18.07.2023
Blockseminar: Zur gesellschaftspolitischen und künstlerischen Dimension historischer Erinnerung
Vom 15. bis zum 19. Januar 2024 wird ein von der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördertes Blockseminar (in deutscher Sprache) für Studierende der Soziologie, der Kunstgeschichte, der Politikwissenschaft und der Geschichtswissenschaften an der TU Dresden angeboten, wobei auch Studierende anderer Fächer teilnehmen können.
Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Frau Dr. Bojana Matejic (Belgrad) und Frau Dr. Constanze Fritzsch (Leipzig) werden gemeinsam mit den Studierenden am Beispiel der bildenden Künste den Zusammenhang der tiefgreifenden gesellschaftlichen, politischen und hier besonders auch kulturellen Veränderungen und Veränderungszwänge seit 1989 im Vergleich von DDR/BRD und Jugoslawien bearbeiten.
Ziel des Blockseminars ist ein durch diese gesellschaftlichen Umbrüche mitgeprägten Geschichtsverständnis. Dafür sind analytische Rückblicke, insbesondere die Betrachtung der Ausgangslage in den staatssozialistischen Gesellschaften sowie der nicht nur politischen Veränderungen seit den 1990er Jahren zu untersuchen. Das soll beitragen zu einem Verständnis der Transformationsprozesse nach dem Zusammenbruch der sowjetischen Hegemonie. Die damit verbundenen freiheitlichen und emanzipatorischen Aspekte waren für viele Menschen auch verbunden mit neuen Gefährdungen und Unsicherheiten. All das spiegelt sich in einer zu untersuchenden und zu verstehenden Erinnerungskultur. Dabei soll vor allem die Verflechtung verschiedener nationaler Geschichten im Vordergrund stehen.
Ausgehend von der These, dass das kulturelle Gedächtnis, in diesem Fall vor allem besonders im Verhältnis zu den Künsten, in der postsozialistischen Transformationszeit seit den 1980er Jahren auch zum Medium für Empörungen und Konfliktverschärfungen wurden, sind diese Reaktionsweisen zu reflektieren, um nicht nur die sozialistische Vergangenheit, sondern auch die Folgen der sozialen Umbrüche nach 1990 besser einordnen und verstehen zu können. Dabei soll die Analyse der Kunstrezeption – besonders im ehemaligen Jugoslawien und den neuen Bundesländern – auch zu einem Verständnis der Geschichte sowohl der sozialistischen Vergangenheit als auch der seither vollzogenen Veränderungsprozesse beigetragen. Vor diesem Hintergrund wird vergleichend auch die Problematik rechtspopulistischer und nationalistischer Instrumentalisierungen als Resultat von tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und somit auch das Potential der Künste als einem kritischen Reflexionsmedium solcher Prozesse zu betrachten sein.
Das Seminar wird in den ersten vier Tagen (15.-18. Januar 2024 jeweils von 17-21 Uhr) an der TU Dresden stattfinden (der Raum wird den Studierenden, welche Ihre Teilnahme angemeldet haben, rechtzeitig mitgeteilt).
Sodann wechselt das Blockseminar in das Dresdner Albertinum (SKD-Galerie Neue Meister am Georg-Treu-Patz 2). Es war übrigens dieses Museum, das in den Jahren 2017 bis 2019 zum Ort eines „Dresdner Bilderstreites“ wurde. Unter dem Motto Wir müssen reden! ergänzten Diskussionen und kuratierte Führungen die aus diesem Anlass gezeigte Bestandspräsentation Ostdeutsche Malerei und Skulptur 1949-1990 angeboten.
Das Seminar ist in zwei Teile gegliedert: in dem ersten theoretischen Teil sollen Texte, Künstlerpraktiken und deren historischer Kontext vorgestellt und gemeinsam diskutiert werden. Im zweiten Teil können die Studierenden dann anhand der aufgeworfenen Fragestellungen und auf der Basis des gemeinsam behandelten Materials mündliche Präsentationen oder schriftliche Seminarbeiträge etc. beitragen. Dabei können im AQUA-Bereich der Philosophischen Fakultät verschiedene Leistungspunkte erworben werden.
Sehr gute studentische Arbeiten könnten sogar in dem von Dr. Bojana Matejić gegründeten Apparatus: a Forum for Discussions in Art, Science, Technology and Politics veröffentlicht werden.
Bei Interesse an der Teilnahme bitte eine Nachricht an senden bzw. telefonisch: 0173-5720357