Sächsischer Hochschulbericht 2008
Erstellung eines regelmäßigen Hochschulberichts Sachsen: Dauerbeobachtung der Studienbedingungen und Studienqualität im Freistaat Sachsen
Die Qualitätssicherung ist eine politische und gesellschaftliche Anforderung, der sich Hochschulen nicht entziehen können. Die Hochschulen haben auch längst erkannt, dass eine hohe Transparenz in ihrem eigenen Interesse liegt. Auch die (angehenden) Studierenden sind an Auskünften über die Studiensituation sehr interessiert, da diese Informationsbasis ihre Studienentscheidung maßgeblich beeinflussen kann.
Zur Studiensituation in einzelnen Fächern und Fächergruppen gibt es eine Fülle institutionell erzeugter Daten (im weiteren kurz als „quantitative Daten“ bezeichnet), die in die amtliche Statistik eingehen oder in Form von Berichten (z.B. Lehrberichte) erscheinen. Kennzeichen dieser Daten ist es aber, dass sie nur verstreut zugänglich, oft wenig benutzerfreundlich und vielfach nicht als Vergleiche aufbereitet sind. Für die Qualitätssicherung an den Hochschulen besteht ein hoher Bedarf, diese Datenbestände in einer systematischen Weise zusammenzuführen. Dies zu leisten, ist das zentrale Anliegen des Hochschulberichts zur Dauerbeobachtung der Studiensituation im Freistaat Sachsen. Für diesen Hochschulbericht sollen die quantitativen Daten durch Bewertungen der Studierenden erweitert und ergänzt werden.
Vorarbeiten für den Hochschulbericht gibt es bereits in Form des Hochschul-TÜV, der bereits mehrmals in der Sächsischen Zeitung erschienen ist. Erarbeitet wurde dieser von Dipl.-Soz. René Krempkow und Dipl.-Soz. Karsten König. Diese Vorarbeiten sollen im Hochschulbericht zur Studiensituation grundlegend erweitert werden, und zwar durch
- Ausdehnung der quantitativen Indikatoren zur Beschreibung der Studiensituation in den Fächern bzw. Fächergruppen
- Ausdehnung des Beobachtungszeitraums
- Konsequenten Einbezug von bundesweiten Vergleichsdaten
- Verbreiterung der Datenbasis
- Kombination der quantitativen Indikatoren mit Bewertungen der Studienbedingungen durch die Studierenden.
Der Hochschul-TÜV hat sich in der letzten Fassung auf acht quantitative Indikatoren gestützt: Anzahl der Studienanfänger, Gesamtzahl der Studierenden, Betreuungsrelation (Studierende pro Professur), durchschnittliche Fachstudiendauer, Studierbarkeit (definiert als Anzahl der Studierenden in der Regelstudienzeit bezogen auf die Gesamtzahl), durchschnittliche Abschlussnote, Erfolgsquote bei Abschlussprüfungen sowie die Absolventenquote. Diese Indikatoren werden auch in ein umfassendes Indikatorensystem eingehen. Allerdings ist es notwendig, diese zu erweitern. Neben weiteren Indikatoren zur Lehre sollen auch Indikatoren zur Forschung (z.B. Drittmittel pro Professor, Anzahl der Promotionen) einbezogen werden. Diese Erweiterung ist aufgrund der engen Verknüpfung von Lehre und Forschung nahe liegend. Außerdem ist es notwendig, diese Indikatoren mit den Indikatorensystemen abzugleichen, die von dem Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) und dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) entwickelt wurden, und die dabei gewonnenen Erfahrungen einzubeziehen. Für die Ausarbeitung eines umfassenden Indikatorensystems sollen zudem die internationalen Erfahrungen auf diesem Gebiet genutzt werden. Vor allem in den USA und auch in Großbritannien liegen hierzu jahrelange Vorarbeiten vor. Auch gibt es inzwischen eine breite Fachdiskussion über die Ausgestaltung und Aussagekraft der Indikatoren, die stärker aufgegriffen und beachtet werden muss, um die Akzeptanz zu steigern. Ziel dieser Bestandsaufnahme soll es sein, ein umfassendes und aussagekräftiges Indikatorensystem zur Studiensituation in Sachsen zu entwickeln, das die Grundlage für den ersten und die folgenden sächsischen Hochschulberichte bilden soll.
In der Begrenztheit von Zeit und Mitteln war es für den Hochschul-TÜV nicht möglich, die gewonnenen Ergebnisse miteinander in Bezug zu setzen und diese ausführlich zu kommentieren. Dies ist aber unerlässlich, um die vorhandene Aussagekraft der Indikatoren tatsächlich auszuschöpfen. Dies zu leisten, ist ein weiteres wichtiges Ziel des sächsischen Hochschulberichts. Dafür wird es unbedingt notwendig sein, den Beobachtungszeitraum auszudehnen. Auf der Grundlage von zwei aufeinander folgenden Jahren lassen sich keine Trends ableiten. Für den sächsischen Hochschulbericht ist deshalb geplant, die aktuellen Daten mit weiteren Zeitpunkten, jeweils im Abstand von drei Jahren zu vergleichen. Die Studiensituation im Studienjahr 2003/04, für die erstmalig der Hochschulbericht erstellt werden soll, wird also im Vergleich zu den Studienjahren 2000/01 und 1997/98 untersucht. Über einen Zeitraum von sechs Jahren mit drei Messzeitpunkten lassen sich fundierte Aussagen über Trends ableiten. So wichtig der Vergleich der Studiensituation in Sachsen auch ist, reicht es dennoch nicht aus, nur zu wissen, an welchem Standort die Ausbildung in Sachsen am besten ist. Ebenso wichtig ist es, zu wissen, wie die Ausbildungsqualität zum Bundesdurchschnitt steht. Aus diesem Grund sollen die verwendeten Indikatoren im sächsischen Hochschulbericht – soweit diese vorliegen bzw. zugänglich gemacht werden können - immer auch mit Bundesdaten verglichen werden.
Der Hochschul-TÜV stützte sich bislang vor allem auf die Lehrberichte der sächsischen Hochschulen, die sie nach der Sächsischen Lehrberichtsverordnung vom 2. April 1997 jährlich zu erstellen haben. Die Lehrberichte stellen für den Sächsischen Hochschulbericht zur Studiensituation eine wichtige Grundlage dar; sie sollen um alle verfügbaren hochschulrelevanten Daten erweitert werden. Einbezogen werden sollen die Auslastungsberechnungen der Hochschulen für das SMWK. Zu diesem Zweck dürften Sonderauswertungen zur laufenden Hochschulstatistik notwendig werden, die im Auftrag des Ministeriums durchgeführt werden sollen, um zusätzliche Kosten zu vermeiden. Auch Daten und Ergebnisse aus den HIS-Panelstudien und aus den HIS-ICE-Informationssystemen könnten hier verwendet werden. Gerade bei der ersten Erstellung des Hochschulberichts ist es ratsam, die Indikatoren auf unterschiedlichen Wegen auch mehrmals zu erheben, um dadurch Vergleiche möglich zu machen und die Datenqualität testen und sichern zu können.
Eine ganz wesentliche Innovation ist die Durchführung einer Studentenbefragung zur Studiensituation. Aus der Betreuungsrelation kann – um nur ein Beispiel aufzugreifen – nicht unmittelbar auf die Betreuungsqualität geschlossen werden. Für eine umfassende Erfassung der Studienbedingungen müssen die quantitativen Kennzahlen durch die Sicht der Studierenden erweitert werden. Dafür sollen jeweils im Jahr der Erstellung des Hochschulberichts Studentenbefragungen durchgeführt werden, und zwar in einem größeren Umfang, um auch zu den Fächern bzw. Fächergruppen an den jeweiligen Hochschulstandorten aussagefähige Daten zu gewinnen. Für die Durchführung dieser Befragung muss ein Erhebungsinstrument entwickelt werden, bei dem darauf geachtet werden soll, dass bei möglichst vielen Fragen bundesweite Vergleiche möglich sind. Durchgeführt werden soll diese Befragung in erster Linie online. Da der Umgang der Studierenden mit Computern längst selbstverständlich und durch die Hochschulen auch eine gute Zugänglichkeit vorhanden ist, sind bei dieser Befragtengruppe online-Befragungen möglich. Um aber dennoch Ausfälle zu vermeiden, ist es geplant, bei der zweiten Erinnerung einen Fragebogen zu versenden. Der Vorteil einer online-Befragung ist es, dass dadurch Portogebühren eingespart werden können. Allerdings fallen nicht alle Portokosten weg, da die ausgewählten Studierenden durch ein Anschreiben über die Befragung informiert werden und die Adresse sowie ein Passwort für den online-Zugang mitgeteilt wird. Auch erfolgen die Erinnerungen per Post. Die Einsparung ergibt sich dadurch, dass Auslösegebühr und Porto für die Rückantwort entfällt. Eine weitere wichtige Kostenreduktion resultiert aus dem Wegfall des zeitintensiven Einscannens der Fragebögen. Wir rechnen damit, dass durch die starke Nutzung der online-Variante die Kosten pro zu befragenden Studierenden auf 3 € gesenkt werden können.
Sowohl für die Aufbereitung der quantitativen Daten wie auch für die Studentenbefragung stellt sich die Frage nach der Fächerauswahl. Für einen Hochschulbericht reicht es nicht aus, nur nach den in der amtlichen Statistik üblichen Fächergruppen (Sprach- und Kulturwissenschaften, Sport-, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Mathematik, Naturwissenschaften, Humanmedizin, Veterinärmedizin, Agrar-, Forst- u. Ernährungswissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Kunst, Kunstwissenschaft) zu differenzieren. Gleichwohl ist es erforderlich, diese Fächergruppen in dieser Systematik einzubeziehen, um nicht von vornherein Vergleichsmöglichkeiten zu verschließen. Allerdings wird es nicht möglich sein, jedes Studienfach einzubeziehen. Damit die Ergebnisse aussagefähig sind, müssen sie sich auf eine gewisse Mindestzahl von Studierenden stützen. Aus diesem Grund sollen in vier der neun Fächergruppen die studentenstärksten Fächer einbezogen werden. Abweichend von der herkömmlichen statistischen Aufbereitung soll das Lehramt nach den Schultypen Grundschule, Mittelschule, Gymnasium und berufsbildende Schule gesondert einbezogen werden.
Es ist notwendig, dass die Anzahl der Befragten groß genug ist, um Aussagen über einzelne Studiengänge an den Hochschulen gewinnen zu können. Einbezogen werden sollen dabei nur Studiengänge, die mindestens 200 Studierende ausweisen. Bei einer Studentenzahl von über 400 Studierenden soll die Stichprobe einen Umfang von 200 Studierenden haben, bei Studiengängen mit unter 400 Studierenden 100. Dieser Umfang ist eine Mindestgröße, die notwendig ist, um auch bei einem Rücklauf von 30% noch aussagefähige Ergebnisse zu erhalten.
Weitere Planung
In diesem Umfang soll der Hochschulbericht zur Studiensituation etwa alle drei Jahre erstellt werden. Nach dem ersten Hochschulbericht 2005, der auf den verfügbaren Daten bis zum Studienjahr 2003/04 und der Studentenbefragung 2005 basiert, soll der zweite Hochschulbericht 2008 folgen; dann auf der Grundlage der verfügbaren Daten bis zum Studienjahr 2006/07 und der Studentenbefragung 2008. Unabhängig davon soll unter Fortschreibung ausgewählter Indikatoren und unter Verwendung der jeweils letzten Studienbefragung weiterhin jährlich der Hochschul-TÜV in der Sächsischen Zeitung erscheinen. Schon aus Platzgründen wird es für die Zeitungsveröffentlichung notwendig sein, einige zentrale Ergebnisse auszuwählen und diese in geeigneter Weise für eine breite Leserschaft aufzubereiten.
Institut für Mikrosoziologie
Prof. Karl Lenz
Mitarbeiter des 1.Sächsischen Hochschulberichts:
Herr Dietmar Rachelski,
Herr Dipl. Soz. René Krempkow und
Frau Jaqcueline Popp, M.A.
Auftraggeber: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst