Forschungsprojekte
Anti-Gender Backlash and Democratic Pushback
Gefördert durch die Europäischen Union - HORIZON Forschungs- und Innovationsmaßnahmen (Januar 2023 - Dezember 2025)
PUSH*BACK*LASH verfolgt zwei Ziele: (1) Erstens soll die gegenwärtige Auseinandersetzung mit Fragen der Geschlechtergleichstellung und -politik sowohl auf der Ebene der Eliten als auch der Bürger*innen systematisch untersucht werden. Wir nähern uns der Demokratie aus einer globalen feministischen Perspektive und verwenden ein rigoroses, vergleichendes Multi-Methoden-Design (z.B. Experimente, Umfragen, Interviews, partizipatives Theater). Unser Projekt ermöglicht: (a) die Identifizierung von Anti-Gender-Strategien und bewährten Praktiken, um ihnen in Raum und Zeit entgegenzuwirken; und (b) die Bewertung der Auswirkungen von Anti-Gender-Diskursen durch die Konzentration auf Parteien, soziale Medien und die öffentliche Meinung. Zweitens: (2) Entwicklung und Erprobung von Strategien, die geschlechter- und frauenfeindlichen Diskursen wirksam entgegenwirken können. Mit dem Ziel, die Qualität des demokratischen Regierens in inklusiveren europäischen Gesellschaften zu unterstützen, erkennen wir in allen Phasen des Projekts (Zusammensetzung des Konsortiums und des Beirats; Theoriebildung, empirische Untersuchung und politische Empfehlungen) die Überschneidungen zwischen Geschlecht und anderen sozialen Kategorien an und engagieren uns daher mit den Beteiligten. Um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, bringen wir Gender-Aktivist*innen, EU-Expert*innen und Forscher*innen aus verschiedenen Bereichen der Politikwissenschaft (politische Theorie, öffentliche Politik, politische Parteien, öffentliche Meinung, politisches Verhalten), Anthropologie, Kommunikation und Medien, Philosophie, Soziologie und Sozialpsychologie zusammen. PUSH*BACK*LASH ist ein transdisziplinäres, geschlechtsspezifisches Konsortium, das darauf abzielt, Akteur*innen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, praktische Instrumente an die Hand zu geben, um auf gleichstellungsfeindliche und antifeministische diskursive Strategien und Backlash-Taktiken reagieren zu können.
Schlüsselwörter:
- Gender in den Politikwissenschaften
- Politische Wissenschaft
- Soziale Fragen
- Frauen- und Geschlechterforschung
Akronym: Push*Back*Lash
Prof. Dr. Nikita Dhawan (Leitung) und Dr. Ana Maria Miranda Mora (Postdoc-Forscherin) leiten das Arbeitspaket WP1 - Conceptual Framework: Geschlechtergerechtigkeit in einem neuen Zeitalter der Demokratie.
Rescuing the Enlightenment: A Critical Theory of Postcolonialism
Gefördert durch die VW Stiftung (Oktober 2019 bis September 2024)
Da Postkoloniale Studien als Anti-Aufklärung angesehen werden, mag es paradox erscheinen eine kritische Theorie des Postkolonialismus vorzuschlagen. Bislang argumentierten viele postkoloniale WissenschaftlerInnen, dass die erhabenen Ideale der Aufklärung mit kolonialer Gewalt und faschistischem Terror einhergingen. Gleichzeitig, so wird dargelegt, kam die Aufklärung den Interessen einer gewissen privilegierten Klasse zugute, die Normen mit implizit rassistischer und sexistischer Ausrichtung festschrieb (Chakrabarty 2000). Trotz dieser Einwände argumentiert Gayatri Spivak, dass man angesichts des imperialen und gegen-imperialen Wesens der Aufklärung diese „nicht nicht wollen kann". Spivak (1994) benutzt die Metapher des „Kind[es] einer Vergewaltigung" um die postkoloniale Welt zu ermahnen, dass sie trotz der kolonialen und faschistischen Gewalt, die das Entstehen dieser Normen begleitete, lernen muss, das Kind einer Vergewaltigung, das aus einem Akt der befähigenden Gewalt geboren wurde, zu lieben – nämlich die kontaminierten Hinterlassenschaften der Europäischen Aufklärung, wie „Menschenrechte" und die „Demokratie". Das Ziel dieses Projektes ist es folglich die widersprüchlichen Konsequenzen der Aufklärung zu verstehen ohne einen Anti-Aufklärungs-Standpunkt einzunehmen. Die Unabdingbarkeit der Aufklärung in der Umsetzung kritischer Projekte muss mit den Euro- und Androzentrismen, welche ihr Erbe plagen und wie ein Pharmakon Gift und Medizin zu gleich sind, zusammengedacht werden. Um postimperiale Zukünfte zu imaginieren, wird eine kritische Theorie des Postkolonialismus vorgeschlagen.