19.01.2023
Europäische Union investiert 8 Mio. Euro in Projekt zur frühzeitigen Erkennung von entzündungsbedingtem Typ-2 Diabetes
Typ-2 Diabetes (T2D) ist der häufigste Diabetestyp und macht mehr als 90 % aller Diabetesfälle aus. Er verursacht Gesundheitsprobleme und Leiden für rund 54 Millionen Menschen in Europa, die mit dieser Krankheit leben. Darüber hinaus stellt die Erkrankung auch eine erhebliche Belastung für die Volkswirtschaften und Gesundheitssysteme der entsprechenden Länder dar. Im Rahmen des neu geförderten INTERCEPT-T2D-Projekts arbeitet ein internationales Forschungskonsortium aus sieben europäischen Ländern, darunter Prof. Michele Solimena und seine Gruppe am Paul-Langerhans-Institut Dresden in enger Zusammenarbeit mit Prof. Marius Distler und Prof. Jürgen Weitz in der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am UKD, daran zu untersuchen, ob ein entzündungsvermittelter Prozess zum Absterben der insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse und damit zum Fortschreiten von T2D hin zu Krankheitskomplikationen beiträgt. Die Europäische Union finanziert dieses Projekt mit einem Gesamtbetrag von 8 Millionen Euro bis Ende 2027.
Diabetes mellitus, und insbesondere T2D, ist eine heterogene Erkrankung, was die Bereitstellung einer optimal auf den Patienten zugeschnittenen Behandlung sehr schwierig macht. Folglich sind die individuellen Verläufe der fortschreitenden Hyperglykämie und das Risiko chronischer Komplikationen bei den Patienten bisher nur schwer vorhersehbar. Hinzu kommt, dass das Auftreten diabetischer Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nephropathie oder Retinopathie eine sehr wichtige Übergangsphase der T2D-Entwicklung hin zu vorzeitiger Schädigung und Mortalität darstellt. Die Herausforderung besteht also darin, die wichtigsten auslösenden Faktoren zu ermitteln, die gezielt beeinflusst werden könnten, bevor T2D und die damit verbundenen Organstörungen auftreten.
"Chronische systemische Entzündungen sind nachweislich ein wichtiger Faktor für den Beginn und das Fortschreiten von T2D sowie deren Komplikationen. Daher wird das neue INTERCEPT-T2D-Projekt eine neue und klinisch relevante Dimension in die T2D-Versorgung einbringen, indem es Entzündungsparameter berücksichtigt, die für den Übergang von Normoglykämie zu T2D und die Zeit danach relevant sein könnten", sagt Prof. Michele Solimena, Sprecher des Paul-Langerhans-Instituts Dresden (PLID) und einer der Projektleiter im INTERCEPT-T2D-Konsortium. "Die Kombination modernster Genom- und zellbiologischer Technologien mit gezielten klinischen Interventionen wird zu einer wirksamen Stratifizierung der Patienten führen, die es ermöglichen sollte, eine neue Klasse oder Unterklasse von Patienten zu identifizieren und zu prognostizieren, die dazu neigen, an einem entzündlich vermittelten T2D-Endotyp zu leiden."
Das INTERCEPT-T2D-Konsortium, das am INSERM in Paris koordiniert wird, umfasst insgesamt 12 Forschergruppen aus 7 europäischen Ländern und hat sich zum Ziel gesetzt, zu untersuchen, ob eine Entzündungssignatur einen bestimmten T2D-Subtyp definiert und zu den früh einsetzenden Komplikationen beiträgt, um so die Identifizierung der Patienten mit dem höchsten Risiko für die Entwicklung dieser Krankheiten zu ermöglichen. Dieses Wissen könnte für maßgeschneiderte entzündungshemmende Interventionen genutzt werden. Ein wesentlicher Vorteil dieses Konsortiums ist der Zugang zu mehreren der am besten dokumentierten europäischen Patientenkohorten mit gestörter Glukosetoleranz und T2D im longitudinalen Vergleich, mit zuverlässigen klinischen und biologischen Daten, die es ermöglichen, den Übergang und die Entwicklung zu Organkomplikationen zu verfolgen.
In den nächsten fünf Jahren werden Prof. Solimena und seine Gruppe insbesondere das Auftreten von Entzündungen in pankreatischen Inselzellen von Personen mit Prädiabetes und T2D Diabetes untersuchen. "In dem von mir koordinierten Arbeitspaket wollen wir weitere Einblicke in den zellulären Ursprung der erhöhten Immunsignatur in Inselzellen von Patienten mit gestörter Glukosetoleranz und T2D gewinnen. Im Einzelnen werden wir untersuchen, ob zirkulierende Entzündungsmarker und die Insulinsekretionskapazität mit der Entzündungssignatur korrelieren, die in den Pankreasinseln metabolisch charakterisierter pankreatektomierter Patienten aus der LIving DOnor PAncreas COhort (LIDOPACO) beobachtet wurde", erklärt Prof. Solimena. "Zu diesem Zweck werden wir fortschrittlicheste Multiplex-Bildgebungsverfahren, in situ Omics-Analysen und funktionelle Assays in Betazellen kombinieren. Diese integrierte Strategie wird es uns ermöglichen, den Phänotyp der pankreatischen Inselzellen, die für diese Entzündungssignatur verantwortlich sind, in den Inseln lebender Spender mit gestörter Glukosetoleranz und T2D eindeutig zu identifizieren und zu beschreiben. So wird diese Arbeit dazu beitragen, die Rolle der metabolischen Entzündung beim Fortschreiten des Versagens der Betazellen der pankreatischen Inselzellen bei T2D zu definieren."
Weblink INTERCEPT-T2D
https://cordis.europa.eu/project/id/101095433