27.04.2023
Katalyse für die Welt: Öffentlicher Vortrag von Chemie-Nobelpreisträger Benjamin List an der TU Dresden
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nobelpreisträger zu Gast an der TU Dresden“ wird Prof. Benjamin List, Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mühlheim an der Ruhr, das Dresdner Publikum mit auf eine Reise in die magische Welt der Katalyse nehmen. Am 3. Mai 2023 um 19 Uhr hält der 55-jährige Chemie-Nobelpreisträger einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel „Katalyse für die Welt“ im Audimax der TU Dresden.
Faszination, Schönheit und Eleganz: für Benjamin List ist Chemie und insbesondere die Katalyse mehr als nur Wissenschaft. Für den 55-jährigen Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung gleicht sein Forschungsfeld eher einer schier endlosen Leidenschaft, aus der immer neue Träume entstehen und die das Potential birgt, Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Bereits in der Vergangenheit wurde mithilfe von Katalyse die Welt verändert. Es gibt wahrscheinlich keine andere Technologie, die für sich in Anspruch nehmen kann, die Menschen und ihre Güter zu ernähren, zu heilen, zu wärmen und zu transportieren. Daher ist sich Benjamin List sicher, dass mithilfe von Katalyse auch die aktuellen Herausforderungen, vor denen die Menschheit derzeit steht – vor allem globale Erwärmung und Energieumwandlung - bewältigt werden können.
Mit seiner Arbeitsgruppe hat er sich der Entwicklung der „perfekten chemischen Reaktion“ verschrieben: einer Reaktion, bei der es keinerlei Nebenprodukte gibt. List erforscht seit Jahren, wie chemische Produktions-Prozesse umweltfreundlicher und nachhaltiger ablaufen. Außerdem beschäftigt er sich mit der Frage, wie man das CO2 aus der Atmosphäre filtern kann. „Ich finde, das ist eine wunderbare Aufgabe für den Rest meiner Karriere! Für mich ist die Idee extrem reizvoll, eine Art künstliche Fotosynthese zu machen, CO2 aus der Luft zurückzuholen und etwas Anderes damit anzustellen“, erklärte List in einem Interview mit Spektrum aus dem Jahr 2021. „Wir nehmen nur CO2 und machen daraus mit Licht Sauerstoff, der wieder zurück in die Atmosphäre geht, und Kohlenstoff. Jetzt können Sie sich überlegen, in welcher Form: Es könnte natürlich Kohle sein, [..] In der Vergangenheit gab es aber immer wieder große Entdeckungen, kleine chemische Revolutionen, die die Welt verändert haben. Das wäre so eine. Die andere Idee wäre nicht Kohle, sondern Diamant.“
An Ideen, Enthusiasmus und Motivation mangelt es dem gebürtigen Frankfurter also nicht. Schon mit elf Jahren wollte er Chemiker werden, denn er war bereits damals auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen – Woraus besteht Materie? Was hält die Welt in ihrem Innersten zusammen? In gewisser Weise hat er den Forschungsdrang wohl auch im Blut: Sein Ururgroßvater war Jacob Volhard (1834-1919), ein Schüler des Chemie-Pioniers Justus von Liebig. Seine Tante Christiane Nüsslein-Volhard ist Entwicklungsbiologin, die 1995 ebenfalls mit einem Nobelpreis geehrt wurde.
Die Chemie erschien Benjamin List als Königsweg und er war ihr schnell verfallen. Er studierte Chemie an der Freien Universität Berlin und promovierte an der Goethe-Universität Frankfurt (1997, Prof. G. Mulzer). Am Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien in den Vereinigten Staaten, arbeitete er von 1997 bis 1998 als Postdoktorand und von 1999 bis 2003 als Assistenzprofessor. Im Jahr 2003 wechselte er als Leiter einer Forschungsgruppe ans Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr und wurde dort 2005 einer der Direktoren. Diese Position hat er bis heute inne. Außerdem leitet er eine Forschungsgruppe an der Hokkaido Universität in Japan und ist als Honorarprofessor an der Universität zu Köln tätig.
Während seiner Zeit in Kalifornien führte er sein erstes unabhängiges Experiment durch. Darin nutzte er die Aminosäure Prolin, eine natürlich vorkommende organische Substanz, als effizienten Katalysator und entwickelte damit ein Katalyseverfahren, welches erstmals ohne potentiell gesundheits- und umweltschädliche Metallverbindungen auskommt. 22 Jahre später erhielt er dafür den Nobelpreis für Chemie. Heute ist die von ihm begründete Methode der sogenannten asymmetrischen Organokatalyse weit verbreitet und wird für eine Vielzahl von Reaktionen verwendet, zum Beispiel bei der Medikamentenherstellung.
Der Vortrag „Katalyse für die Welt“ findet in deutscher Sprache am 3. Mai 2023 um 19 Uhr im Audimax der TU Dresden statt. Der Eintritt ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten unter: tud.de/mn/nobel
Kontakt für Journalisten:
Nicole Gierig
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
TU Dresden
Tel.: 0351 463-39504