Studienfachwahl
Projekt: „Studienfachwahl von Frauen und Männern an sächsischen Hochschulen“
Kurzbeschreibung
Bei den Studienwahlen und deren subjektiven Begründungen scheint der Geschlechterkontext mehr und mehr in den Hintergrund zu treten. Schließlich stehen Frauen und Männern gleichermaßen alle Studienfächer offen. In früher männlich dominierten Studienfächern wie den Wirtschaftswissenschaften und der Jurisprudenz haben die weiblichen Studierenden gleichgezogen und dort, wo Frauen immer noch unterrepräsentiert sind, scheint es weniger das Problem der Chancenungleichheit, sondern eher das fehlende persönliche fachliche Interesse zu sein, das Studentinnen davon abhält, Elektro- oder Bautechnik zu studieren. Auch die heutige Universitätskultur vermittelt äußerlich den Eindruck einer selbstverständlichen Gleichheit unter den Geschlechtern. Die studierenden Frauen und Männer sehen sich vor allem deshalb als gleichberechtigt, weil für beide Geschlechter dieselben Leistungsanforderungen gelten. Demgegenüber ist jedoch zu beobachten, dass sich Studierende in ihrer im Hauptstudium notwendigen Spezialisierung nach wie vor geschlechtstypisch verhalten. Hier stößt man bei den Studierenden auf verdeckte Zuordnungen und Zuschreibungen, die wieder in geschlechtsdichotome Muster zurückführen, indem sie Teilbereiche der jeweiligen Disziplin entweder als weiblich/weich oder männlich/hart einstufen (z.B. Familienrecht versus Wirtschaftsrecht), wobei die weiblichen stets die weniger prestigeträchtigen sind. Die dichotome Ordnungsstruktur scheint, wenn auch oft nicht bewusst, den Bezugsrahmen für die Spezialisierung im Hauptstudium für männliche und weibliche Studierende bildet, das heißt, sie entscheiden sich bei ihrer Spezialisierungswahl auch so, dass das Fach zum eigenen Geschlecht passfähig ist. Sie ist jedoch in die Tiefenstrukturen der Fächer verlagert und damit vordergründig nicht sichtbar. Vielmehr werden Studienwahl und Fächerspezialisierung in der Regel allein als Frage der persönlichen Präferenz interpretiert. Wie sich diese Zusammenhänge bei den Studierenden differenzieren, wurde systematisch bislang nicht erforscht. Im Zentrum der projekteigenen empirisch ausgerichteten Untersuchung stehen die Fächerspezialisierungen von männlichen und weiblichen Studierenden im Hauptstudium. Sie geht davon aus, dass die geschlechtsdifferenten Bewältigungsanforderungen der Trennung von Erwerbs- und Reproduktionsarbeit in den Fächerspezialisierungen biografisch vorweggenommen werden. Junge Frauen und Männer orientieren sich dabei an der geschlechtlichen Zuordnung der Studienfächer - männlich konnotierte Fächer versprechen schnelle Karrierechancen, weiblich konnotierte Fächer die Berücksichtigung der Vereinbarkeitsproblematik.
Die Untersuchung erfolgt auf der methodischen Grundlage von Gruppendiskussionen mit Studierenden verschiedener Fächergruppen und Expert/inneninterviews mit Lehrenden und Studienberater/innen sächsischer Hochschulen. Die Ergebnisse der Studie sollen weitergehend in Fortbildungsmaßnahmen im Sinne einer nachhaltig geschlechtsreflexiveren Studienberatung an sächsischen Hochschulen münden.
Projektleitung:
Prof. Dr. Karl Lenz, TU Dresden, Institut für Soziologie
Prof. Dr. Lothar Böhnisch, TU Dresden, Institut für Sozialpädagogik, Soziale Arbeit und Wohlfahrtswissenschaften
Dr. habil. Sonja Koch, TU Dresden, Institut für Geschichte
Projektbearbeiterin: Dr. Berith Möller, Institut für Soziologie
Projektlaufzeit: 05/ 2004 – 12/ 2006
Finanzierung: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des HWP- Fachprogramms Chancengleichheit
Kontaktadresse:
Dr. B. Möller,
TU Dresden, Institut für Soziologie,
Mommsenstr. 13,
01069 Dresden
Tel. 0351 46337459