Forschungsprojekt: Der "gute Bürger" im Fokus der Wissenschaft
Link zum Forschungsprojekt "Der gute Bürger. Erwartungshorizonte und Zuschreibungspraxen"
Der "gute Bürger" und seine verschiedenen Rollen stehen im Mittelpunkt eines neuen von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten Forschungsprojektes unter der Leitung von Prof. Hans Vorländer, Inhaber der Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte und Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung (ZVD) der TU Dresden. Schon seit der Antike ist die Frage aktuell, wie der Bürger seine Rolle im Gemeinwesen ausüben soll. Der aus dem Griechischen kommende Begriff Politik bedeutet die Regelung der das Gemeinwesen betreffenden Angelegenheiten. Deshalb ist die Frage nach dem "guten Bürger" heute noch aktuell und womöglich wichtiger denn je.
Als sogenannter Wutbürger ist der "gute Bürger" zuletzt beim Bau der Dresdner Waldschlösschenbrücke oder des Stuttgarter Hauptbahnhofs in Erscheinung getreten. Den Dresdner Wissenschaftlern geht es nun um die Frage, was einen "guten Bürger" ausmacht. Wie viel und vor allem welche Formen von Loyalität und Engagement sollte der "gute Bürger" der Demokratie entgegenbringen? So wird beispielsweise auch der Wert der Opferbereitschaft des Bürgers in Uniform thematisiert oder die penible Gesetzestreue bei Bürgern als Amtsträger. Das Projekt stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, wie und in welcher Weise in den gesellschaftspolitischen Debatten der Gegenwart der Bürgerbegriff verwendet und inhaltlich ausgestaltet wird. Inwiefern dient also der Topos des "guten Bürgers" als Projektionsfläche? Mit welchen konkreten Tugendanforderungen, Solidaritätszumutungen und Gemeinsinnserwartungen wird er dabei verknüpft und von welchen Negativmustern abgegrenzt? Insgesamt werden sechs thematische Untersuchungsbereiche im Spannungsfeld zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft analysiert. Untersucht wird der Bürger in seinen verschiedenen Rollen als Amtsträger, als Soldat, als Wirtschaftsbürger, als Vereinsmitglied, als Neubürger und schließlich als Wutbürger.
Eine vergleichende Untersuchung, so die Ausgangshypothese des Projekts, ermöglicht es, nicht nur das zeitgenössische Verständnis von Begriffen wie Bürger, Bürgerlichkeit oder Bürgergesellschaft, sondern auch den Blick auf jene komplexen und voraussetzungsreichen Kohäsionskräfte zu schärfen, die wesentlich zum Zusammenhalt der demokratischen Verfassungsordnung der Bundesrepublik Deutschland im 21. Jahrhundert beitragen.
Informationen für Journalistinnen und Journalisten:
Prof. Dr. Vorländer, zu erreichen über das Sekretariat des Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte.
Frau Cornelia Eichler
Sekretariat
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Seniorprofessur Prof. Dr. Hans Vorländer
Seniorprofessur Prof. Dr. Hans Vorländer
Besuchsadresse:
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01069 Dresden