Wie sind Sie zum Stipendium der Studienstiftung gekommen?
Mir ist schon während des Abiturs die Idee gekommen, dass ich mich für mein Studium auf ein Stipendium bewerben wollte. Für die Studienstiftung sprach für mich in erster Linie die Tatsache, dass diese das einzige Werk ist, bei dem Auswahl und Förderung der Stipendiat:innen unabhängig von politischen, weltanschaulichen und religiösen Vorgaben erfolgen, solange die Bewerber:innen demokratisch verankert sind. Mit meinem Plan, mich bei der Studienstiftung bewerben zu wollen, ging ich in der elften Klasse dann zu meiner Schulleiterin. Dank der Unterstützung meines Tutors sowie meiner damaligen Oberstufenkoordinatorin wurde ich schließlich vonseiten meiner Schule für ein Stipendium der Studienstiftung vorgeschlagen und konnte mich im Auswahlprozess erfreulicherweise durchsetzen.
Warum denken Sie, waren Sie im Auswahlprozess erfolgreich - was zeichnet Sie aus?
Die Studienstiftung sucht nach Student:innen, die motiviert sind, interessiert, neugierig sowie ausdauernd und die gerne aus Überzeugung gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Dabei werden die Auswahlkriterien der Studienstiftung stets vor dem Hintergrund der individuellen Biographie und der bisherigen Lebensumstände betrachtet, weshalb dies für den Einzelnen ganz Unterschiedliches bedeuten kann: Ich selbst bin Mitglied in der Johanniter-Unfall-Hilfe und habe mich während meiner Schulzeit vor allem in der Obdachlosenhilfe engagiert. Dieses Engagement konnte ich sehr gut damit verbinden, dass ich auch Schulsprecher war. So konnte ich meine beiden Tätigkeiten durch Projekte wie Spendensammlungen sinnvoll miteinander verknüpfen. Das war bei meiner Bewerbung sicherlich von Vorteil.
Die Studienstiftung legt einen sehr großen Wert darauf, dass ein offener und fairer Zugang existiert, unabhängig von soziodemografischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildungsherkunft oder Migrationshintergrund. Wichtig ist, dass man eine intrinsische Motivation hat, neue Herausforderungen anzugehen, und sich gerne mit anderen Menschen und Kulturen austauscht. Egal ob Physik, Mathe, Politikwissenschaft, Jura oder vielleicht Informatik, in jedem Fachgebiet kann man die persönliche Eignung unter Beweis stellen. Außerdem sollte man sich gerne auch mit anderen fachfremden Themen beschäftigen, also über den Tellerrand hinausblicken wollen. Wenn man die eigenen Fähigkeiten dann auch noch gut kommunizieren kann und über eine gewisse Artikulationsfähigkeit verfügt, so erfüllt man genau die Kriterien, nach denen die Studienstiftung sucht.
Haben Sie durch das Stipendium Freiheiten, die Sie sonst nicht hätten?
Meiner Meinung nach ist die größte Freiheit, welche die Studienstiftung bietet, die Möglichkeit, die Welt gemeinsam mit anderen zu entdecken. Dank der vielfältigen ideellen Förderung der Studienstiftung kann man Dinge sehen und lernen, zu denen man sonst nicht gekommen wäre. Seien es Akademien, Sprachkurse, Programme anderer Stipendiat:innen oder weitere Sonderprogramme.
Beispielsweise habe ich im letzten Jahr an einem dreiwöchigen Französischsprachkurs in Lyon teilgenommen. Die Kosten für diesen Sprachkurs wurden von der Studienstiftung übernommen. Außerdem wurde durch die Studienstiftung eine Gastfamilie organisiert, bei welcher ich unterkommen konnte, ohne selbst hierfür zahlen zu müssen. Der Sprachkurs war so aufgebaut, dass ich unter der Woche in die Sprachschule ging und dort meine Französischkenntnisse ausbauen und andere Sprachschüler:innen aus aller Welt kennenlernen konnte. In meiner freien Zeit konnte ich gemeinsam mit anderen Studienstiftler:innen Lyon und die umliegenden Städte erkunden, in den Rhône-Alpes wandern gehen und auch einmal in einem der vielen nahegelegenen Seen baden.
Durch die Verpflegungspauschale sowie einen Reisekostenzuschuss konnte ich einen Großteil der Rhône-Alpes-Region entdecken, ohne mir Sorgen machen zu müssen, ob ich nun beispielsweise den Zug nach Grenoble oder die Cola im Restaurant nach dem Wandern würde bezahlen können. Diese Möglichkeiten würde ich deshalb als große Freiheiten interpretieren: Es öffnen sich Türen, die vorher verschlossen waren, und man hat die neugewonnene Freiheit, durch diese hindurchzugehen. Wie ich bereits meinte: Man bekommt die Freiheit, die Welt zu entdecken.
Besonders schätze ich hierbei auch das breite Netzwerk der Studienstiftung. Man trifft auf beeindruckende Persönlichkeiten, motivierte Studierende aus den verschiedensten Fachbereichen, die von ihren Erfahrungen erzählen, einem gerne mal einen guten Rat mit auf den Weg geben und einen dazu begeistern, noch dieses und jenes kennenzulernen und mitzunehmen. So wird man selbst auch immer wieder dazu motiviert, Neues zu entdecken, über sich hinauszuwachsen und sich Herausforderungen zu stellen.
Welche sonstigen Vorteile bietet Ihnen das Stipendium?
Die Studienstiftung unterstützt eine Vielzahl an Auslandsvorhaben und ermutigt die Geförderten explizit dazu, einen Auslandsaufenthalt zu realisieren: ob Studium, Forschungsaufenthalte oder Praktika. Die Unterstützung erfolgt dabei sowohl finanziell als auch durch entsprechende Beratung und Bestärkung. Ich habe beispielsweise gerade zwei Auslandspraktika in Brüssel absolviert, für welche ich eine zusätzliche Auslandsförderung der Studienstiftung beziehen konnte. Diese umfasste in meinem Fall neben der Fortzahlung des Inlandsstipendiums eine Reisekostenpauschale sowie eine Auslandspauschale. Mir hat außerdem die vorherige Beratung sowie Ermutigung durch meinen Referenten sehr geholfen.
Welche Rolle spielen die Referent:innen und Vertrauensdozent:innen der Studienstiftung?
Die Vertrauensdozent:innen sind Professor:innen an den Heimathochschulen der Stipendiat:innen, welche uns hier als Ansprechpartner:innen vor Ort zur Seite stehen. Bei Studienfragen können wir uns bei ihnen jederzeit Rat holen. Sie halten persönlichen Kontakt zu uns Geförderten und regen außerdem gemeinsame Aktivitäten der Stipendiat:innengruppe an, um die Vernetzung untereinander zu fördern.
Daneben können sich alle Geförderten bei ihren zuständigen Referent:innen in der Geschäftsstelle jederzeit Rat holen. Der persönliche Austausch wird auch durch regelmäßig stattfindende Sprechstunden und Treffen am Studienort gefördert. Diese engmaschige individuelle Beratung kann von allen Stipendiat:innen je nach Interesse mehr oder weniger stark und häufig wahrgenommen werden.
Organisieren die Stipendiat:innen auch eigene Veranstaltungen?
Im Rahmen der Reihe „SmP – Stipendiat:innen machen Programm“ können Stipendiat:innen auch eigene Veranstaltungen entwickeln und umsetzen. Wie bei anderen Veranstaltungen der Studienstiftung auch, sind die hierbei behandelten Themen höchst unterschiedlich. Jeder Stipendiat mit einer guten Idee kann diese auch als Veranstaltung umsetzen und dafür zusätzliche finanzielle Mittel beantragen. Sei es ein Seminar, eine Exkursion oder eine digitale Veranstaltung: Wie bei der Teilnahme an Veranstaltungen basiert auch die Organisation eigener Veranstaltungen auf einer Kultur der Freiwilligkeit. Es gilt quasi: „Alles kann, nichts muss.“
Ich selbst habe im letzten Jahr beispielsweise an einer Veranstaltung zum Thema „Militärstrategisches Kalkül bewaffneter Konflikte“ teilgenommen. Besonders toll ist hier, dass auch für die von Stipendiat:innen organisierten Veranstaltungen meist Expert:innen aus den jeweiligen Fachbereichen gewonnen werden können. Schade ist nur, dass man aufgrund der Fülle an Möglichkeiten im Endeffekt häufig an viel weniger Veranstaltungen teilnehmen kann, als man gerne würde, denn die ideelle Förderung nimmt man in seiner Freizeit wahr, die aufgrund des Studiums natürlich beschränkt ist.
Schließlich organisieren Stipendiat:innen aber auch eigene Veranstaltungen, in denen der Inhalt mal hinter den Aspekt des Zusammenkommens zurücktritt. Hierzu zählen beispielsweise Stammtischtreffen am Hochschulort oder auch das stiftungsweite Weihnachtsquiz. Auch bei diesen Veranstaltungen kann man sehr gut nette Mitstipendiat:innen kennenlernen und schöne sowie vor allem unterhaltsame Abende verbringen.
Sie sind Botschafter der Studienstiftung, was bedeutet das?
Seit September letzten Jahres bin ich im „Botschafter:innen-Programm“ der Studienstiftung aktiv. Um mögliche Hemmschwellen für die Aufnahme eines Studiums sowie für eine Bewerbung bei der Studienstiftung abzubauen, informieren wir als Botschafter:innen interessierte Schüler:innen und Studierende rund um die Themen Studienangebote, Studienfinanzierung und Fördermöglichkeiten durch Stipendien. Hierfür führen wir beispielsweise Schulbesuche durch und nehmen an Informationsveranstaltungen an Hochschulen teil.
Kurz vor dem Beginn meiner beiden Auslandspraktika war ich bereits an meinem alten Gymnasium, habe dort einen interaktiven Vortrag gehalten und stehe nach wie vor im Austausch mit Schüler:innen und Lehrer:innen. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich vor, an weitere Schulen in meinem Heimatort zu gehen und auch neue Jahrgänge an meiner alten Schule zu informieren und zu ermutigen. Ich denke, dass es wichtig ist, frühzeitig Bescheid zu wissen, was für tolle Fördermöglichkeiten es gibt. Ich glaube, Vielen entgehen Chancen nur, weil sie gar nicht von ihnen wissen. Gleichzeitig ist es wichtig, Schüler:innen und Studierenden die Angst vor der Bewerbung zu nehmen.
Was würden Sie Anderen raten, die sich für ein Stipendium der Studienstiftung oder ein Stipendium generell interessieren?
Am wichtigsten ist es, sich zu informieren und dann keine Angst zu haben, sich zu bewerben. Es existiert eine Vielzahl an Stipendien in Deutschland und ich bin mir sicher, dass für jeden je nach Fähigkeiten und Interessen ein passendes dabei ist. Viele denken, sie würden es ja sowieso nicht schaffen und versuchen es gar nicht erst. Ich glaube jedoch, dass das die falsche Einstellung ist. Man hat bei einer Bewerbung nichts zu verlieren und wenn man authentisch ist, dann stehen die Chancen auch sehr gut, dass man es schafft. Hat man sich erst beworben, so ist es im Auswahlverfahren meiner Meinung nach wichtig, einfach man selbst zu sein. Dies gilt insbesondere auch für das Auswahlseminar der Studienstiftung.