Artenschutzprojekt zur Sicherung und zum Erhalt heimischer Pflanzenarten Sachsens
Table of contents
Das Projekt
Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie fördert ein Artenschutzprojekt im Botanischen Garten der TU Dresden nach der Förderrichtlinie Natürliches Erbe – RL NE/2014 im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen 2014-2020 (EPLR).
Im Projektzeitraum von Juli 2019 bis Mai 2023 werden im Botanischen Garten Erhaltungs- und Vermehrungskulturen von 17 ausgewählten seltenen sächsischen Wildpflanzenarten eingerichtet. Mit Nachzuchten aus diesen Kulturen sollen die wenigen noch vorhandenen Vorkommen der Arten gestärkt sowie geeignete neue Standorte besiedelt werden.
Die Pflanzenarten
Ackerwildkräuter

Erhaltungskultur des Sommer-Adonisröschen im Botanischen Garten Dresden
Zu den Pflanzenarten, deren sächsische Vorkommen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen sind, gehören einige Ackerwildkräuter, sogenannte Segetal-Arten. Zwei davon wurden in das Projekt aufgenommen: das Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis L.) und die Breitblättrige Wolfsmilch (Euphorbia platyphyllos L.). Beide wurden durch die Intensivierung der Landwirtschaft in Sachsen auf wenige Standorte zurückgedrängt. Die Erhaltungskultur der beiden einjährig wachsenden Arten im Botanischen Garten befindet sich noch im Aufbau. In gärtnerischer Betreuung zeigten sich kurzfristig sehr geringe Keimungsquoten der an den Reliktstandorten geernteten Samen: 2020 gab es von beiden Arten jeweils nur 4 Exemplare, die heranwuchsen und zur Fruchtreife kamen. Es ist damit zu rechnen, dass weitere ausgesäte Samen in den Folgejahren keimen und die Erhaltungskultur genetisch stabilisieren werden. Erst dann kann Samen daraus gewonnen und wieder auf geeigneten Äckern ausgebracht werden.
Arten der Magerrasengesellschaften

Erhaltungskultur des Kahlen Ferkelkrauts im Botanischen Garten
Ähnlich selten sind viele konkurrenzschwache Arten, die auf Magerrasen wachsen. Für das Projekt wurden aus dieser Gruppe der Langgestielte Mannsschild (Androsace elongata L.), das Kahle Ferkelkraut (Hypochaeris glabra L.), der Zwerg-Schneckenklee (Medicago minima (L.) Bartal.) und der Steppen-Sesel (Seseli annuum L.) ausgewählt. Von ihnen sind in Sachsen nur noch jeweils ein oder zwei Standorte bekannt, vom Kahlen Ferkelkraut gar keiner mehr. Dieses Beispiel unterstreicht die Bedeutung von Erhaltungskulturen: Projektmitarbeiter greifen im Fall des Ferkelkrauts auf schon länger im Botanischen Garten vorhandenes Material aus der Oberlausitz zurück. Wenn sich an geeigneter Stelle mit Hilfe des im Garten gewonnenen Saatguts neue und stabile Wildpopulationen etablieren lassen, kann es gelingen, das endgültige Aussterben der Art in Sachsen abzuwenden.
Waldarten

Pracht-Nelke vor der Ausbringung
Auch an warmen, trockenen bis wechselfeuchten Standorten in Wäldern und Waldsteppen kommen einige in Sachsen inzwischen sehr seltene Pflanzenarten vor, wie z. B. die Pracht-Nelke (Dianthus superbus L.), das Immenblatt (Melittis melissophyllum L.), die Filz-Segge (Carex tomentosa L.) und die Erbsen-Wicke (Vicia pisiformis L.). Die Gründe für ihr Verschwinden hängen oft mit einer Aufgabe der traditionellen Flächennutzung an den Ausgangsstandorten zusammen, wodurch sich die Konkurrenzverhältnisse an den Standorten zuungunsten der seltenen Arten verschieben. Ausweichflächen, die noch geeignete Bedingungen bieten, können ihnen neuen geeigneten Lebensraum bieten.
Uferbegleitende Arten

Sächsisches Reitgras am Wildstandort
An Flussufern wachsen das Liegende Büchsenkraut [Lindernia procumbens (Krock.) Borbás], das Fluss-Greiskraut (Senecio sarracenicus L.), das geschützte Gottes-Gnadenkraut (Gratiola officinalis L.) und das Sächsische Reitgras (Calamagrostis rivalis H. Scholz). Das zuletzt Genannte kommt nur in Sachsen vor und ist daher als Rarität besonders schützenswert. Das Liegende Büchsenkraut wurde 1989 erstmals in Sachsen nachgewiesen. Die Art keimt auf periodisch überschwemmten Schlammböden an der Elbe, sobald diese bei warmem Wetter trockenfallen. Bevor das Wasser wieder von den Flächen Besitz ergreift, müssen die Pflanzen in kurzer Zeit ihre komplette Entwicklung bis zur Samenreife durchlaufen. Das Fluss-Greiskraut und das Gottes-Gnadenkraut, zwei uferbegleitende Stauden, haben den Großteil ihrer Vorkommen an der Elbe durch Standortveränderungen der ursprünglichen Uferbereiche verloren. Alle vier Arten werden jetzt im Botanischen Garten gezielt vermehrt und anschließend wieder auf Flächen ausgebracht, die ihnen geeignete Lebensbedingungen bieten.
Gesetzlich geschützte Arten

Blühende Jungpflanze des Gottesgnadenkrauts in der Erhaltungskultur im Botanischen Garten
Zu den nach der Bundesartenschutzverordnung gesetzlich geschützten Arten im Projekt zählen neben dem Gottes-Gnadenkraut auch der Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe L.), die Trollblume (Trollius europaeus L.) und das Froschkraut [Luronium natans (L.) Raf.]. Alle entwickeln sich in der Erhaltungskultur im Botanischen Garten gut. Die genetische Breite der Erhaltungskulturen muss aber noch verbessert werden, bevor Ausbringungen erfolgen können.