„Schmähung – Provokation – Stigma. Medien und Formen der Herabsetzung“
Ausstellung, 19.02.2020 - 08.07.2020
Buchmuseum der SLUB (Etage +2)
Ausstellungskatalog der SLUB
Konzeption:
Lea Hagedorn, Felix Prautzsch, Lisa-Marie Richter
Kuratierung:
Lea Hagedorn, Felix Prautzsch
Redaktion und Herausgeberschaft des Onlinekatalogs:
Lea Hagedorn, Felix Prautzsch, Marina Münkler
Die Ausstellung basiert auf einer Kooperation zwischen den Teilprojekten E und F des Sonderforschungsbereichs und wurde in enger Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden realisiert. Die Ausstellung wurde vom Teilprojekt E initiiert.
Schmähungen und Herabsetzungen in Form von Shitstorms, populistischen Twitter-Nachrichten und Internet-Kommentaren scheinen derzeit allgegenwärtig: Sie stacheln an, hetzen auf, provozieren, diskreditieren, grenzen aus und stigmatisieren. Häufig werden sie als Symptome einer verrohten Gesellschaft beschrieben. Phänomene der Herabwürdigung lassen sich jedoch nicht auf die Gegenwart begrenzen. Es hat sie zu allen Zeiten und in allen Kulturen gegeben. Sie waren und sind von den jeweiligen sozialen, politischen, ökonomischen und medialen Kontexten geprägt, auf die sie ihrerseits zurückwirken.
Der Dresdener Sonderforschungsbereich 1285 fasst diese Phänomene unter dem Oberbegriff Invektivität. Dieser leitet sich ab von der antiken Schmährede (invectiva oratio), bezeichnet aber ein sehr viel breiteres Arsenal von herabsetzender Kommunikation: Stereotypisierungen, Stigmatisierungen, Beleidigungen und Ausgrenzungen. Diese können sich in spontanen Akten ebenso wie in literarischen und bildlichen Formen entfalten. Medien vergrößern ihre Reichweite und binden sie an etablierte kommunikative Muster.
Derartige Konventionen und Gattungen bilden den Rahmen, der das subjektive Erleben von Schmähung und Herabsetzung steuert. Denn Invektivität kennt viele Gesichter: Sie kann kränkend, verletzend, belustigend, ernsthaft, mal demonstrativ und mal erschreckend unauffällig sein. Sie hat destruktive und produktive Facetten, kann ebenso gemeinschaftsstiftend wie -zerstörend wirken.
In diesem Sinne will die Ausstellung des Sonderforschungsbereichs 1285 anhand der Sektionen Stereotype & Stigmata, Kunst & Provokation, Schmähgemeinschaften & Feindbilder sowie Resonanz & Deutungskampf einen Eindruck von invektiven Formen und Medien vermitteln.
Zu diesem Zweck zeigt sie antike Schmähreden und Flugschriften der Reformationszeit ebenso wie Wahlplakate der Weimarer Republik und aktuelle Satiren. Was dabei je als invektiv erfahren wird, was als beleidigend, was als herabsetzend und was als harmlos oder belustigend, liegt nicht zuletzt im Auge der Betrachter:innen.
Zu sehen bis 08. Juli 2020, täglich 10 bis 18 Uhr im Buchmuseum SLUB, Etage +2.
Einen ausführlichen Online-Katalog zur Ausstellung finden Sie auf der Webseite der SLUB.
- Dennis Pausch: "Hassreden im Dienste der Republik: Cicero gegen Mark Anton" (Kat. Nr. 1–2)
-
Marina Münkler: "Der ‚Der Giftpilz‘ – Stigmatisierung und Hass als Lernziel" (Kat. Nr. 10–14)
-
Sonja Engel: "Der deutsche Michel – ein invektives Autostereotyp" (Kat. Nr. 15–17)
-
Anna Häusler: "Hamletismus: Mythos und Provokation" (Kat. Nr. 25–28)
-
Julius Nordheim: „'Gegen alles Obszöne, Politische auf der Bühne!'“ (Kat. Nr. 29–31)
-
Albrecht Dröse / Marius Kraus: "Antirömische Invektiven" (Kat. Nr. 32–38)
-
Stefan Beckert: "Hetzende Fürsten – 'Wider Hans Worst'" (Kat. Nr. 54–59)
-
Hanna Maria Degener: "Profilierung durch Schmähreden im alten Rom" (Kat. Nr. 60–64)
-
Lea Hagedorn: "Auge um Auge – Ein Gelehrtenstreit und seine Bilder" (Kat. Nr. 76–78)
Öffentliche Kuratorenführungen und Begleitprogramm:
- Montag, 24 Februar, 18 Uhr – Öffentliche Kuratorenführung
- Mittwoch, 11. März, 18 Uhr – Vortrag „Embarrassment as an Invective Strategy in the Mockumentary Sitcom Parks and Recreation“ von Katja Schulze, anschließend Möglichkeit zum begleiteten Ausstellungsbesuch
Aufgrund von COVID-19 leider ausgefallen:
- Dienstag, 24. März, 19.30 Uhr – „Der nationalsozialistische Propagandafilm Jud Süß“, eine kommentierte Einführung von Christiane Steigel, davor Möglichkeit zum begleiteten Ausstellungsbesuch (ab 18 Uhr)
- Samstag, 4. April, 15 Uhr – Öffentliche Kuratorenführung
- Dienstag, 7. April, 18 Uhr – Kurzvortrag „Der Römer Buberei und Bosheit: Antirömische Invektiven der frühen Reformation“ von Albrecht Dröse und Marius Kraus, anschließend Möglichkeit zum begleiteten Ausstellungsbesuch
Medienberichte über die Ausstellung:
24.02.2020:
21.02.2020:
- MDR: "MDR um 4: Ausstellung zur Geschichte und Formen der Schmährede in Dresden" (online leider nicht mehr verfügbar)
19.02.2020:
- Dresdner Neueste Nachrichten: "Von jüdischen 'Giftpilzen' bis zum gemütlichen Kaffeesachsen" (nur Print. Ebenso in der Döbelner Allgemeinen Zeitung vom 9.3.)
- Deutschlandfunk Kultur: "Dresdner Ausstellung zu Hass und Hetze: Schon Cicero schmähte seine Gegner"
- Zum DLF-Interview gibt es eine wunderbar invektive Kurzkritik bei Junge Welt: "Nachschlag: Fade Faselei" vom 20.02.2020 (leider nur noch mit Abo einsehbar)
18.02.2020:
- Sächsische Zeitung: "Dresdner Forscher sind auf der Hass-Spur" (nur mit SZ+-Abo. In der Printausgabe vom 19.02. unter dem Titel "Warum wir das Hassen nicht lassen")
Basierend auf einem Berichte der dpa:
- Sueddeutsche Zeitung: "Wer Gift träufeln will, setzt auf Hasskommentare"
- Der gleiche Artikel auch bei N-TV.de
- Ebenso bei t-online.de
- Dresdner Neueste Nachrichten (nur mit DNN+-Abo)
- Focus: "Ausstellung 'Schmähung - Provokation - Stigma' eröffnet" (online leider nicht mehr verfügbar)
- MDR: "Hass im Netz: Pöbeln nicht an Pöbel gebunden". Dort auch die Kurznachricht: "Schimpfen als Forschungsobjekt - TU Dresden eröffnet Ausstellung"
- Leipziger Volkszeitung: "Neue Ausstellung in Dresden zeigt Forschungsergebnisse über Hasskommentare"
- Forschung & Lehre: "Gepöbelt wird unabhängig vom Bildungsniveau"
- RTL.de: "Forschungsobjekt Schimpfen: TU Dresden eröffnet Ausstellung" (online leider nicht mehr verfügbar)
- News4teachers.de: "Forschungsprojekt zur Hetze im Internet: Bildung schützt vor Bösartigkeit nicht "
- Der dpa-Bericht erschien u.a. auch bei heise online, beim Handelsblatt, der Lausitzer Rundschau, der Freien Presse, den Westfälischen Nachrichten, dem Weser-Kurier, der Volksstimme, der WAZ, der AZ, der SWP, der SVZ, auf SHZ.de, auf mittelhessen.de und beim Hamburger Abendblatt.
Ansprechpartner:innen
Prof. Dr. Marina Münkler, stellvertretende Sprecherin des Sonderforschungsbereiches 1285:
Principal Investigator of Project E
NameProf. Dr. Marina Münkler
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Collaborative Research Centre 1285 "Invectivity. Constellations and Dynamics of Disparagement"
Collaborative Research Centre 1285 "Invectivity. Constellations and Dynamics of Disparagement"
Dr. Felix Prautzsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 1285 und Ausstellungskurator:
Former Postdoctorate Research Associate in Project E
NameDr. Felix Prautzsch
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Dr. Lea Hagedorn, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich 1285 und Ausstellungskuratorin:
Former Research Associate in Project F
NameDr. Lea Hagedorn
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