11.06.2025
Klimaneutrale Professur 2025: Nachhaltigkeit 360° an der Professur für Technisches Design
von Kirsten Wolfrath, Wissenschaftskoordination für die Professur für Technisches Design (Prof. Dr.-Ing. Jens Krzywinski)
Klimaneutralität und Kaffee verbindet der Anfangsbuchstabe. In der Kombination bilden sie für die Professur für Technisches Design den Auftakt für das ambitionierte Ziel, innerhalb von zwei Jahren in ihrem Tun das Klima nicht mehr negativ zu beeinflussen. Ausgerufen wurde es im Rahmen eines Retreats zum Jahresauftakt 2023—mit Barista-Workshop und Strategie-Session unter anderem zu konkreten Schritten hin zu Nachhaltigkeit.
Ein klares Ziel bei unübersichtlicher Ausgangssituation: Im Grunde ist Unsicherheit Standardbedingung für die Arbeit von Designer:innen und wird bestenfalls zum Treiber für Einfallsreichtum. Volatilität, Komplexität und Ambiguität stehen zugleich für zunehmend herausfordernde Rahmenbedingungen, auch in der Arbeitswelt Hochschule. Die Verständigung auf geteilte Werte, Selbstorganisation, partizipative Entscheidungsstrukturen und Begeisterung am Gestalten sind unsere Antworten auf diese Dynamik.
Was das mit Kaffee und Klimaneutralität zu tun hat? Auf der anschließenden alljährlichen Klausurtagung unserer Professur kamen wir überein, Nachhaltigkeit dem inneren Kompass zur Entwicklung unserer Professur zugrunde zu legen: in unserer Forschung und Lehre, der Auswahl unserer Transferprojekte aber genauso in der Organisation unseres unmittelbaren Arbeitsumfeldes. Um das fachlich fundiert anzugehen, nutzten wir die Möglichkeit des Programms Dresden Fellowship. Mit Gavin Melles (Swinburne University of Technology Melbourne, Australien) forschten und lehrten wir nicht nur zum Design für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, sondern entwickelten eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie als Rahmen für Maßnahmen in den Bereichen Governance, Forschung, Lehre, Campus & Betrieb sowie Dialog & Transfer.
Das Ziel Klimaneutralität bis 2025 verstehen wir dabei als ambitioniertes Entwicklungsziel. Entwicklung hier auch im Sinne eines beweglichen Ziels: die rechnerische Null 2025 wollen wir so verändern, dass auch die tatsächlichen Emissionen sinken. Nicht zuletzt ist unser Wirken für geringere Kompensationszahlungen auch im Interesse unserer begrenzten Professurmittel. Größte Investition ist dabei sicherlich die Arbeitsleistung unseres Teams aus drei Forschenden Nikolas Neumann, Anselm Wohlfahrt und Christiane Kunath. Emissionen berechnen im Wechselspiel aus eigenen Erhebungen und Abfrage zentral verwalteter Betriebsabläufe, Analyse von Wirkungspotentialen und Vorschläge für Maßnahmen, die durch das gesamte Professurteam mitgetragen werden, entwickeln – all das braucht Zeit, Mühe und vor allem Überzeugung.

Wann ist eine Flugreise gerechtfertigt? Wo bringt KI trotz hohem Energieverbrauch einen echten Mehrwert? Welche Kompensationsmöglichkeiten sind sinnvoll? Nachhaltigkeit bringt ins Gespräch.
Warum wir das machen? So wie sich das Design als empirische Disziplin an der TUD von der Formgestaltung für einzelne Produkte zum Weichensteller für ganzheitliche nachhaltige Produkt-Service-Systeme weiterentwickelt hat, hat sich auch der Anspruch an die Gestaltung unseres eigenen Wirkungsumfelds entwickelt. Als Professur und damit Teil universitärerer Selbstverwaltung stellen wir uns vergleichbare Fragen wie in unserer Forschung: Welchen Handlungsrahmen setzen wir? Welche Materialien und Technologien denken wir mit, welche Erfahrungen und Zusammenhänge berücksichtigen wir in unserem Tun? Welche Partner:innen brauchen wir, um breiter zu wirken? Kurz gesagt: Wie gestalten wir Forschungs- und Entwicklungsräume, die verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln stärken?
Unser Projekt nennen wir inzwischen „[td] Positive Lab“. Lab steht dabei für den explorativen Charakter. Wir entwickeln Strategien, um die Professur für Technisches Design treibhausgasneutral zu gestalten – u. a. in den Bereichen Stromverbrauch, Wärmeenergie, Dienstreisen und Alltagsmobilität. Wie wir das machen, stellen wir im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche am 19. Juni vor: den Prozess der Datenerhebung, die Identifikation großer CO2-Emittenten, die Entwicklung von Reduktionsstrategien, die Suche nach glaubwürdigen Kompensationsmaßnahmen sowie unsere Auseinandersetzung mit Zielkonflikten.
Klimaneutral bis 2025 – ein klares und ambitioniertes Ziel für unsere Professur als sichtbares Zeichen einer umfassenderen Nachhaltigkeitsstrategie. Hinter Zielen und Erreichtem stehen Menschen. Wir, das sind ca. 30 Forschende, ein großer Teil davon auch Lehrende, aus unterschiedlichen Disziplinen, ein Modellbauer, eine Assistentin und eine Koordinatorin. Wir finanzieren uns aus Industrie, regionalen, nationalen und europäischen Fördermitteln. Keine ungewöhnliche Situation im Hochschulbetrieb: Forscher:innenkarrieren über häufig kleinteilige Finanzierung bei hohem Koordinationsaufwand. Was uns auszeichnet: wir sind Gestalter:innen! Und wir lieben Kaffee. Wer uns schon besucht hat, kennt unseren guten Kaffee, der per Rad von einer lokalen Rösterei in wiederverwendbaren Behältern zu uns kommt. Aktuell läuft ein Abstimmungsverfahren für pflanzliche Milchalternativen. Geschmack ist verschieden. Eine Testvariante hat es auf durchweg „bitte nicht” geschafft. Verantwortungsvoller Umgang mit Risiken gehört auch zu unserem Repertoire.