27.09.2017
Nachwuchskolloquium "Wissen und Identität in Migrationsgesellschaften" - Call for Papers
Migration ist ein Normalfall in der Geschichte und Gegenwart aller Gesellschaften und ein sie konstituierendes Element. Im Zuge verstärkter Globalisierungsprozesse wird Migration sichtbarer und Thema der gesellschaftlichen Selbstverhandlung.
Identität und Wissen als Kategorien dieser Verhandlung sind durch dynamische, ungleiche und ungleichzeitige Bedingungen gekennzeichnet: Identität ist vor allem ein Prozess der Selbstverortung im Spannungsfeld individueller und kollektiver Eigen- und Fremdzuschreibungen. Wissen und der Zugang zu ihm sind meist sozial determiniert; seine Produktion, Zirkulation und Modifikation also limitiert. Beides – Identität und Wissen – steht aber in Verbindung mit Migration in einem zusätzlichen Spannungsverhältnis, das eine große thematische Breite aufweist und interdisziplinäre Anknüpfungspunkte bietet: Dies betrifft die Frage der Identität von Migrant*innen in der spezifischen Situation der Diskontinuität (vor, während und nach der Migration), aber auch die Selbstwahrnehmung der jeweiligen Gesellschaften als Migrationsgesellschaften. Beides steht in Relation zum Wissen eben dieser Migrant*innen, welches teils spezifisch in der Migration selbst entsteht, und dem Wissen über Migrant*innen – bzw. dem bewussten und unbewussten Nicht-Wissen über sie.
Das geplante Nachwuchskolloquium fragt nach Theorien, Konzepten und Begriffen, die sich zur Bestimmung des Verhältnisses von Identität und Wissen in Migrationsgesellschaften interdisziplinär nutzbar machen lassen. Dabei stellen sich z.B. folgende Fragen: Welche Auseinandersetzungen um Identität im Kontext von Migration werden geführt? Welche Faktoren beeinflussen dabei Prozesse der Identitätsbildung? Welches Wissen ist migrationsrelevant? Wie wird es generiert, tradiert und angeeignet oder ausgeblendet? In welchen Machtkonstellationen manifestiert sich dieses Wissen? Welchen Einfluss haben sie auf Identitätsbildungsprozesse?
Neben der konkreten Auseinandersetzung mit den Fragestellungen ist ein zentrales Ziel des Nachwuchskolloquiums, dass die einzelnen geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen ihre je eigenen Zugänge zum Themenfeld zusammentragen und diskutieren. Im Rahmen von Vorträgen und Kurzpräsentationen soll so die Grundlage für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit geschaffen schaffen werden. Angesprochen sind vor allem Nachwuchswissenschaftler, die sich mit Themen wie Identität, Wissen, Wissenstransfer nicht nur, aber vor allem in Bezug auf Migration beschäftigen. Wir bitten um die Einreichung eines Abstracts für einen Beitrag aus der eigenen Forschung (max. 3.000 Zeichen, inkl. Leerzeichen) sowie eine kurze biografische Notiz. Der Abstract sollte – neben der thematischen Ausführung zu den oben genannten Fragen – auf theoretische und methodische Zugänge eingehen und aufzeigen, welche Synergien mit anderen Fachdisziplinen gesehen werden. Er sollte daher so gestaltet sein, dass die interdisziplinäre Verwertbarkeit direkt adressiert wird.
Die Beiträge sollten bis zum 30. November 2017 per Mail an
Karoline Oehme-Jüngling () und
Steffen Heidrich () gesendet werden.
Das Nachwuchskolloquium soll die Zusammenarbeit des akademischen Mittelbaus im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften der TU Dresden stärken und wird am 11./12. und 18./19. Juni 2018 stattfinden. Konzipiert und organisiert wird das Nachwuchskolloquium von Anna-Maria Schielicke (Kommunikationswissenschaft), Ann-Kathrin Kobelt (Deutsch als Fremdsprache, Zentrum für Integrationsstudien), Antje Odermann (Kommunikationswissenschaft), Karoline Oehme-Jüngling (Zentrum für Integrationsstudien), Steffen Heidrich (Geschichte) und Swen Steinberg (Geschichte). Das Nachwuchskolloquium soll der Startpunkt für einen intensiven interdisziplinären Austausch über Themen der Migration und Integration sein, der im Rahmen von weiteren Kolloquien oder einer größeren Tagung fortgeführt werden soll.