07.10.2021
Interview mit Prof. Lars Koch: "Krisenzeiten produzieren immer Konjunkturen der Angst"
"Wenn man Thomas Hobbes' Metapher des Leviathan weiterdenkt und sich Gesellschaften als einen gigantischen Körper vorstellt, dann könnte man Gesellschaften auch ein Nervenkostüm zuschreiben. Und tatsächlich scheinen Gesellschaften über ein neuralgisches Zentrum und die entsprechenden Emotionen zu verfügen - allein die Geschichtsschreibung der Moderne ist reich an Beispielen, in denen (nationalen) Kollektiven ein verbindender emotionaler Haushalt bzw. gemeinsame Pathologien attestiert wird: um 1800 Hypochondrie, um 1900 Hysterie und Neurasthenie und seit der Jahrtausendwende Depression, ADHS und Burn-out. Aktuell dominieren Angst, Wut und Hass die gesellschaftliche Befindlichkeit. Ihnen kommt eine nicht unerhebliche Bedeutung zu, wenn es darum geht, politisches Handelns zu legitimieren und gesellschaftliche Krisensymptome zu erklären. Der Literatur- und Medienwissenschaftler Prof. Dr. Lars Koch von der TU Dresden forscht seit Jahren zu den Phänomenen Angst, Wut und Hass und fragt nach deren gesellschaftlichen Folgen. Wir haben ihm dazu unsere Fragen gestellt."
Zum Interview bei L.I.S.A., dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung.
Lars Koch ist Inhaber der Professur für Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literatur an der TU Dresden sowie Leiter des SFB-Teilprojekts K "Theater der Diskriminierung".
Leitung Teilprojekt K
NameProf. Dr. Lars Koch
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Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"