Jul 12, 2022
Der Weg in die Zukunft: Von A nach D über B oder C
Prof. S. Travis Waller bei der universitätsweiten Antrittsvorlesung am 16. Juni 2022
Viele Straßen führen ans Ziel. Öffnet man aber eine neue, effizientere Strecke, ist sicher, dass sich der Verkehr genau dort konzentrieren wird und die Entlastung zunächst ausbleibt. »Das Braess Paradox ist eine Konstante«, erklärte Prof. S. Travis Waller bei seiner universitätsweiten Antrittsvorlesung am 16. Juni, »doch eigentlich sind unsere Verkehrssysteme außerordentlich komplex, weil sie vom Eigennutz der Teilnehmenden bestimmt werden: Wegen unserer individuellen Ziele laufen wir auch mal diagonal oder an einem beliebigen Punkt über die Straße. In automatisierten Simulationen lassen sich spontane Entscheidungen und Vorlieben nur schwer -repräsentieren.«
Damit der Verkehr der Zukunft dennoch gerecht und nachhaltig konzipiert werden kann, stellen sich Prof. Waller und sein Forschungsteam dieser Herausforderung an der Exzellenzprofessur für Verkehrssystemmodellierung an der Fakultät Verkehrswissenschaften »Friedrich List« der TU Dresden. Ihr Ziel: Bedingungen wie Klima, menschliche Entscheidungsfindung, Gesundheitsrisiken oder wirtschaftliche Hintergründe von Individuen in mathematischen Formeln auszudrücken. »Die größte Disruption im System bilden die Verkehrsteilnehmenden selbst. Um den Verkehrsfluss effektiv aufrechtzuerhalten, müsste menschliches Verhalten vorhersagbarer ablaufen«, erklärt Waller.
Kosten wären ein Aspekt, durch den die Gleichverteilung reglementiert werden könne. So ließen sich beispielsweise Mautgebühren als »agent based system« individuell kalkulieren, um sozialer Ungerechtigkeit vorzubeugen. Blitzschneller Kauf und Verkauf von kleinen Straßenabschnitten, auf denen man sich gerade befindet, per Blockchain ist ein anderer Ansatz, den Prof. Waller im Zusammenhang mit der automatisierten und vernetzten Mobilität verfolgt. »Der Verkehr wird transformiert durch Technik und gesellschaftliches Bewusstsein. Die spannende Herausforderung an unserem Ansatz ist, durch die Mathematik und durch die Mischung verschiedener Technologien den Übergang in die Zukunft zu gestalten. Entscheidend ist allerdings, auf welche ethischen Werte wir uns jetzt verständigen, um sie dann zu verfolgen.«
Der renommierte US-Australische Forscher wird an der TUD vor allem den Potenzialbereich automatisierte und vernetzte Mobilität mitgestalten, der die Entwicklung effizienter, sicherer, intelligenter und nachhaltiger Verkehrssysteme fokussiert.
Magdalena Selbig
Weitere Informationen unter: https://tu-dresden.de/exzellenz/uwil
Die nächste universitätsweite Antrittsvorlesung findet am 13. Oktober statt.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2022 vom 12. Juli 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.