierung reduzieren ließe: Von der Abwehr des göttlichen Zorns hin zur Wohlfahrt und Glückseligkeit. Die Testfrage lautet also: Kam es in der „Ära der Guten Policey“ zunächst zu einer Entkräftung religiöser Begründungsmotive und schließlich zu einem Wandel policeylicher Normbegründungen und wie vollzog sich dieser? Bisher wird dies zumeist lediglich ideengeschichtlich ausreichend empirisch fundiert. Jedoch müsste dies eingehender auf einer mittleren Ebene überprüft werden, die die politische Sprache stärker im politischen Alltag beobachtet.
Mein methodischer Zugriff ruht auf einer doppelten Perspektive: untersucht wird sowohl die ‚Beredsamkeit policeylicher Verordnungen‘ als auch das ‚Gerede über policeyliche Verordnungen‘. In meiner Fallstudie zur Reichsstadt Ulm wird erstens die Normbegründung der verschiedenen policeylichen Regelungsmaterien vom 15. Jahrhundert bis zum Ende des Alten Reichs analysiert. Zweitens wird deren argumentativer Status exemplarisch anhand von Gutachten sowie Eingaben der Ämter im Vorfeld von Erlassen untersucht. Und drittens werden Reaktionen auf die Erlasse und insb. ihre Begründung anhand von affirmativen wie auch obrigkeitskritischen Predigten, Pasquillen und Schandzetteln gegen die Obrigkeit oder auch gewaltsamen Akten und Aufläufen gegen diese mit einbezogen. Durch die Verknüpfung der beiden Perspektiven soll sowohl der Begründungswandel policeylicher Normen, ihr jeweiliger argumentativer Status wie auch deren Bedeutung für die Konstitution reichsstädtischer Öffentlichkeit(en) ausgeleuchtet werden.
Akademischer Werdegang
- Seit Februar 2014: Stipendiat der Gerda-Henkel-Stiftung und Doktorand bei Prof. Dr. Gerd Schwerhoff
- 2013: I. Staatsexamen in den Fächern Geschichte und Geographie für das höhere Lehramt an Gymnasien
- Von 2009 bis 2013: Studentische Hilfskraft im Teilprojekt F „Gottlosigkeit und Eigensinn. Religiöse Devianz in der Frühen Neuzeit“ des DFG Sonderforschungsbereichs 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“ an der TU Dresden.
Forschungsinteressen und -schwerpunkte
- Policeyforschung
- Stadtgeschichte
- Pasquille und Schmähschriften
Publikationen und Vorträge
- Die Ordnung des Zorns. Der Zorn Gottes in den Policeygesetzen der Reichsstadt Ulm (Gotteslästerung, Zutrinken und Unzucht, 1492–1630), in: Alexander Kästner/Gerd Schwerhoff (Hg.): Göttlicher Zorn und Menschliches Maß. Religiöse Abweichung in frühneuzeitlichen Stadtgemeinschaften (Konflikte und Kultur, 28), Konstanz/München: UVK, 2013, S. 45–71.
- [Rez.] Florian Kühnel: Kranke Ehre? Adlige Selbsttötung im Übergang zur Moderne, München: Oldenbourg 2013, in: Rheinische Vierteljahresblätter 2015, i.E.
- [Organisation, zus. mit Désirée Schauz & Richard Wetzell] 4. Kolloquium zu Kriminalität und Strafjustiz – Schwerpunktthema Gewalt, 9.–11. Sep. 2015 München/ Gauting.
- [Vortrag] Pestilenz, Policey und Normenkonkurrenz. Die Aktualisierung policeylicher Normen in der Reichsstadt Ulm im Zeichen von Seuchenzügen (ca. 1580–1640). Im Rahmen des Workshops: Die Regeln des Miteinanders. Ambiguitätstoleranz in der Frühen Neuzeit. 25.–26.06.2015, Dresden.
- [zus. mit Franziska Neumann] Tagungsbericht: Rituale in Reformation und Konfessionalisierung. 02.09.2012-06.09.2012, Erlangen, in: H-Soz-u-Kult, 28.02.2013, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4674.
- [Vortrag] Hoffart ohne Sünde? Zur Normbegründung von Aufwands- und Luxusverordnungen am Beispiel der Reichsstadt Ulm. Im Rahmen des gemeinsamen Kolloquiums der Universitäten Halle und Dresden: Aktuelle Forschungen zur Geschichte der Frühen Neuzeit. 20.06.2014, Halle.
- [Vortrag] „Gute Policey“, Gottlosigkeit und Gottes Zorn. Religiöse Unordnung in der Mandatspolitik der Reichsstadt Ulm (ca. 1400-1700). Im Rahmen der summer school: Die Reformation und ihre Inszenierungen. Ereignis, Identität, Erinnerung. 04.09.2011-08.09.2011, Erlangen.