Sep 29, 2023
Das IMB auf der GMDS-Jahrestagung 2023
Vom 17. - 21. September 2023 fand die 68. Jahrestagung der „Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie“ – kurz die GMDS – auf dem Bildungscampus der Hochschule Heilbronn statt.
Die GMDS-Jahrestagung ist ein Forum für Expert*innen und Forschende, auf dem aktuelle Entwicklungen und neueste Erkenntnisse im Bereich der Medizinischen Informatik, Biometrie und Epidemiologie bis hin zu den Sozialwissenschaften präsentiert werden.
Unter dem Motto „Wissenschaft. Nah am Menschen“ trafen sich Wissenschaftler*innen aus dem gesamten Bundesgebiet, um sich zu den Kernthemen Analytics in Healthcare; Education in Health Sciences; Human Factors in Health Sciences; International Perspectives on Health; Precision Medicine and Systems Biology sowie Sustainable Technical Systems in Healthcare auszutauschen, miteinander in den Dialog zu treten und voneinander zu lernen.
Das IMB wurde von Prof. Röder (Direktor des IMB) und Prof. Sedlmayr (stellvertretender Direktor des IMB) sowie von weiteren 10 Teilnehmer*innen stark vertreten, brachte sich innerhalb verschiedenster Formate und Themenschwerpunkte in den Wissenschaftsdiskurs ein und präsentierte eine Vielzahl der neuesten Forschungsergebnisse des Instituts:
Ein Fokus lag hierbei auf dem Themenschwerpunkt Interoperabilität.
Hierzu steuerte Yuan Peng ein Abstract bei und präsentierte die erbrachte wissenschaftliche Arbeit zum Thema “Evaluation of an ETL-process for data harmonization based on FHIR and OMOP CDM” mit einem Poster. Selbiges gilt für Elisa Henke, die den Zuhörer*innen das Thema „Erweiterung der ETL-Strecke FHIR-to-OMOP für Seltene Erkrankungen“ gleichsam mittels einem Abstract und einem Poster nahebrachte.
Zwei Workshops – geleitet von Ines Reinecke und Michele Zoch – führten das Thema Interoperabilität im Hinblick auf die Integrierbarkeit von OMOP fort und vertieften es: Unter den Überschriften „Vom Chaos zur Harmonie: Wie Sie Ihre Gesundheitsdaten mit OMOP transformieren können“ und „The Power of OMOP: Ein Leitfaden für die Durchführung von retrospektiven Studien“ akzentuierten beide Forscherinnen den Mehrwert des OMOP-Datenmodells, befassten sich mit Grundlagen zu OMOP; erhellten der Zuhörerschaft das Wirken der internationalen Forschungsgemeinschaft „Observational Health Data Science and Informatics“ (OHDSI) und führten in die Nutzung verschiedener OHDSI-Tools und -Methoden ein. Beide Workshops wurden gemeinsam mit der GMDS-AG Datenmanagement geplant.
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt kam aus dem Verbundprojekt „MiHUBx“, dem „Medical Informatics Hub in Saxony“, einem der sechs deutschen Digitalen FortschrittsHubs Gesundheit. In diesem bündeln die Technische Universität Dresden, das Universitätsklinikum Dresden, die Technische Universität Chemnitz, das Klinikum Chemnitz sowie die Hochschule Mittweida ihre Kompetenzen, um Forschung und medizinische Versorgung näher zusammenzubringen.
Der Leiter des Datenintegrationszentrums Chemnitz, Martin Bartos, legte hierbei einen Erfahrungsbericht vor, indem er den „Aufbau eines Datenintegrationszentrums (DIZ) an einem nicht-universitären Standort“ sowie dessen „Anbindung an die übergeordnete Medizininformatik-Initiative“ pointierte. Zugehörig zur Vortragssession „Forschungsdateninfrastruktur“ befasste sich Bartos nicht nur mit dem Aufbau des Chemnitzer DIZ als solchen, sondern skizzierte gleichermaßen die dahinterstehenden Motivationen, die einhergehenden Chancen und Herausforderungen, aber auch die gewonnenen Erkenntnisse.
Auch den Nachwuchsforschergruppen der Medizininformatik-Initiative wurde eine Bühne auf der Jahrestagung geboten: Anne Seim nutzte das Bar Camp, welches das „Networking for Junior research groups“ zu seinem Gegenstand erhob, um über das Wirken der Dresdner Nachwuchsgruppe „CD2USE“, geleitet von Dr. Brita Sedlmayr, zu berichten. Die Nachwuchsgruppe wurde vom „Bundesministerium für Bildung und Forschung“, dem BMBF, ausgewählt, das zunächst von ihnen entwickelte Konzept zur stärkeren Vernetzung der bundesweiten Nachwuchsgruppen der MII zu erarbeiten, umzusetzen und zu koordinieren. Nachdem die Realisierung des Konzepts offiziell zum 1. September gestartet ist, konnte Anne Seim das Vorhaben vorstellen, die wichtigsten Eckpunkte umreißen und hierbei zu einem Kennenlernen, einer ersten Annäherung an die hinter dem Programm stehenden Pläne und Visionen einladen.
Das Sujet wurde alsbald vertieft – bei der Sitzung der GMDS-Präsidiumskommission, das sich ebenfalls die Nachwuchsförderung auf die Fahnen geschrieben hatte: Auch hier konnte Anne Seim – neben der Vorstellung des Vernetzungskonzeptes – zur Diskussion einladen, gemeinsame Ansatzpunkte ausmachen und letztlich zur Zusammenarbeit einladen – gerade im Hinblick auf das Nutzen von Synergien und das Verhindern von Redundanzen.
Auch die Stärkung der Lehre spielte auf der GMDS Tagung eine besondere Rolle. Hierbei wurde u.a. das Thema Digitale Medizin in der Ausbildung angehender Ärzt*innen zum Gegenstand der Diskussion und des Austausches erhoben:
Sophia Grummt brachte ihrerseits ein Abstract und ein Poster in den Themenblock „Lehre“ ein und referierte über das „Rahmenkonzept zur Stärkung digitaler Kompetenzen Medizinstudierender an der TU Dresden“. Thematisiert wurden das Vorgehen bei der systematischen Verankerung der Vermittlung digitaler Kompetenzen im Curriculum sowie Ansätze für eine Überarbeitung und Erweiterung des Lehrangebots in den Humanmedizinstudiengängen an der TU Dresden. Eine gute Ausgangsposition für dieses Vorhaben bietet der MEDiC-Modellstudiengang, ein Medizinstudiengang der TU Dresden, der am Klinikum Chemnitz etabliert wird und darauf ausgerichtet ist, die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen Sachsens zu fördern - auch durch die Schwerpunktlegung auf Digitalisierung und die Anwendung moderner digitaler Lehrmethoden. Auch im Bereich „Lehre und Didaktik der Biometrie“ trägt das IMB aktiv zur Weiterentwicklung bei. So ist Prof. Röder aktiv an der Arbeit der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft beteiligt und der AG-Workshop zum Thema Didaktik der Biometrie wird vom ihm als Gastgeber im Zusammenhang mit der GMDS Tagung 2023 in Dresden ausgerichtet.
Dr. Markus Wolfien fungierte als einer von drei Chairs des AG-Treffens zu den „Statistischen Methoden der Bioinformatik“, das zur übergeordneten Vortragssession „Bioinformatics“ gehörte, und gestaltete gemeinsam mit Kolleg*innen von der Universität Rostock ein BarCamp, das sich mit der Frage „How to facilitate disease maps and single-cell technologies for an enhanced clinical use?“ auseinandersetzte. In die Reihe seiner Tätigkeitsfelder vor Ort gehört auch die Gestaltung zweier umfangreicher Workshops: „Network-based workflows for the integration and analysis of heterogenous data“, der sich der Analyse von heterogenen biomedizinischen Daten widmete, sowie „Designing und conducting machine-learning based patient-level prediction Studies“ – ein Workshop, der gemeinsam mit Najia Ahmadi und Waldemar Hahn abgehalten wurde. Beide Kurse wurden zusammen mit der GMDS-Projektgruppe „Data processing workflows“ organisiert und führten die Zuhörerschaft jeweils drei Stunden lang intensiv in beide Arbeitsfelder ein. Abschließend hielt Waldemar Hahn unter dem Schwerpunkt „Datenaustausch und Integration“ einen Vortrag zur Thematik „Hyperparameter tuning matters for generative models to produce improved synthetic data in small tabular datasets“, um die Relevanz von gut parametrisierten Computermodellen abermals zu unterstreichen.
Der stellvertretende Direktor des IMB, Prof. Dr. Martin Sedlmayr, gestaltete in verschiedenen Positionen die Tagung bereits in der Vorbereitung, aber auch vor Ort mit: Er fungierte als Mitglied des „Scientific Program Committees“, nahm während der Tagung am internen Treffen der Schriften- und Fachbereichsleitungen teil und übernahm die Moderation des Themenblocks „EHR for Clinical Research“, der sich mit dem Nutzen und der Verwendung elektronischer Patientenakten für die klinische Forschung befasste. An dieser Stelle wurde der Bogen zurück zur Interoperabilität geschlagen – unterstützt doch eine Optimierung jener „Electronic Health Records“ die Dateninteroperabilität und steigert damit den Wert pragmatischer klinischer Forschung.
Unter dem Titel „Quo Vadis Medical Data Science“ wurde in einer Panel-Diskussion über das Thema „Data Science“ und die diesbzgl. Rolle der GMDS diskutiert. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die GMDS als Fachgesellschaft eine führende Rolle in diesem Bereich übernehmen sollte und dass „Medical Data Sciences“ innerhalb der GMDS als fachübergreifendes Themenfeld repräsentiert sein muss. Zu diesem Thema ist seitens der GMDS – u.a. mit Beteiligung des IMB Direktors, Prof. Dr. Ingo Röder – auch die Veröffentlichung eines „White-Paper“ geplant.
Die intensive Partizipation des IMB-Teams bei der gelungenen Heilbronner Veranstaltung dient sicherlich als wertvolle Vorbereitung für die Gestaltung und Ausrichtung der nächsten Konferenz, die vom 08.-13. September 2024 in Dresden stattfinden wird.
Unter dem Slogan „Gesundheit – Gemeinsam Denken, Forschen, Handeln“ werden die GMDS, die „Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention“ (DGSMP), die „Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie“ (DGEPI), die „Deutsche Gesellschaft für Medizinische Soziologie“ (DGMS) und die „Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V.“ (DGPH) eine gemeinsame Jahrestagung in der sächsischen Landeshauptstadt abhalten. Die Ämter der Tagungspräsidenten gehen damit auf Herrn Prof. Martin Sedlmayr und Herrn Prof. Andreas Seidler, Direktor des Instituts für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Public Health an der TU Dresden, über. Tagungsort wird das „Deutsche Hygienemuseum“ sein; die Vorbereitungen durch das Team des IMB und die Kolleg*innen aus der Arbeits- und Sozialmedizin laufen bereits jetzt auf Hochtouren.