10.07.2025
Markus Scholz zur politischen Verantwortung von Unternehmen beim Responsible Management Summit 2025
Am 4. Juli 2025 versammelte sich ein breites Spektrum aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft in Berlin zum Responsible Management Summit, veranstaltet vom Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik (DNWE). Unter dem Titel „Neue Herausforderungen und Chancen für die globale Unternehmensverantwortung“ diskutierten die Teilnehmenden über Corporate Responsibility im Spannungsfeld zwischen politischen Erwartungen, regulatorischem Druck und gesellschaftlicher Polarisierung.
Ein zentrales Highlight war die Keynote von Prof. Markus Scholz (TU Dresden) mit dem Titel „Unternehmensethik zur Zeit der Monster: Überlegungen zur politischen Verantwortung von Unternehmen“. Mit eindringlicher Klarheit zeichnete Scholz das Bild einer Wirtschaft an der Weggabelung: In Zeiten autoritärer Tendenzen müssten sich Unternehmen entscheiden, ob sie sich aus politischen Debatten heraushalten – oder aktiv Verantwortung für die offene Gesellschaft übernehmen.
Besonders eindrücklich war der Blick auf die aktuelle Lage in den USA: Dort haben sich, so Scholz, viele Großunternehmen nach dem Wahlsieg Trumps aus zentralen zivilgesellschaftlichen Initiativen zurückgezogen. Beispiele wie der Austritt aller US-Großbanken aus der Net Zero Banking Alliance, die Aushöhlung von Faktenchecks bei Meta oder der Rückbau von DEI-Initiativen bei McDonald’s zeigten, wie wirtschaftliche Macht zunehmend unter politischen Druck gerate.
Auch in Deutschland sei die Lage zwiespältig: Zwar bekennen sich laut einer aktuellen Studie 93 % der börsennotierten Großunternehmen zu einer gesellschaftlichen Verantwortung. Gleichzeitig spielen ESG-Kriterien bei strategischen Entscheidungen nur eine untergeordnete Rolle – deutlich hinter Kosteneffizienz und Wettbewerbsfähigkeit. Besonders alarmierend: Nur 16,5 % der befragten Führungskräfte messen dem Schutz der liberalen Demokratie eine hohe Bedeutung bei, lediglich 12 % sehen die Bekämpfung von Rechtsextremismus als relevante Aufgabe ihres Unternehmens.
Für Scholz steht fest: Populistische Parteien bedrohen nicht primär durch ihre Programme, sondern durch ihre systematischen Herrschaftstechniken – etwa die Einschränkung der Medienfreiheit, die Unterwanderung rechtsstaatlicher Institutionen oder die Diskreditierung der Opposition. Unternehmen, so sein Appell, müssten sich klar gegen solche Entwicklungen stellen – nicht nur aus gesellschaftlicher Verantwortung, sondern auch im eigenen ökonomischen Interesse.
Sein Fazit: Die Verteidigung der offenen Gesellschaft ist die zentrale Herausforderung für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Jetzt sei die Zeit für eine wertegeleitete Haltung – und für den Mut, Position zu beziehen.