03.05.2023
Blockseminar: Zur gesellschaftspolitischen und künstlerischen Dimension historischer Erinnerung
Blockseminar: Zur gesellschaftspolitischen und künstlerischen Dimension historischer Erinnerung
Vom 15. bis zum 26. Mai 2023 wird ein von der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördertes Blockseminar (in deutscher Sprache) für Studierende der Soziologie, der Kunstgeschichte, der Politikwissenschaft und der Geschichtswissenschaften an der TU Dresden angeboten.
Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Dr. Bojana Matejic (Belgrad) und Dr. Constanze Fritzsch (Leipzig) wollen gemeinsam mit Studierenden der genannten Fächer am Beispiel der bildenden Künste den Zusammenhang der tiefgreifenden gesellschaftlichen, politischen und hier besonders auch kulturellen Veränderungen seit 1989 im Vergleich zwischen DDR und Jugoslawien bearbeiten. Ziel des Blockseminars ist die Anregung zu einem durch diese gesellschaftlichen Umbrüche veränderten Geschichtsverständnis. Dafür sind analytische Rückblicke, insbesondere Betrachtungen der Ausgangslage in den staatsozialistischen Gesellschaften sowie der gesellschaftlichen und besonders politischen Veränderungen als einem historisch emanzipatorischen, aber auch neue Gefährdungen erzeugt habenden Moment der Entwicklung einer reflektierten Erinnerungskultur. Hier soll vor allem die Verflechtung verschiedener nationaler Geschichten im Vordergrund stehen.
Ausgehend von der These Boris Budens, dass das kulturelle Gedächtnis und vor allem Kunst in der postsozialistischen Transformationszeit nach 1989 zum Raum für Reflexionen nicht nur über die sozialistische Vergangenheit, sondern auch über die sozialen Umbrüche nach deren Ende geworden sind. Beantwortet werden soll die Frage, wie die Kunst in Ostdeutschland und im ehemaligen Jugoslawien beigetragen hat zu einem Verständnis der Geschichte sowohl der sozialistischen Vergangenheit als auch der seither vollzogenen Transformationsprozesse. Das Blockseminar soll vergleichend auch auf die Problematik der rechtspopulistischen und nationalistischen Instrumentalisierungen als Resultat der tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen aufgreifen und das Potential der Künste als kritischem Reflexionsmedium dieser Prozesse bearbeiten.
Das Seminar wird in den ersten drei Tagen (15-17. Mai d.J.) an der TU Dresden stattfinden und zwar in einem Ausstellungs- und Seminarraum der Kustodie der TU Dresden (Ort: Bürogebäude Zellescher Weg 17 [BZW), linker Eingang im Erdgeschoss]).
Sodann wechselt das Blockseminar in das Dresdner Albertinum (das ist die Galerie für die Neuen Meister am Georg-Treu-Patz 2). Dort treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Foyer dieses Museums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Es war übrigens dieses Museum, das in den Jahren 2019/20 zum Mittelpunkt des „Dresdner Bilderstreites“ wurde. Im Seminar sollen dort die als Antwort auf diesen Konflikt um den Stellenwert der Kunst aus der DDR unter dem Motto „Wir müssen reden!“ veranstalteten Diskussionen und kuratierten Programme sowie die dazu gehörende Bestandspräsentation "Ostdeutsche Malerei und Skulptur 1949-1990" analysiert werden. Auch werden wir mit Teilen der Sammlung des Museums arbeiten können.
Das Seminar ist in zwei Teile gegliedert: in einem ersten theoretischen Teil sollen Texte, Künstlerpraktiken und der historische Kontext gemeinsam diskutiert werden. In einem zweiten Teil sollen die Studierenden anhand der aufgeworfenen Fragestellungen und auf der Basis des gemeinsam behandelten Materials mündliche Präsentationen oder schriftliche Seminarbeiträge etc. (beispielsweise auch auf der Basis von Interviews) anfertigen können. Dabei können sehr gute studentische Arbeiten auch in dem von Dr. Bojana Matejić gegründeten Apparatus: a Forum for Discussions in Art, Science, Technology and Politics (mit einem einleitenden Text der Leiter*innen des Seminars) veröffentlicht werden.
Ich bitte alle, die teilnehmen wollen, um eine Nachricht: Karl Siegbert Rehberg