20.03.2019
Das Ende einer Ära: Vielen Dank, lieber Prof. Patzelt!
Am 31.03. geht eine Ära in der Dresdner Politikwissenschaft zu Ende. Der erste und bisher einzige Inhaber der Professur für politische Systeme und Systemvergleich geht in den Ruhestand. Wir, die Verwaltungsangestellten und Angehörigen des akademischen Mittelbaus der Professur, nehmen das zum Anlass, uns für eine menschlich tolle und wissenschaftlich inspirierende Zeit zu bedanken.
Man wird wohl nur selten Angestellte finden, die auch noch nach zehn Jahren nur Positives über ihren Chef zu sagen haben. Frau Dr. Bochmann und Herr Dr. Meißelbach, beide seit 2009 an Bord sowie von Prof. Patzelt auf dem Weg zum Doktortitel betreut und gefördert, sind jedoch Beispiele dafür, dass genau dies möglich ist. Ebenso gilt das für die seit dieser Zeit an der Professur tätige Sekretärin und „Lehrstuhlmanagerin“ Verena Wielens. Aber auch die Jüngeren im Team schätzen sich glücklich, hier ein Arbeitsumfeld vorgefunden zu haben, das von Vertrauen, Wertschätzung und Respekt geprägt ist. Wir alle verdanken Prof. Patzelt allerhand: Einstiegschancen in den Wissenschaftsberuf, Selbstwirksamkeitserfahrung, die Befassung mit spannenden Themen – und immer wieder die Möglichkeit, von seinen umfassenden inhaltlichen, methodischen und wissenschaftstheoretischen Kenntnissen zu lernen.
Gemeinsam sind wir in den letzten Jahren durch turbulente Zeiten gegangen und durften aus nächster Nähe beobachten, wie sich Shitstorms aus der Empfängerperspektive anfühlen – und wie man ihnen mit aufrichtiger Geradlinigkeit sowie Faktentreue begegnen kann. Nicht nur einmal hat sich Prof. Patzelt bei uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigt, die es für ein Team mit sich bringt, wenn sein Chef zum Thema und Akteur in heftigen öffentlichen Kontroversen wird. Auf dem Höhepunkt dieser Kontroversen im Jahr 2015 äußerte er in einer Dienstbesprechung sogar, dass er es uns nicht übelnehmen würde, wenn wir aus karrierestrategischen Gründen glaubten, uns von ihm distanzieren zu müssen. Niemand aus unserem – politisch bunten – Team hat damals wie heute dafür Anlass gesehen. Im Gegenteil: Seine unbedingte Bereitschaft, politikwissenschaftliche Expertise auch unter Inkaufnahme persönlicher Risiken offensiv in öffentliche Diskurse zu tragen, statt bequem im akademischen Elfenbeinturm zu verharren, empfinden wir als vorbildhaft im Hinblick auf die Rolle von Wissenschaft in gesellschaftspolitischen Debatten.
Nun also sorgen Pensionierungsregeln für einen Bruch der Regel „Never change a running system“. Uns bleibt zu sagen: „Vielen Dank, Chef! Wir blicken zwar mit genau jener optimistischen Zuversicht in die Zukunft, zu welcher Sie uns stets – und vor allem in den letzten Wochen – ermuntert haben. Dennoch lassen wir Sie nicht gerne gehen. Wir sind uns aber sicher, dass Sie anderswo noch viel bewirken können und werden. Wir wünschen Ihnen dafür viel Erfolg – und werden unsererseits dafür sorgen, dass sich Ihr akademisches Vermächtnis weiterträgt.“
Das Team der Professur für Politische Systeme und Systemvergleich: Anna-Sophie Heinze, Anselm Vogler, Cathleen Bochmann, Christoph Meißelbach, Stefanie Gerstenberger, Thea Stapelfeld, Verena Wielens