10.03.2017
Von der Idee zur Routine - Wissenschaftler des DFG-Sonderforschungsbereichs 655 ziehen einen Strich unter ein wichtiges Forschungskapitel Dresdens
„Wir haben nicht nur erklären können, auf welcher Grundlage aus Zellen Gewebe wächst. Wir haben auch vielen Wissenschaftlern ihren Karrierestart möglich werden lassen – und das in Dresden.“ So bringt Professor Gerhard Ehninger die insgesamt zwölf Jahre DFG Sonderforschungsbereich 655 an der TU Dresden auf den Punkt. „Ganz am Anfang hatten wir eine Vermutung, dass es uns tatsächlich gelingen könnte, die zentrale Schaltstellen der Gewebeentwicklung zu identifizieren“, sagt der Sprecher des Forschungsbereiches und Arzt der Hochschulmedizin Dresden. „Cells into Tissues“ war der Titel des Sonderforschungsbereiches, welcher ab Freitag, den 10. März 2017, bei einem zweitägigen Abschluss-Symposium nochmals alle Partner im Centrum für Regenerative Therapien Dresden zusammenbringt.
Der SFB 655 - seit 2005 arbeiteten unter dieser von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG geförderten Dachkonstruktion Zell- und Entwicklungsbiologen, molekulare Bioingenieure und Mediziner mit Fokussierung auf das Nerven- und das Blutbildungssystem eng und überaus erfolgreich zusammen. Es konnten lange offene Fragen geklärt werden: Weshalb können bei manchen Tieren sogar abgetrennte Gliedmaßen nachwachsen? Wie heilen Verletzungen im Nervengewebe ab? Und abgesehen von ganz vielfältiger Grundlagenforschung war es auch möglich zu klären, auf welchen künstlichen Materialien sich Zellen besonders wohlfühlen - ein wichtiger Schritt, um sie außerhalb des Körpers züchten zu können.
Für die klinische Routine wurde in einer Studie geklärt, wie Blutstammzellen besser aus dem Knochenmark in die Blutbahn gelockt werden können - mit dem Ziel, die Überlebenschance nach Blutstammzelltransplantation zu verbessern. Ein ganz eigener Schwerpunkt war auch die Individualisierung der Krebstherapie. Noch bevor es en vogue wurde, sich damit auseinanderzusetzen, war das ein Thema im Rahmen des SFB 655: Genetisch modifizierte Zellen wurden entwickelt, mit deren Hilfe sich überschießende Immun-Antworten abbremsen ließen. Des Weiteren wurden genetische Tricks gefunden, wie Tumorzellen abgetötet werden können. Die klinischen Studien werden aktuell vorbereitet und beginnen bei bestimmten Leukämien in etwa einem halben Jahr.
„Ein schöner Ausblick“, sagt Gerhard Ehninger. „Was mich an dieser Arbeit mit den vielen Kollegen immer interessiert hat, das waren die praktischen Lösungen, die im Vordergrund standen. Auch wenn das im Alltag immer mal auf der Strecke bleibt, jetzt, da wir einen kurzen Moment inne halten und den Schlussstrich unter den SFB 655 ziehen, da sind das genau die Höhepunkte, an die wir uns gern erinnern.“
Informationen zum SFB 655:
Unter Leitung von Professor Gerhard Ehninger haben im Sonderforschungsbereich 655 Forscher aus verschiedenen Dresdner Einrichtungen zusammengearbeitet: Technische Universität Dresden: Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Fachrichtung Biologie; Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik; Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf; Max-Bergmann-Institut für Materialforschung. Mit der Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde Dresden zu einem international bedeutsamen Standort der Stammzellforschung. Die Fördersumme betrug 30 Millionen Euro. Damit wurden nicht nur Stellen von über 100 Mitarbeitern finanziert, sondern auch die Einrichtung des Dresdner Genom-Sequenzier-Zentrums und einer modernen Mikroskopieeinrichtung ermöglicht.
Internet: www.sfb655.de
Kontakt:
Prof. Dr. Gerhard Ehninger, Sprecher des SFB 655
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
an der Technischen Universität Dresden
Tel.: ++49 (0)351- 458 4190
Fax: ++49 (0)351- 458 5362