Fragen & Antworten rund um Gebärdensprache und DGS-Kurse an der TU Dresden
Viele Menschen interessieren sich für die Deutsche Gebärdensprache (DGS): aus persönlicher Motivation, beruflichem Kontext oder ganz einfach aus Neugier. In unseren Kursen begegnen manche dem Thema zum ersten Mal – und stellen schnell fest, dass es um mehr geht als nur um „eine andere Sprache“.
Diese FAQ-Seite möchte häufige Fragen beantworten – zum Kursangebot, zum Lernen der DGS und zur kulturellen Bedeutung der Gehörlosengemeinschaft. Gleichzeitig laden wir ein, weiterzudenken: über visuelle Kommunikation, über Inklusion und über die Vielfalt sprachlicher Ausdrucksformen.
Fragen, die hier bisher nicht beantwortet wurden, können jederzeit gern an das Diversity Management gerichtet werden. Anregungen, Ergänzungen und Austausch sind sehr willkommen! Schreiben Sie hierzu an:
Allgemeines zum Kursteilnahme & Organisation
Hier finden sich grundlegende Informationen rund um die DGS-Kurse: Wer teilnehmen kann, wie die Anmeldung funktioniert, welche Kursformate es gibt und welche Materialien eingesetzt werden. Auch Fragen zur Kursorganisation, Teilnahmebescheinigungen und ergänzenden Angeboten, oder wie es nach dem ersten Kurs weitergehen kann, werden hier beantwortet.
Unsere DGS-Sprachkurse (Online und Präsenzkurse) richten sich an Beschäftigte und Studierende der TU Dresden, Anmeldevoraussetzungen ist daher auch nur mit der eigenen TU-Dresden Mailadresse möglich.
Unsere Einführungskurse sind erfahrungsgemäß sehr stark nachgefragt und regelmäßig ausgebucht, sodass wir derzeit leider keine Möglichkeit sehen, externe Teilnehmende aufzunehmen.
Die Kurse (Onlinekurse und Präsenzkurse) werden, solange noch eine Finanzierung möglich ist, jedes Semester im Rahmen der Lehrveranstaltungszeiten angeboten. Alle Kurse finden wöchentlich statt. Jeder Kurstermin ist immer 90 Minuten lang und orientiert sich an den regulären DS-Vorlesungszeiten der TU Dresden. Pro Kurs gibt es 12 Termine. Die genauen Termine des jeweiligen Semesters sind auf der Webseite: Sprachkurse zur Deutschen Gebärdensprache einsehbar.
Ebenso bietet auch der StuRa regelmäßig Kurse zur Deutschen Gebärdensprache an, siehe hierzu: Kursseite -DGS-Sprachkurse des StuRa
Eine Anmeldung erfolgt über OPAL mit gültigem ZIH-Login. Ab wann eine Anmeldung für die Kurse möglich ist, wird kurzfristig über die Webseite zu den Gebärdensprachkursen angekündigt.
Das Diversity Management informiert am Tag der Anmeldefreischaltung Interessierte per Rundmail, wenn eine Anmeldung zu den Kursen möglich ist.
Wenn Sie auch am Anmeldetag per Mail darüber informiert werden möchten, schreiben Sie gerne eine Mail an das Diversity Management (), dass Sie gerne in die Mailverteilerliste für Interessierte aufgenommen werden möchten. Personen die bereits an einem DGS-Kurs teilgenommen haben, sind in dieser Liste bereits eingetragen. Die Eintragung erlischt mit Ausscheiden aus der TU Dresden oder auf Wunsch vorab per Mail.
Einen exakten Lehrplan für die DGS Kurse an der TU Dresden gibt es nicht. Die Kursinhalte werden auch durch die Teilnehmenden und deren Fragen und Interessen mitgestaltet. Die Dozent:innen der DGS-Sprachkurse freuen sich auch über Themenwünsche von den Teilnehmenden.
Im Gegensatz zu klassischen Fremdsprachenkursen basieren die DGS-Kurse an der TU Dresden nicht auf den üblichen Sprachreferenzniveaus (A1–C2). Die Kurse vermitteln vor allem Grundkenntnisse, und in den Vertiefungskursen und Konversationskurs wird der Schwerpunkt auf das praktische Üben der Gebärdensprache gelegt.
Da die Gebärdensprachkurse allen Angehörigen der TU Dresden – sowohl Beschäftigten als auch Studierenden – offenstehen und bewusst möglichst inklusiv gestaltet sind, wird auf formale Prüfungsleistungen verzichtet. Aufgrund von finanziellen und personellen Ressourcenmangel können auch nicht stetig weiterführende Kurse entwickelt, die zu einem immer höheren Sprachreferenzniveau führen. Die Kursinhalte werden hingegen flexibel gestaltet und orientieren sich auch an den Fragen und Interessen der Teilnehmenden.
Dennoch zur ungefähren Orientierung und Unterscheidung der Kurse, werden oft folgende Themen in den Kursen behandelt.
Einführungskurse
Die Einführungskurse richtet sich an alle, die einen ersten Einblick in die DGS gewinnen möchten. In entspannter Atmosphäre werden die Grundlagen vermittelt, um einfache Gespräche zu führen: Dies umfasst beispielsweise:
- Begrüßung und Vorstellung, Namen mit Gebärden ausdrücken.
- Fingeralphabet und Zahlen
- Familiengebärden und Besitzanzeige
- Befinden und Personenbeschreibung
Ideal für Neulinge, die die visuelle Sprache entdecken und erste kleinere Sätze in Gebärdensprache erlernen möchten.
Vertiefungskurse
Die Vertiefungskurse richten sich an Teilnehmende, die die ersten Grundlagen aus den Einführungskursen bereits beherrschen und nun tiefer in die Welt der DGS eintauchen möchten. Der Wortschatz wird erweitert erste komplexere Gespräche erlernt, z. B. über
- Hobby und Tagesablauf
- Einführung in die DGS-Grammatik
- Verstehen der Grundstruktur der Gebärdensprache und deren Anwendung
- Wohnen, Uhrzeiten und Jahreszeiten –
Dieser Kurs bietet die Möglichkeit, die ersten Grundlagen zu festigen und deinen Sprachgebrauch vielseitiger und sicherer zu gestalten.
Konversationskurs
Im Konversationskurs liegt der Fokus auf der praktischen Anwendung und dem Ausbau deiner kommunikativen Fähigkeiten. Das Gelernte wird in alltäglichen und spezifischen Situationen ein. Dieser Kurs richtet sich an Fortgeschrittenere, die ihre Kenntnisse im täglichen Austausch anwenden und weiterentwickeln wollen. Empfohlen wird vorab der Besuch des Vertiefungskurses.
Nein, eine Übersicht oder Ablaufplan zu den Kursen wurde bisher nicht bereitgestellt. Die Dozent:innen besprechen und stimmen zumeist in der Sitzung vorab ab, was in der kommenden Sitzung behandelt werden soll, da sich dies vor allem auch an den Interessen und Wünschen der Teilnehmenden orientiert, so dass jeder Kurs jedes Semester immer etwas anders sein wird.
Unsere DGS-Kurse – ob in Präsenz oder im Onlinekurs– werden von qualifizierten Lehrpersonen mit viel Erfahrung und Engagement durchgeführt:
- Die Präsenzkurse werden von Dozent:innen der Sprachschule Scouts - Gebärdensprache für Alle geleitet.
- Die Onlinekurse werden von Dozent:innen von GebärdenVerstehen in Leipzig und Heidelberg geleitet.
Die Dozent:innen sind selbst gehörlos und unterrichten aus einer Perspektive, die authentische Sprachkompetenz und gelebte Gebärdensprachkultur miteinander verbindet. Für Lernende eröffnet dies einen besonders direkten Zugang zur Deutschen Gebärdensprache sowie zur Kultur der Deaf Community.
Auf unserer Webseite Gebärdensprache an der TU Dresden findet ihr Interviews mit einigen unserer Dozent:innen. Weitere Interviews und Fotos werden noch ergänzt.
Je nach Kursformat – Präsenz oder Online – kommen unterschiedliche Materialien zum Einsatz, die jeweils auf die besonderen Lernbedingungen abgestimmt sind.
In den Präsenzkursen werden vielfältige und visuelle Materialien genutzt, um die Deutsche Gebärdensprache (DGS) interaktiv zu vermitteln. Dazu zählen, z. B.:
- Gebärdenvokabellisten mit Bilddarstellungen (inkl. Handhaltung, Bewegungsrichtungen und Mimik), die auch allen Teilnehmenden als Kopie zur Verfügung gestellt werden. Wenn jemand eine Sitzung versäumt hat, bitte bei der Dozentin nachfragen oder andere Teilnehmenden. Eine nachträgliche Versendung per Mail oder Downloadmöglichkeit ist auch Copyright Gründen nicht möglich.
- Bildmaterial und Bilderbücher
- Wortkarten, Satzbausteine und Spielelemente wie Tabu-Karten
Diese Materialien fördern den direkten, kommunikativen und körperbezogenen Zugang zur DGS.
In den Onlinekursen stehen digitale Werkzeuge im Mittelpunkt:
- Digitale Vokabellisten zur Visualisierung des Wortschatzes
- Chats und Kommunikationsräume zur Vertiefung und Anwendung der Inhalte
Das Onlineformat ermöglicht eine flexible Teilnahme unabhängig vom Standort und bietet während des Kurses die Möglichkeit, Inhalte jederzeit nachzulesen und sich über den Chat aktiv auszutauschen.
Beide Kursformate sind darauf ausgerichtet, euch beim Erlernen der DGS bestmöglich zu unterstützen – mit jeweils passenden Methoden und Materialien.
Die Teilnehmenden der Onlinekurse erhalten am Ende der Kurse (in der Regel 1-3 Wochen nach dem Letzen Kurstermin) per Mail eine Teilnahmebestätigung, wenn nicht mehr als zwei Sitzungen versäumt wurden.
Bei den Kursen in Präsenz können Sie zum Ende des Kurses beim Diversity Management anfragen, ob Ihnen eine Teilnahmebestätigung für den besuchten Kurs ausgestellt werden kann. Bitte schreiben Sie dazu eine Mail, mit dem Namen und an welchem Kurs sie genau teilgenommen haben.
Da die Gebärdensprachkurse allen Angehörigen der TU Dresden – sowohl Beschäftigten als auch Studierenden – offenstehen und bewusst möglichst inklusiv gestaltet sind, wird auf formale Prüfungsleistungen verzichtet. Aus diesem Grund kann an dieser Stelle leider keine verbindliche Aussage zur Anrechenbarkeit im Rahmen des eigenen Studienprogramms getroffen werden.
Es besteht die Möglichkeit, zum Ende des Kurses eine Teilnahmebescheinigung zu erhalten, sofern nicht mehr als zwei Kurstermine im Semester versäumt wurden. Jeder der angebotenen Gebärdensprachkurse umfasst insgesamt 12 Sitzungen und wird ohne abschließende Prüfung abgeschlossen. Ob und in welchem Umfang eine Anrechnung dennoch möglich ist, kann letztlich nur das zuständige Studienbüro entscheiden. Wir empfehlen daher, sich direkt dorthin zu wenden.
Als ergänzender Hinweis: Der StuRa bietet ebenfalls Gebärdensprachkurse (in Präsenz) mit einem etwas höheren Stundenumfang an, bei denen am Ende eine Prüfung abgelegt werden kann. Gegebenenfalls bestehen hier größere Chancen auf eine formale Anrechnung. Auch hierzu kann Ihnen Ihr Studienbüro sicher nähere Auskünfte geben.
Keine Sorge – das kann natürlich passieren. In der Regel finden Teilnehmende schnell wieder Anschluss, denn die Kurse sind so gestaltet, dass auch bei einer kurzen Pause der Wiedereinstieg möglich ist.
Aus Datenschutz- und Ressourcen-Gründen können die Sitzungen nicht aufgezeichnet werden. Wenn Ihnen Materialien fehlen, lohnt sich ein kurzer Austausch im Kurs mit den Dozent:innen oder mit anderen Teilnehmenden – viele sind gern bereit, ihre Notizen zu teilen oder ausgeteilte Gebärdenvokabellisten mit Bilddarstellungen können eventuell von anderen abfotografiert oder kopiert werden. Eine nachträgliche Versendung per Mail oder Downloadmöglichkeit ist auch aus Copyright Gründen nicht möglich.
Für einen Teilnahmeschein ist eine regelmäßige Teilnahme Voraussetzung. Wer mehr als zwei Sitzungen verpasst, kann diesen leider nicht erhalten, da der praktische Austausch und das gemeinsame Üben zentrale Bestandteile des Lernprozesses sind.
Unsere Kurse setzen bewusst auf ein niedrigschwelliges, inklusives Lernumfeld ohne Prüfungsdruck. Das bedeutet: Du lernst in deinem eigenen Tempo – aber das gemeinsame Üben ist entscheidend, denn Gebärdensprache lebt vom Austausch!
Aktuell bietet die TU Dresden keine offiziellen Tandem-Programme für die Deutsche Gebärdensprache (DGS) an. Wir ermutigen jedoch alle Teilnehmenden dazu, sich im Rahmen der Kurse untereinander zu vernetzen – ob für gemeinsame Übungstreffen, lockere Konversation oder gegenseitige Unterstützung beim Lernen. Oft entstehen dabei wunderbare Lernpartnerschaften ganz informell und mit viel Freude an der Sprache.
Besonders empfehlen möchten wir den Gebärdensprachstammtisch Dresden, der alle zwei Wochen ab 18 Uhr in wechselnden Lokalitäten stattfindet. Hier begegnen sich taube, schwerhörige und hörende Menschen in einer entspannten Atmosphäre, um gemeinsam in Gebärdensprache zu kommunizieren. Vorkenntnisse sind kein Muss – auch wer gerade erst angefangen hat die Gebärdensprache zu erlernen, ist herzlich willkommen!
Im Mittelpunkt stehen der Austausch, das voneinander Lernen und der gemeinsame Spaß am Gebärden. Für die Dauer des Treffens gilt: Lautsprache und Handy bitte nicht auspacken – das Sparschwein freut sich sonst über einen kleinen Beitrag.
Weitere Infos und die aktuellen Termine findet ihr auf der Website: https://www.gebaerdensprachstammtisch-dresden.de/
Ja, unbedingt – unsere Kurse sind darauf ausgelegt, das Lernen der Deutschen Gebärdensprache (DGS) Schritt für zu Schritt zu begleiten.
Im Gegensatz zu klassischen Fremdsprachenkursen orientieren sich unsere DGS-Angebote nicht strikt an den gängigen Sprachreferenzniveaus (A1–C2). Vielmehr liegt der Fokus auf dem praktischen Erwerb von Grundkenntnissen und dem gemeinsamen Üben in wertschätzender Atmosphäre.
Sowohl Beschäftigte als auch Studierende der TU Dresden dürfen an unseren DGS Kursen (Einführungskurse, Vertiefungskurse in Präsenzformat oder als Onlinekurse) sowie dem Konversationskurs (in Präsenz) teilnehmen und sich zu Beginn des Semesters anmelden.
Nach dem Einführungskurs können Sie:
- An Vertiefungskursen (online oder in Präsenz) teilnehmen
- Den Konversationskurs in Präsenz besuchen, um die Sprache aktiv anzuwenden und weiter zu festigen
Mehrmals an einem Kurs teilzunehmen ist möglich, um Inhalte aufzufrischen oder mehr Sicherheit beim Gebärden zu gewinnen. Allerdings muss langfristig aber geschaut werden, wie sich die Auslastung der Kurse verhält, ob sich durch Mehrfachbesuche zu viele Wartelisten ergeben.
Das Diversity Management informiert am Tag der Anmeldefreischaltung Interessierte per Rundmail, wenn eine Anmeldung via OPAL zu den Kursen möglich ist.
Informationen zur Kursanmeldung erhalten Sie per Rundmail vom Diversity Management der TU Dresden, sobald die Anmeldung über OPAL freigeschaltet ist. Wenn Sie in den Verteiler aufgenommen werden möchten, schreiben Sie gern eine kurze Nachricht an: ().
Hinweis: Personen, die bereits einen unserer DGS-Kurse besucht haben, sind bereits im bereits in der Verteilerliste eingetragen. Die Eintragung erlischt mit Ausscheiden aus der TU Dresden oder auf Wunsch vorab per Mail an das Diversity Management.
Unsere DGS-Kurse sind bewusst inklusiv gestaltet: Es gibt keine Prüfungen oder formalisierte Abschlüsse, damit Lernen in Ihrem eigenen Tempo und nach Ihren Möglichkeiten möglich bleibt. Der Spaß am Gebärden und der wertschätzende Austausch stehen im Mittelpunkt.
DGS lernen und verstehen
Gebärdensprache funktioniert anders als Lautsprache – visuell, körperlich und räumlich. In diesem Themenblock geht es um die sprachlichen Besonderheiten von DGS, regionale Varianten, Lernprozesse und praktische Hinweise für alle, die neugierig auf diese Ausdrucksform sind oder sich fragen, wie der Einstieg gelingen kann.
Das Lernen von Gebärdensprache unterscheidet sich grundlegend von Lautsprachen. Es ist eine visuell-räumliche Sprache mit eigener Grammatik, die stark auf Mimik, Blickführung und Körpersprache basiert.
Viele Lernende empfinden den Einstieg als ungewohnt oder langsamer – vor allem, weil sie sich körperlich stärker ausdrücken müssen. Für manche ist das mit Unsicherheit oder Schüchternheit verbunden, besonders bei pantomimischen Elementen.
Unsere Kurse möchten hier Mut machen: Mit Geduld und Übung entwickelt sich ein neues sprachliches Körpergefühl – das auch die Wahrnehmung von Emotionen schärfen kann. Für manche Lernende, insbesondere für Menschen mit unterschiedlichen kommunikativen Bedürfnissen oder Wahrnehmungsstilen, kann die visuell-emotionale Ausdruckskraft der Gebärdensprache eine neue Form der Verständigung eröffnen. Die bildhafte Natur von Mimik und Gestik kann dazu beitragen, Emotionen intuitiver zu erfassen und in die Kommunikation einzubeziehen.
Da die Kurse einmal wöchentlich stattfinden und keine standardisierten Niveaustufen wie A1–C2 abbilden, verläuft der Lernprozess in einem individuellen Rhythmus.
Was zählt: Dranbleiben und Üben. Besonders im Konversationskurs aber auch schon im Vertiefungskurs wird deutlich, wie viel durch regelmäßige Anwendung, Wiederholung und Interaktion gelernt werden kann.
Durch den Fokus auf Verständigung statt Leistung verzichten wir bewusst auf Prüfungen. So möchten wir allen Lernenden ermöglichen, in ihrem eigenen Tempo zu lernen – frei von Druck und mit Raum für individuelle Entwicklung.
Viele Teilnehmende erleben zu Beginn eine gewisse Verunsicherung, gar Frust – und das ist ganz normal! Gebärdensprache erfordert neben dem Verstehen auch eine körperliche Umsetzung: Handformen, Mimik, Blickrichtung und Bewegungsfluss wollen geübt werden.
Unsere Kurse setzen auf kontinuierliches, praktisches Lernen. Wer regelmäßig teilnimmt, Geduld mitbringt und sich auch im Alltag mit Gebärdensprache beschäftigt, macht erfahrungsgemäß gute Fortschritte – manchmal langsamer, aber dafür nachhaltiger.
Es gibt keine Prüfungen oder Zertifikate, sondern nur Teilnahmebestätigungen – stattdessen schaffen wir Raum zum Ausprobieren, Lernen und Wachsen in einem geschützten, wertschätzenden Umfeld.
Ob mit mehrmaliger Kursteilnahme oder zusätzlichem Üben zuhause – wer dranbleibt, erlebt, wie Gebärdensprache nicht nur eine Sprache, sondern auch eine neue Form der Begegnung mit sich selbst und anderen sein kann.
Gebärdensprachen – wie die Deutsche Gebärdensprache (DGS) – sind vollwertige Sprachen mit eigener Grammatik, eigenem Satzbau und eigenständiger Logik.
Der große Unterschied: Sie funktionieren visuell und räumlich, nicht akustisch oder schriftlich.
Statt gesprochener oder geschriebener Wörter nutzt die Gebärdensprache:
- Handformen und Bewegungen
- Gesichtsausdruck und Mimik
- Blickrichtung und Körperhaltung
- die räumliche Anordnung im Gebärdenraum
Der Raum spielt eine zentrale Rolle.
Statt „er, sie, es“ zu sagen, zeigt man mit einer Geste auf eine bestimmte Stelle im Raum – und „verankert“ dort die Person oder das Objekt. Im weiteren Verlauf kann auf diese Stelle verwiesen werden und damit grammatikalische Beziehungen und Bedeutungen ausgedrückt werden.
Gebärdensprache ist also keine „gestische Übersetzung“ von Lautsprache, sondern eine eigene Sprache mit eigenen Regeln – komplex, kreativ und hoch ausdrucksstark.
Fazit:
Gebärdensprache ist kein Ersatz, sondern eine gleichwertige Sprache – sie „spricht“ durch Bewegung, Ausdruck und Raum. Wer sie lernt, entdeckt eine ganz neue Dimension von Kommunikation.
Für viele taube oder gehörlose Menschen ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) die erste Sprache, in der sie aufgewachsen sind – sei es in der Familie, in der Gehörlosengemeinschaft oder durch frühkindliche Bildung.
Gebärdensprache als Muttersprache/Erstsprache bedeutet:
- Sie ist die Sprache des Denkens, Fühlens und Kommunizierens.
- Sie vermittelt Identität, Zugehörigkeit und kulturelle Verbundenheit.
- Emotionale Nuancen, Humor und komplexe Gedanken lassen sich besonders authentisch ausdrücken.
- Laut- und Schriftsprache sind oft Zweitsprachen, die später erworben werden – vergleichbar mit einem Kind, das zweisprachig aufwächst.
Mit Muttersprache/Erstsprache ist hier nicht das Hören können gemeint, sondern das Verstandenwerden – und zwar auf Augenhöhe.
Deshalb sind Gebärdensprachdolmetschung, Gebärdensprachvideos und visuelle Kommunikation entscheidend für die barrierefreie Teilhabe – etwa in Bildung, Kultur oder bei Veranstaltungen.
Gebärdensprache ist genauso lebendig und wandelbar wie Lautsprache – und entwickelt sich ständig weiter. Für neue oder sehr spezielle Begriffe (z. B. Fachbegriffe oder Neologismen) gibt es nicht immer sofort ein etabliertes Zeichen. In solchen Fällen zeigen sich drei gängige Strategien:
Fingeralphabet
Das Wort wird Buchstabe für Buchstabe mit dem Fingeralphabet buchstabiert – besonders dann, wenn es sich um einen Eigennamen oder einen sehr spezifischen Begriff handelt.
Umschreibungen
Die Bedeutung wird mit bekannten Gebärden erklärt – ganz ähnlich wie beim Spiel "Tabu". So wird das Verständnis gefördert, auch ohne ein festes Zeichen.
Kreative Neuschöpfungen in der Community
Wenn ein Begriff öfter gebraucht wird, entwickelt sich häufig ein neues Gebärdenzeichen dafür – meist innerhalb der gehörlosen Community. Dabei spielen Aspekte wie Bedeutung, Form, Assoziation oder lautsprachliche Anklänge eine Rolle.
Auch in der Gebärdensprache entstehen neue Zeichen oft durch Komposition (Zusammensetzung mehrerer Gebärden) oder durch Ableitungen von bestehenden Zeichen – vergleichbar mit der Bildung neuer Wörter in Lautsprachen.
Fazit:
Gebärdensprache ist dynamisch, kreativ und flexibel. Sie passt sich neuen Lebensrealitäten an und wächst mit ihren Sprecher:innen – ganz ähnlich wie gesprochene Sprachen.
Ja – genau wie in Lautsprachen gibt es auch in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) regionale Varianten, sogenannte Dialekte. Für dasselbe Wort existieren oft unterschiedliche Gebärden, abhängig von Region, sozialer Umgebung oder davon, wo und wie jemand DGS gelernt hat
Beispiel: Für Farben wie „blau“ oder „grün“ sind mehr als sechs verschiedene Gebärden dokumentiert. Einen guten Überblick über solche Varianten bietet das
Digitale Wörterbuch der Deutschen Gebärdensprache der Universität Hamburg
Mit der Zeit lernen DGS-Nutzer:innen, Bedeutungen aus dem Kontext zu erschließen und dialektübergreifend zu kommunizieren – ähnlich wie Menschen, die verschiedene regionale Lautsprachformen verstehen.
Diese Offenheit hilft auch dabei, sich in andere nationale Gebärdensprachen (wie ASL, BSL oder LSF) hineinzufinden – obwohl es sich dabei um jeweils eigenständige Sprachen handelt.
Nein – Gebärdensprache ist nicht weltweit gleich. So wie es viele Lautsprachen gibt (Deutsch, Englisch, Spanisch …), gibt es auch viele verschiedene Gebärdensprachen – jede mit eigener Grammatik, eigenem Wortschatz und kulturellem Hintergrund.
Ein paar Beispiele:
- In Deutschland wird Deutsche Gebärdensprache (DGS) verwendet.
- In den USA nutzt man American Sign Language (ASL).
- In Großbritannien hingegen gibt es die British Sign Language (BSL) – die sich übrigens stark von ASL unterscheidet.
- Auch in der Schweiz, in Österreich, Belgien oder Luxemburg gibt es eigene nationale oder regionale Gebärdensprachen.
Manche unterscheiden sich im Fingeralphabet (ein- oder beidhändig), andere in der Satzstruktur oder Mimik.
Und was ist mit International Sign (IS)?
Für internationale Treffen gibt es eine Art „Hilfssprache“: International Sign. Sie basiert auf vereinfachten, oft ikonischen Gebärden und wird manchmal bei Weltkonferenzen oder in Videoclips genutzt. Sie ist aber keine vollwertige Sprache, sondern eher eine Art Verständigungshilfe – ähnlich wie ein einfaches Englisch auf Reisen.
Fazit:
Gebärdensprache ist genauso vielfältig wie die Kulturen, in denen sie entsteht – und das macht sie so spannend.
Gehörlosenkultur, Barrieren & Vielfalt
Gebärdensprache ist mehr als nur Sprache – sie ist auch Teil einer lebendigen Kultur. Hier gibt es Antworten auf Fragen zur Deaf Community, kulturellen Gepflogenheiten, dem Umgang mit Diskriminierung (Audismus), inklusiven Begegnungen und barrierefreier Kommunikation. Auch Hinweise zu Taubblindheit und Möglichkeiten für den weiteren Austausch sind enthalten.
Die Gehörlosenkultur – oft auch als Deaf Culture bezeichnet – ist eine eigenständige kulturelle Gemeinschaft mit eigenen Werten, Traditionen und einer reichen Geschichte. Sie ist eng mit der Gebärdensprache verbunden und stiftet Identität, Zugehörigkeit und Stolz.
Was gehört zur Gehörlosenkultur?
- Eine gemeinsame Sprache: Gebärdensprache als zentrales Kommunikationsmittel
- Visuelle Kommunikation in allen Lebensbereichen – mit viel Ausdruckskraft, Kreativität und Feingefühl
- Ein starkes Gefühl von Zusammenhalt und Solidarität innerhalb der Community
- Kulturelle Ausdrucksformen wie Gebärdenpoesie, Theater, Humor, Storytelling
- Der Einsatz für Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und Teilhabe
Warum ist das wichtig?
Die Gehörlosenkultur zeigt: Kommunikation braucht keine Stimme, um stark, lebendig und menschlich zu sein. Sie erweitert unser Verständnis von Sprache, Identität und Vielfalt – und bereichert unsere Gesellschaft um neue Perspektiven.
Gehörlosigkeit bringt eine eigene Sprache und Kultur mit sich – und erweitert unseren Blick auf Kommunikation. Denn nicht das Hören steht im Mittelpunkt, sondern das Verstandenwerden
Audismus beschreibt die Vorstellung, dass Hören und Sprechen „normaler“ oder „besser“ sei als andere Formen der Kommunikation – zum Beispiel Gebärdensprache. Diese Haltung kann bewusst oder unbewusst auftauchen – und sie beeinflusst, wie inklusiv unsere Gesellschaft wirklich ist.
Typische Formen von Audismus im Alltag sind zum Beispiel:
- die Annahme, dass Gebärdensprache weniger „vollwertig“ sei
- das Fehlen von Untertiteln oder Gebärdensprachdolmetschung bei Veranstaltungen, Film- und Fernsehbeiträgen
- die Erwartung, dass gehörlose Menschen sich an Lautsprache anpassen oder möglichst lautsprachlich kommunizieren sollen
- wenn über Menschen, die gehörlos sind, gesprochen wird, ohne sie einzubeziehen
Warum ist es wichtig, das zu erkennen?
Wer sich mit Audismus auseinandersetzt, lernt, sprachliche Vielfalt und unterschiedliche Zugänge zur Welt wertzuschätzen – statt sie zu bewerten. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu echter Teilhabe, Barrierefreiheit und einer diskriminierungssensiblen Gesellschaft.
⇒ Gehörlosigkeit ist keine Einschränkung – sondern eine andere Art, die Welt wahrzunehmen und zu kommunizieren.
Gute Kommunikation beginnt mit Aufmerksamkeit, Respekt – und der Bereitschaft, sich auf neue Ausdrucksformen einzulassen.
Wenn du mit gehörlosen oder gebärdensprachigen Menschen kommunizierst, helfen dir ein paar einfache Dinge:
- Blickkontakt aufnehmen – er ersetzt das gesprochene „Hallo“ und zeigt, dass du präsent bist
- Mimik und Körpersprache bewusst einsetzen – sie sind ein natürlicher Teil der Gebärdensprache.
- Nicht vorschnell handeln, sondern nachfragen, wenn du etwas nicht verstanden hast.
- Keine Angst vor Hilfsmitteln – Aufschreiben, Tippen oder Zeichnen kann unterstützend wirken.
Wichtig: Für viele gehörlose Menschen ist Schriftsprache nicht die Erstsprache – und kann ähnlich herausfordernd sein wie für hörende Menschen eine Fremdsprache. Deshalb ist Gebärdensprache keine Notlösung, sondern eine vollwertige, lebendige Sprache mit enormen kulturellem Reichtum.
Gebärdennamen sind persönliche Namenszeichen in der Gebärdensprache.
Sie bestehen meist aus einer charakteristischen Bewegung, Handform oder Position im Raum – oft inspiriert durch ein äußeres Merkmal, eine Eigenschaft, ein Hobby oder den Anfangsbuchstaben des Namens.
Warum gibt es sie?
Einen Namen in Gebärdensprache immer wieder mit dem Fingeralphabet zu buchstabieren, ist im Alltag oft unpraktisch. Ein Gebärdenname erleichtert die Kommunikation – besonders in Gruppen oder digitalen Räumen.
Wer gibt den Gebärdennamen?
Traditionell werden Gebärdennamen von Mitgliedern der Deaf Community vergeben – als Zeichen von Zugehörigkeit und Anerkennung.
In vielen Sprachkursen oder inklusiven Settings ist es aber auch völlig legitim, sich selbst einen Gebärdennamen auszudenken, besonders zu Lernzwecken. Entscheidend ist, dass der Name sinnvoll, respektvoll und eindeutig ist – und nicht mit bestehenden Gebärden verwechselt wird.
Kann man mehrere Gebärdennamen haben?
Ja – je nach Kontext oder Beziehung: In der Familie, unter Freund:innen oder im Beruf können unterschiedliche Namenszeichen verwendet werden – ähnlich wie Spitznamen oder Rollenbezeichnungen („Mama“, „Trainer“, „Tina von der Arbeit“).
Tipp: Wer sich unsicher ist, ob ein Gebärdenname gut passt oder bereits belegt ist, kann einfach nachfragen – z. B. bei tauben Personen oder in einem Stammtisch-Setting.
Ja – auch Menschen, die blind oder taubblind sind, können mit Gebärdensprache kommunizieren. Dabei kommen besondere Formen zum Einsatz, die über Berührung oder verstärkte visuelle Reize funktionieren. Denn: Sprache findet nicht nur über Ohren und Augen statt – sondern über das ganze Erleben.
Taktiles Gebärden:
Gebärden werden nicht gesehen, sondern ertastet – indem sie direkt in die Hände der taubblinden Person „hineingebärdet“ werden.
Lormen:
Ein Tastalphabet, bei dem einzelne Buchstaben durch Berührungen an bestimmten Stellen der Hand übermittelt werden. Schnell, diskret – und für viele eine Brücke in Echtzeit-Kommunikation.
Großform und Kontraste:
Für sehbehinderte Menschen wird mit größerem Bewegungsradius und mehr Sichtbarkeit gearbeitet. Auch Mimik und Körperhaltung spielen eine wichtige Rolle.
Braillegeräte:
Mit einem sogenannten Braille-Notetaker kann Text per Tastatur eingegeben und in Brailleschrift ausgegeben werden – so lassen sich sogar komplexe Unterhaltungen oder Übersetzungen führen, auch in Kombination mit Sprachtechnologien/Übersetzungssoftware für diverse Sprachen.
Diese Kommunikationsformen sind Teil hochspezialisierter Kontexte – sie erfordern spezielle Didaktik, technische Ausstattung und viel Erfahrung im Umgang.
Unsere DGS-Kurse an der TU Dresden richten sich aktuell an sehende Personen.
Eine Integration taktiler Gebärdensprache ist derzeit leider (noch) nicht möglich. Trotzdem möchten wir an dieser Stelle dafür sensibilisieren, wie vielfältig Kommunikation auch bei Mehrfachbehinderungen sein kann – und dass Gebärdensprache dabei eine zentrale Rolle spielt.
Tipp: Wer mehr über diese Perspektiven erfahren möchte, sollte einen Blick auf den Instagram-Kanal von Haben Girma werfen
Haben Girma ist taubblind, Anwältin, Menschenrechtsaktivistin und die erste taubblinde Absolventin der Harvard Law School.
Mit einem Braille-Computer führte sie weltweit Gespräche – in Interviews, auf Konferenzen oder sogar im Weißen Haus.
Sie zeigt: Kommunikation kennt viele Wege – und alle sind gleich wertvoll.
🔗 Mehr hierzu über https://www.instagram.com/habengirma/
Zum Glück gibt es viele kostenlose oder kostengünstige Möglichkeiten, Gebärdensprache zu lernen – auch ohne großes Budget.
Vor Ort lernen:
• Die SLUB und städtische Bibliotheken in Dresden bieten Bücher, Lernmaterialien und teilweise auch DVDs zur Ausleihe. Du kannst dort sogar Anschaffungsvorschläge einreichen.
Online-Wörterbücher (mit Videos):
Hier kannst du Begriffe direkt als Gebärden sehen – oft mit verschiedenen regionalen Varianten:
• Spread the Sign
• SignDict
• Korpus-Dict (Uni Hamburg)
(Tipp: Nicht wundern, wenn Gebärden unterschiedlich aussehen bzw. man im Kurs etwas anderes gelernt hat – das liegt an Dialekten und regionalen Varianten!)
Lernplattformen mit Übungen:
• gebaerdenlernen.de
• anysign.app – Grundfunktionen kostenlos, Plus-Inhalte im Abo
• kestner.app – offline nutzbar, Abo für Zusatzfunktionen
Fernsehen, Mediatheken und Social Media
- Sehen statt Hören
Das einzige regelmäßige TV-Magazin in deutscher Gebärdensprache – mit spannenden Reportagen, Interviews und gesellschaftlichen Themen.
In der ARD Mediathek abrufbar:
https://www.ardmediathek.de/suche/Sehen%20statt%20H%C3%B6ren
- Gebärdenfuchs (YouTube & Instagram)
Erklärt Gebärden einfach & unterhaltsam – mit Videos zu Alltagsgebärden, Tipps und Gebärdenwissen.
YouTube-Kanal von Gebärdenfuchs
Instagram von Gebärdenfuchs - anysign (Instagram & YouTube)
Interaktive Gebärdenlernplattform – mit Challenges, Tipps, Einblicken in die Community.
YouTube von anysign
Instagram von anysign
Gemeinsam üben – live vor Ort:
Besonders empfehlen möchten wir den Gebärdensprachstammtisch Dresden, der alle zwei Wochen ab 18 Uhr in wechselnden Locations stattfindet.
Dort treffen sich taube, schwerhörige und hörende Menschen in entspannter Atmosphäre – alle sind willkommen, egal wie viel Gebärdensprache du schon kannst!
Infos & Termine: gebaerdensprachstammtisch-dresden.de
(Kleine Stammtischregel: Für die Dauer des Treffens bitte keine Lautsprache oder Handys – bei Verstoß freut sich das Sparschwein über eine kleine Spende.)
⇒ Lernen ist in erster Linie keine Frage des Geldes – sondern vor allem eine Frage der Begegnung.
Filme sind immer ein wunderbarer Weg, um neue Perspektiven kennenzulernen, Empathie zu fördern und Filmbeispiele bieten die Möglichkeit, sich mit Gebärdensprache sowie der Gehörlosenkultur vertraut zu machen. Sie zeigen nicht nur verschiedene Kommunikationsformen, sondern regen auch dazu an, über Sprache, Wahrnehmung, Inklusion und Identität nachzudenken. Generell regen Filme auch zur Reflexion über das Zusammenspiel von Bild und Ton, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Sprechen, Schweigen und Stille an – Themen, die in der Gebärdensprachkultur eine besondere Rolle spielen.
Inzwischen gibt es erfreulicherweise immer mehr Produktionen, die gehörlose oder schwerhörige Menschen authentisch in den Mittelpunkt stellen – nicht als Randfiguren, sondern als tragende Hauptfiguren mit eigener Stimme.
Hier eine kleine Auswahl empfehlenswerter Filme und Serien (Auswahl, kein Anspruch auf Vollständigkeit oder ob alle Angaben korrekt sind):
Titel |
Land |
Regie oder Produkuktion |
Jahr |
Kurzbeschreibung |
CODA |
USA |
Siân Heder |
2021 |
Coming-of-Age-Film über ein hörendes Mädchen in einer gehörlosen Familie. Gewinner des Oscars für „Bester Film“ 2022 – emotional und humorvoll. |
Verstehen Sie die Béliers? |
Frankreich |
Éric Lartigau |
2014 |
Vorlage für CODA, spielt auf einem französischen Bauernhof – auch sehr liebevoll und lebensnah erzählt. |
Sound of Metal |
USA |
Darius Marder |
2019 |
Ein Schlagzeuger verliert plötzlich sein Gehör – intensive Auseinandersetzung mit Hörverlust, Stille und Identitätsfindung. |
Die Sprache des Herzens (Marie Heurtin) |
Frankreich |
Jean-Pierre Améris |
2014 |
Historisches Drama über ein taubblindes Mädchen und eine Ordensschwester im 19. Jahrhundert – berührend und poetisch. |
Gottes vergessene Kinder |
USA |
Randa Haines |
1986 |
Liebesgeschichte zwischen einer gehörlosen Frau und einem Lehrer für Hörgeschädigte – Klassiker mit Oscar-prämierter Hauptdarstellerin (Marlee Matlin). |
The Tribe |
Ukraine |
Myroslav Slaboshpytskiy |
2014 |
Preisgekrönter Film in reinem Gebärdensprach-dialog – ohne Untertitel. Brutal, aber formal und erzählerisch radikal. |
Switched at Birth (Serie) |
USA |
Diverse Regisseur:innen |
2011–2017 |
Familien- und Jugendserie mit zahlreichen gehörlosen Charakteren und Episoden in ASL (American Sign Language). |
The Society (Serie) |
USA |
Christopher Keyser u.a. |
2019 |
Mystery-Serie mit inklusivem Cast – eine Figur nutzt durchgehend Gebärdensprache. |
Eine laufend erweiterte Liste von Filmen und Serien mit Bezug zur Gehörlosenkultur lässt sich z. B. hier finden: