Herbstexkursion am 07. und 08. November 2013 nach Berlin
Die diesjährige Herbstexkursion führte uns ganz traditionell nach Berlin. Unsere erste Station lag noch auf dem Weg nach Berlin; in Linthe besuchten wir das Fertigteilwerk von Max Bögl. Danach ging es weiter zur Baumaßnahme der BAM Deutschland AG. Wie schon im letzten Jahr besuchten wir das Bundesministerium für Bildung und Forschung und konnten uns ein Bild vom einjährigen Baufortschritt machen. Danach präsentierte uns Bilfinger gleich zwei Ihrer Baustellen, die S-Bahn-Linie S21 und die U-Bahn-Linie U5. Am nächsten Tag stellte uns die HOCHTIEF Solutions AG zunächst ein Wohnungsbauprojekt vor und im Anschluss genossen wir die Aussicht von der Humboldt-Box auf die HOCHTIEF-Baustelle des Berliner Schlosses. Zum Abschluss stellte uns die Ed. Züblin AG noch das Studentendorf Adlershof vor. An dieser Exkursion nahmen 22 Vertieferstudenten des Instituts und 12 Studenten anderer Vertiefungsrichtungen teil.
Donnerstag, 07.11.2013
Fertigteilwerk „Max Bögl“ in Linthe
Auf unserem Weg nach Berlin hielten wir zunächst an einem Fertigteilwerk von Max Bögl im brandenburgischen Linthe. Durch die einzelnen Produktionsstätten des Werkes führte uns der Geschäftsführer Herr Maul und sein Werkleiter. Max Bögl produziert in diesem Werk momentan fast ausschließlich die Tunnelelemente für die Berliner U-Bahn-Linie U5. Im geplanten Zeitraum von 2 Jahren werden hier alle Elemente für die zweimal 1,3 Kilometer langen Tunnelröhren hergestellt. Die Tunnelsegmente (Tübbinge) für einen geschlossenen Stahlbetonring bestehen aus sechs Hauptsteinen und einem Schlussstein. Auf Grund der sehr geringen geometrischen Toleranzen wird die gesamte Bewehrung auf Lehrtischen geschweißt. In der benachbarten, auf ca. 30°C beheizten Fertigungshalle werden die Elemente betoniert und nachbehandelt. Die geometrische 3D-Kontrolle der Tübbinge erfolgt nach einem Prüfplan stichprobenartig und soll so Ausschussserien verhindern. Jedes Element bekommt nach Fertigstellung eine Identifizierung, um die Reihenfolge der Verladung und den späteren Einbauort eindeutig zuordnen zu können. Da die Lagerkapazität in Linthe begrenzt ist, produziert Max Bögl die Elemente in 28-tägigem Vorlauf für die notwendigen Festigkeiten und ist auf eine regelmäßige Baustellenanlieferung angewiesen.
Bundesministerium für Bildung und Forschung – BAM Deutschland AG
Nach der Besichtigung des Fertigteilwerkes wurden wir in Berlin am Spreebogen von der BAM Deutschland AG empfangen. Der Projektleiter Herr Davarre erläuterte uns zunächst die Baumaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in einer kurzen Präsentation, bevor wir die Baustelle besichtigten. Bereits im vergangenen Jahr waren wir Gast auf dieser Baustelle und informierten uns über die komplexen Rohbauarbeiten der Hochbaumaßnahme. In diesem Jahr konnten wir einen Einblick in die umfangreichen Arbeiten der Ausbaugewerke erlangen. Herr Davarre führte uns durch die verschiedenen Gebäudeteile und erläuterte uns die unterschiedlichen Stufen des fortgeschrittenen Ausbaus. Besonders die ausgeklügelte Lüftungs- und Heizungstechnik mit den modernen thermoaktiven Kühldecken beeindruckte die Studenten. Dem übergeordneten Leitbild der Spreebogenbebauung folgend, entsteht an diesem Standort ein 6-geschossiges Bürogebäude mit optimalen Energieeinsparpotentialen.
U5 / S21 – Bilfinger SE
Am letzten Besichtigungstermin des Tages durften wir zwei Bahnprojekte der Bilfinger SE besuchen. Hierzu teilten wir uns in zwei Gruppen auf und besuchten parallel die Baustellen der U-Bahn-Linie „U5“ und der S-Bahn-Linie „S21“.
U-Bahn-Linie 5
Die Tiefbaumaßnahme “U5” wurde uns vom technischen Leiter, Herrn Stenzel vorgestellt. In einer sehr detaillierten Projektpräsentation erfuhren wir, dass das Bauprojekt im Jahr 2012 begann und im Juni diesen Jahres der Startschuss für den Tunnelvortrieb mit der 700 Tonnen schweren und 75m langen Tunnelvortriebsmaschine „Bärlinde“ erfolgte. Nach theoretischer Betrachtung der Haltepunkte konnten wir einen Blick in die Startgrube werfen und uns auf den einzelnen Baufelder ein Eindruck von den verschiedenartigen Herausforderungen bilden – vom Baugrund bis zu Bestandsbauten, die unterfahren werden. Die Baustellenbesichtigung war auch hinsichtlich Ihrer fachlichen Tiefe ein Highlight der Herbstexkursion 2013.
S-Bahn-Linie 21
Die Baumaßnahme zur „S21“ wurde uns vom Projektleiter Herr Nold vorgestellt. Das Bauprojekt wurde an eine ARGE der Bilfinger SE und der Ed. Züblin AG vergeben. Der Spezialtiefbau und der Ingenieurbau für die Bahnlinie wurden dabei in gleichen Teilen unter den ARGE-Partnern aufgeteilt. Die Herausforderung des Projekts besteht in der Koordination der komplizierten Bauabschnitte, den vorliegenden Baugrundbedingungen und der unmittelbaren Nähe zu bestehenden Bahntrassen. Die S-Bahnlinie beginnt am Nordring und wird unterirdisch an den Hauptbahnhof angeschlossen. Die Anbindung an den Hauptbahnhof wird durch Trogbauwerke realisiert. Diese bestehen aus seitlichen Schlitzwände und einer Unterwasserbetonsohle, welche durch Bodenverankerungen gegen Auftrieb gesichert wird. Herr Nold erklärte uns bei aufkommender Dämmerung eindrucksvoll die Bauphase zur Herstellung der Unterwasserbetonsohle.
Freitag, 08.11.2013
Wohnungsbauprojekt „Lux“ – HOCHTIEF Solutions AG
Die erste Besichtigungsstation am zweiten Exkursionstag war das Wohnungsbauprojekt „Lux“, in Berlin-Mitte. Die beauftragte Firma HOCHTIEF Solutions AG errichtet an diesem Standort ein Wohngebäude mit hochpreisigen Eigentumswohnungen für einen spanischen Investor. Zunächst erklärte uns Herr Lamke, die statischen Besonderheiten des Gebäudes. Auf Grund zahlreicher Änderungen in der Gebäudegeometrie ist es für HOCHTIEF eine Herausforderung die Planung der komplizierten Untergeschosse mit zum Teil versetzt angeordneten Stützen und einem verzweigtem Raster aus Unterzügen bautechnisch umzusetzen. Im Anschluss erläuterte uns der Bauleiter, Herr Gossens baubetriebliche Besonderheiten zur Herstellung der Baugrube, zum Baufortschritt und dem individuellen Ausbau der hochwertigen Eigentumswohnungen. Neben den Wohnungen erhält das Gebäude in den beiden Kellergeschossen Tiefgaragen und im Erdgeschoss diverse Geschäfte.
Berliner Schloss (Humboldt Forum) – HOCHTIEF Solutions AG
Unweit der Hochbaumaßnahme „Lux“ ist HOCHTIEF mit einem weiteren Projekt, dem Rohbau zum „Berliner Schloss beauftragt. In Abstimmung mit dem Förderverein Berliner Schloss e.V. durften wir die Baumaßnahme vom 5. Obergeschoss der angrenzenden Humboldt-Box besichtigen. Bereits im vergangenen Jahr war die Baumaßnahme ein Ziel unserer Herbstexkursion. Nach Besichtigung der umfangreichen Spezialtiefbauarbeiten zur Herstellung der Baugrube, konnten wir in diesem Jahr den Fortschritt im Hochbau aus der Vogelperspektive genießen. Der Projektleiter Herr Kempfe erläuterte uns den Baufortschritt bei den Rohbauarbeiten. Es wurden 6 Turmdrehkrane errichtet, um die vielen Arbeiter ständig mit Material und Gerät bedienen zu können. Im nächsten Jahr soll der Bau der historischen Fassade an der Westseite des Schlosses beginnen und 2019 soll das Schloss wieder in alter Pracht erstrahlen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn ein Teil der Kosten soll über Fördergelder finanziert werden. Bisher wurden 29 Millionen Euro Spendengelder gesammelt.
Studentendorf Berlin-Adlershof – Ed. Züblin AG
Als letzte Station auf unserer Exkursion besuchten wir im Süden Berlins die Baustelle „Studentendorf Adlershof“ der Ed. Züblin AG. Mit dieser Baumaßnahme soll studentisches Wohnen in einer Art „Dorfsiedlung“ realisiert werden. Das Studentendorf bietet den Studenten Platz in 8 Wohnhäusern. Zusätzlich werden zwei Sozialbauten errichtet, in denen der Kindergarten und Verwaltungsräume integriert werden. Nach einleitenden Worten in der Projektvorstellung durch den Projektleiter Herrn Bilfinger wurden wir vom Bauleiter Herrn Meinhard über die Baustelle geführt. Die Häuser sind energetisch nach EnEV als KfW-40-Haus geplant. Alles in allem sei die Baumaßnahme zwar bautechnisch wenig anspruchsvoll, jedoch müssen durch die extrem kurze Bauzeit fast alle Arbeiten parallel laufen. Dementsprechend wird fast täglich betoniert, um die Fertigstellung des Studentendorfes bis zum Semesterbeginn im Oktober 2014 zu realisieren.
Wir bedanken uns recht herzlich bei den beteiligten Unternehmen und Personen für die interessanten Einblicke in Ihre tägliche Arbeit zu den vorgestellten Baumaßnahmen. Ein ganz besonderer Dank geht an die BAM Deutschland AG für die großzügige Verköstigung.
Text: Jan Kortmann und Cornell Weller
Fotos: Cornell Weller und Stephan Hartwig