11.12.2021
REMOTE-ARBEIT-GESELLSCHAFT
Zur empirischen Beobachtung und soziologischen Reflexion der Digitalisierung und Virtualisierung von Arbeitswelten
Hybride Nachwuchstagung der Sektion Wissenschaft- und Technikforschung, organisiert von Dr. Ina Krause (TU-Dresden) und apl. Prof. Dr. Andreas Boes (ISF München/bidt).
Mit freundlicher Unterstützung der Juniorprofessur für Mikrosoziologie und techno-soziale Interaktion von Susann Wagenknecht an der TU Dresden.
UPDATE: Der Tagungsbericht wurde veröffentlicht!
Darüber hinaus finden Sie hier die Präsentationen der Beiträge von Ina Krause und Andreas Boes/Frederik Haug.
Wie sieht die Gesellschaft der digitalisierten und virtuellen Moderne aus, in der Menschen verstärkt – Remote – Arbeitstätigkeiten (Neeley 2021) nachgehen? Was bedeutet es, wenn soziale Bezüge nicht mehr ausschließlich in physischen Welten und physischer Präsenz hergestellt werden, sondern um eine Dimension des sozialen Handels und der sozialen Kommunikation ergänzt werden: die Dimension des Handelns, Interagierens und Kommunizierens in „virtuellen“ Räumen beziehungsweise im „Informationsraum“ (Baukrowitz & Boes 1996; Boes et al. 2015; Boes & Langes 2019)?
Um diesen aktuellen Fragen zum Wandel der Arbeitswelt nachzugehen ist am 09. Juni 2022 an zwei Orten eine eintägige Nachwuchstagung geplant. In Dresden und München finden sich Nachwuchswissenschaftler*innen (Postdocs und Docs) und weitere Interessierte zum Diskutieren ein. Durch das hybride Format werden diese, miteinander vernetzt, ihre Forschungsergebnisse austauschen und sich dann einer virtuell teilnehmenden breiteren Community öffnen. Gerahmt wird die Tagung durch Vorträge mit renommierten Vertreter*innen aus Praxis und Wissenschaft. Die Keynote hält Ansgar Baums, Director Government Realtions bei Zoom.
Auf der Nachwuchstagung möchten wir uns mit empirischen Analysen zu Raum-Zeit-Strukturen von Remote-Arbeit auseinandersetzen. Anhand folgender Fragen vertiefen und schärfen wir den Blick auf Veränderungsprozesse: Wie konkret verändern neue Formen der Arbeit und neue Möglichkeiten der Kooperation sowie neue Formen der Organisation von Arbeit und Beschäftigung die bis dato physisch geprägten Gesellschaftsstrukturen? Welche Formen von neuer digitaler Arbeit und Remote-Arbeit (Neeley 2021) lassen sich in unterschiedlichen Bereichen ausmachen, etwa in Betrieben, in der Wissenschaft oder der Gesundheitsversorgung? Welche Phänomene bringen den, mit dem Begriff der Digitalisierung oft umschriebenen aber bislang konzeptionell wenig konkret eingegrenzten, dynamischen und offenbar auf Dauer gestellten Veränderungsprozess von Arbeitswelten besonders deutlich und anschaulich zum Vorschein? Eignen diese Phänomene sich daher als Beobachtungsobjekte, soziale Artefakte oder „fait social“ der soziologischen Gegenwarts- und Gesellschaftsanalyse? Welche Forschungsfelder, wie etwa "Computer Supported Cooperative Work" (Bowker et al. 1997), haben hierzu bereits Beiträge geliefert?
Im Rahmen des geplanten hybriden Tagungsformats möchten wir, mit den Mitgliedern der Sektion Wissenschafts- und Techniksoziologie und weiteren interessierten Gästen, darüber diskutieren, ob sich der Begriff der Remote-Arbeit als ein neuer Interpretationsraum für die Beschreibung des Wandels von Arbeitswelten eignet. Die These ist, dass dieser eine Gegenüberstellung von realen und virtuellen, sowie analogen und digitalen Arbeitsweisen erlaubt und dabei vielmehr den Blick auf die Rekombinationskraft (Brynjolfson & McAffee 2016) neuer vernetzter Technologien und Organisationssysteme, der situativen Workarounds oder der subversiven Nutzungsweisen in der Praxis fokussiert.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen im virtuellen Raum Platz zu nehmen. Der öffentliche Teil der Veranstaltung findet am 09. Juni 2022 von 12.30 bis 18.00 Uhr statt. Die Teilnahme als Gast im Open Space über Zoom ist ohne Einschränkung möglich.
Anmeldungen unter: Hier geht es zur Anmeldung auf Eeveno
(Sie erhalten eine automatische Bestätigungsmail ohne den Zoom-Link zur Veranstaltung, diesen erhalten Sie in einer gesonderten Mail, einige Tage vorab.)
Call for papers
Im Rahmen der Tagung sind Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler (Docs und Postdocs), die zum Thema des techno-sozialen Wandels von Arbeit oder Arbeitsgesellschaften forschen eingeladen, ihre Forschungsprojekte im Rahmen zweier in Präsenz stattfindenden Tagungsworkshops in einem kleinen Kreis vorzustellen und zu diskutieren. Anschließend bietet sich
die Möglichkeit die zentralen Forschungsbefunde der vorgestellten Arbeiten einer breiten, virtuell zugeschalteten Fachöffentlichkeit zu präsentieren.
Alle weiteren Informationen finden Sie im zugehörigen Call (Frist: 06. Mai 2022).
Veranstaltungsthema Dresden
Im Dresdner Präsenzraum wird die Rolle, die Organisationen und technische Intermediäre im Prozess der Reorganisation von Arbeit und Beschäftigung im Kontext der Etablierung von Remote-Arbeitskontexten spielen ins Zentrum gerückt. Diskutiert werden soll wie Plattformbetreiber oder Software- und Hardwaresysteme, Social Media Anbieter und neue Infrastrukturdienstleister wie Coworking Spaces aber auch Wirtschaftsunternehmen durch ihr Wirken die Strukturen von Arbeitswelten verändern. Wie entstehen in diesem Kontext neue Formen der Organisation von Arbeit und Beschäftigung, die virtuelle und reale Arbeitswelten miteinander verbinden? Für den Präsenzworkshop sollen daher vier Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler als Vortragende und weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Diskutanten der Vorträge eingeladen werden, die sich mit dem Strukturwandel von Arbeitsorganisationen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen oder der Bedeutung neuer Intermediäre in Arbeitswelten auseinandersetzen.
Veranstaltungsthema München
Im Fokus des Münchner Präsenzraums steht die Frage, welche Formen von Arbeit im Informationsraum – „Working in the open“ (IBM) – inzwischen in neuen, aber auch etablierten Arbeitswelten beobachtet werden können und wie sich diese an bestehende Arbeitskontexte anlagern und durch neue Remote-Arbeitszusammenhänge konturiert werden. Sich im Informationsraum, als neuartigem Raum der Wertschöpfung, zu bewegen, zu kommunizieren und zu Arbeiten bringt Veränderungen für das arbeitende Individuum sowie für die Arbeitsgesellschaft mit sich, die es zu erforschen gilt. Wie müssen also in diesem Kontext Arbeitsräume und Arbeitszeiten neu gedacht werden? Was bedeutet es, wenn Lebens- und Arbeitswelten remote verzahnt und auf „zwei verschachtelten Bühnen“ ausgestaltet werden? Wie verändern sich dadurch gesellschaftliche Konzepte des Verhältnisses von Ort, Raum und Zeit – von Arbeitsmobilität, Arbeitsmigration, Integration und Kontrolle – und welche Wirkung hat dies für zentrale Institutionen der Regulation von Arbeit?
Auch dieser Workshop schafft die Möglichkeit, dass vier Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsergebnisse vorstellen. Diese werden dann durch Diskutanten, die zu diesen Themen selbst forschen kommentiert und gemeinsamen in der Gruppe diskutiert.
Programm
Hier finden Sie den Programmflyer zum Download.