Abschlussarbeiten
Das Phänomen »Flächenverbrauch« in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Indikatorengestützte GIS-Analysen acht europäischer Städte und kartographische Vermittlungsansätze
Art der Abschlussarbeit
Dissertation
Autoren
- Winkler, Michael
Betreuer
- Prof. Dr.phil.habil. Manfred Buchroithner
Weitere Betreuer
Dr. Gotthard Meinel, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. Dresden (IÖR)
Abstract
Die hier vorliegende Dissertation beleuchtet das Thema
Flächenverbrauch, d.h. die Neuinanspruchnahme von landwirtschaftlich genutzten oder
naturbelassenen Freiflächen zum Zwecke der Umwidmung in Siedlungs- und Verkehrsflächen.
Die Zunahme letztgenannter hat sich in Deutschland zwar seit 2004 von damals
131 Hektar am Tag bis 2015 um die Hälfte auf 66 Hektar verringert, jedoch wird das 2002
von der Bundesregierung für 2020 anvisierte 30-Hektar-Ziel voraussichtlich nicht erreicht
werden.
Insofern stellt der Flächenverbrauch nach wie vor eines der dringlichsten Umweltprobleme
dar, zumal mit ihm eine Reihe sozialer und wirtschaftlicher, u. a. fiskalischer Auswirkungen
einhergehen. Die Wichtigkeit des Themas wird seit der Jahrtausendwende nicht nur in
deutschen Nachhaltigkeitsstrategien, zuletzt in der Neuauflage von Anfang 2017
(Zielsetzung hierin: „30 Hektar minus x pro Tag bis 2030“), reflektiert, sondern ebenso auf
europäischer Ebene im 2011 von der EU-Kommission veröffentlichten „Fahrplan für ein
ressourcenschonendes Europa“ (Zielsetzung: „Netto-Null“ bis 2050) rezipiert. Trotz
umfassender Bemühungen durch Politik (inklusive verantwortlicher Behörden) und
Forschung sowie weiterer Teile der Gesellschaft in den letzten Jahren bestehen nach wie
vor große Hindernisse bei der Bewältigung der Herausforderungen, welche der
Flächenverbrauch mit sich bringt, zumal sich dessen ökologische, soziale und
ökonomische Folgen der gesellschaftlichen und individuellen Wahrnehmung aufgrund der
Komplexität der Wirkungszusammenhänge oft entziehen.
Das Hauptziel der Dissertation ist es, eine Lücke zwischen theoretischer Analyse des
Flächenverbrauchs und der damit oft einhergehenden Zersiedelung, konkret in
(sub)urbanen Siedlungsräumen, und der praktischen Vermittlung der Thematik,
hauptsächlich mittels geeigneter kartographischer Darstellungsformen, zu schließen. Des
Weiteren versucht die Dissertation, einerseits die wissenschaftliche Erforschung des
Flächenverbrauchs mit dem politischen Handlungsbedarf zu verbinden und andererseits
einen Bogen zur kommunikativen Vermittlung der Thematik an relevante gesellschaftliche
Gruppen, u. a. mit Hilfe kartographischer Ansätze, zu spannen.
Hauptschwerpunkt der Dissertation bilden GIS-Analysen urbaner und suburbaner
Regionen, für welche Flächennutzungs- und Transportsysteme-Datenbanken von acht
europäischen Großstädten – Bilbao, Bratislava, Dresden, Kopenhagen, Lyon, München,
Palermo und Porto – aus den EU-Projekten MURBANDY/MOLAND über einen Zeitraum
von 50 Jahren anhand von vier Zeitschnitten (Anfang/Mitte der 1950er, Ende der 1960er,
Mitte der 1980er und Ende der 1990er) untersucht und anschließend graphisch dargestellt
wurden. Dabei wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Entwicklungen der
Städte, ansatzweise auch mit Blick auf die unterschiedlichen Wirtschaftssysteme,
herausgearbeitet. Die Analysen erfolgten auf Basis existierender und zum Teil neu
konzipierter Indikatoren (u.a. Integrationsgrad neuer Siedlungsflächen, Erreichbarkeit des
Stadtzentrums mittels ÖPNV). Untersucht wurden des Weiteren die Entwicklung der
Flächennutzungen und Transportsysteme, der Bodenversiegelung und Bebauungsdichte,
der Vernetzung bebauter und unbebauter Flächen sowie der Verfüg- und Erreichbarkeit
öffentlich zugänglicher Erholungsflächen. Für diesen analytischen Teil wurde u. a. auf den
Ergebnissen aus der Diplomarbeit des Autors vertiefend aufgebaut. Die retrospektive
Betrachtung eines Zeitraums über 50 Jahre diente einerseits dem Sichtbarmachen der
Siedlungsentwicklungen ausgewählter europäischer Großstädte in einer Phase starken
wirtschaftlichen Wachstums, welches die Staaten Europas in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, wenngleich zeitversetzt, gleichsam prägte, und andererseits dem Zweck,
die eingesetzten Indikatoren zu testen und deren Verwendungseignung für neuere
Untersuchungen einzuschätzen.
Zur inhaltlichen Unterfütterung wurden zuvor die Thematiken Nachhaltige Entwicklung
sowie Flächenverbrauch und Zersiedelung tiefergehend behandelt, um insbesondere bei
den beiden letztgenannten die polykausalen Ursachen und Folgen zu skizzieren. Des
Weiteren wurden Indikatoren im Allgemeinen behandelt. Diese theoretischen Betrachtungen
dienten zum einen als Vorbereitung der Bewertung der Analyseergebnisse und
zum anderen dem Zweck, weitere Erkenntnisse über eine adäquate Vermittlung des
Themas zu erlangen. Für dieses Anliegen wurde die Dissertation zudem um eine
Betrachtung des bevölkerungsseitigen Umweltbewusstseins in Deutschland mit dem
Fokus auf das Thema Flächenverbrauch sowie tiefergehende Überlegungen hinsichtlich
der Vermittlungsformen und -wege, welche als weiteren Schwerpunkt kartographischkonzeptionelle
Betrachtungen beinhalten, erweitert. Dieser Teil enthält Vorschläge für Vermittlungsansätze,
wie die Erstellung multitemporaler Stadtkarten/-pläne und monographieähnlicher
Abhandlungen („Atlas Flächenverbrauch & Zersiedelung“) sowie die Nutzung
von Social-Media-Kanälen, und darüber hinaus Ideen für Schulprojekte auf freiwilliger
Basis, um das Thema (noch) stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken und
somit im Sinne einer nachhaltigen Bewusstseinsbildung langfristig die Zunahme des
Flächenverbrauchs zu reduzieren.
Flächenverbrauch, d.h. die Neuinanspruchnahme von landwirtschaftlich genutzten oder
naturbelassenen Freiflächen zum Zwecke der Umwidmung in Siedlungs- und Verkehrsflächen.
Die Zunahme letztgenannter hat sich in Deutschland zwar seit 2004 von damals
131 Hektar am Tag bis 2015 um die Hälfte auf 66 Hektar verringert, jedoch wird das 2002
von der Bundesregierung für 2020 anvisierte 30-Hektar-Ziel voraussichtlich nicht erreicht
werden.
Insofern stellt der Flächenverbrauch nach wie vor eines der dringlichsten Umweltprobleme
dar, zumal mit ihm eine Reihe sozialer und wirtschaftlicher, u. a. fiskalischer Auswirkungen
einhergehen. Die Wichtigkeit des Themas wird seit der Jahrtausendwende nicht nur in
deutschen Nachhaltigkeitsstrategien, zuletzt in der Neuauflage von Anfang 2017
(Zielsetzung hierin: „30 Hektar minus x pro Tag bis 2030“), reflektiert, sondern ebenso auf
europäischer Ebene im 2011 von der EU-Kommission veröffentlichten „Fahrplan für ein
ressourcenschonendes Europa“ (Zielsetzung: „Netto-Null“ bis 2050) rezipiert. Trotz
umfassender Bemühungen durch Politik (inklusive verantwortlicher Behörden) und
Forschung sowie weiterer Teile der Gesellschaft in den letzten Jahren bestehen nach wie
vor große Hindernisse bei der Bewältigung der Herausforderungen, welche der
Flächenverbrauch mit sich bringt, zumal sich dessen ökologische, soziale und
ökonomische Folgen der gesellschaftlichen und individuellen Wahrnehmung aufgrund der
Komplexität der Wirkungszusammenhänge oft entziehen.
Das Hauptziel der Dissertation ist es, eine Lücke zwischen theoretischer Analyse des
Flächenverbrauchs und der damit oft einhergehenden Zersiedelung, konkret in
(sub)urbanen Siedlungsräumen, und der praktischen Vermittlung der Thematik,
hauptsächlich mittels geeigneter kartographischer Darstellungsformen, zu schließen. Des
Weiteren versucht die Dissertation, einerseits die wissenschaftliche Erforschung des
Flächenverbrauchs mit dem politischen Handlungsbedarf zu verbinden und andererseits
einen Bogen zur kommunikativen Vermittlung der Thematik an relevante gesellschaftliche
Gruppen, u. a. mit Hilfe kartographischer Ansätze, zu spannen.
Hauptschwerpunkt der Dissertation bilden GIS-Analysen urbaner und suburbaner
Regionen, für welche Flächennutzungs- und Transportsysteme-Datenbanken von acht
europäischen Großstädten – Bilbao, Bratislava, Dresden, Kopenhagen, Lyon, München,
Palermo und Porto – aus den EU-Projekten MURBANDY/MOLAND über einen Zeitraum
von 50 Jahren anhand von vier Zeitschnitten (Anfang/Mitte der 1950er, Ende der 1960er,
Mitte der 1980er und Ende der 1990er) untersucht und anschließend graphisch dargestellt
wurden. Dabei wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Entwicklungen der
Städte, ansatzweise auch mit Blick auf die unterschiedlichen Wirtschaftssysteme,
herausgearbeitet. Die Analysen erfolgten auf Basis existierender und zum Teil neu
konzipierter Indikatoren (u.a. Integrationsgrad neuer Siedlungsflächen, Erreichbarkeit des
Stadtzentrums mittels ÖPNV). Untersucht wurden des Weiteren die Entwicklung der
Flächennutzungen und Transportsysteme, der Bodenversiegelung und Bebauungsdichte,
der Vernetzung bebauter und unbebauter Flächen sowie der Verfüg- und Erreichbarkeit
öffentlich zugänglicher Erholungsflächen. Für diesen analytischen Teil wurde u. a. auf den
Ergebnissen aus der Diplomarbeit des Autors vertiefend aufgebaut. Die retrospektive
Betrachtung eines Zeitraums über 50 Jahre diente einerseits dem Sichtbarmachen der
Siedlungsentwicklungen ausgewählter europäischer Großstädte in einer Phase starken
wirtschaftlichen Wachstums, welches die Staaten Europas in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, wenngleich zeitversetzt, gleichsam prägte, und andererseits dem Zweck,
die eingesetzten Indikatoren zu testen und deren Verwendungseignung für neuere
Untersuchungen einzuschätzen.
Zur inhaltlichen Unterfütterung wurden zuvor die Thematiken Nachhaltige Entwicklung
sowie Flächenverbrauch und Zersiedelung tiefergehend behandelt, um insbesondere bei
den beiden letztgenannten die polykausalen Ursachen und Folgen zu skizzieren. Des
Weiteren wurden Indikatoren im Allgemeinen behandelt. Diese theoretischen Betrachtungen
dienten zum einen als Vorbereitung der Bewertung der Analyseergebnisse und
zum anderen dem Zweck, weitere Erkenntnisse über eine adäquate Vermittlung des
Themas zu erlangen. Für dieses Anliegen wurde die Dissertation zudem um eine
Betrachtung des bevölkerungsseitigen Umweltbewusstseins in Deutschland mit dem
Fokus auf das Thema Flächenverbrauch sowie tiefergehende Überlegungen hinsichtlich
der Vermittlungsformen und -wege, welche als weiteren Schwerpunkt kartographischkonzeptionelle
Betrachtungen beinhalten, erweitert. Dieser Teil enthält Vorschläge für Vermittlungsansätze,
wie die Erstellung multitemporaler Stadtkarten/-pläne und monographieähnlicher
Abhandlungen („Atlas Flächenverbrauch & Zersiedelung“) sowie die Nutzung
von Social-Media-Kanälen, und darüber hinaus Ideen für Schulprojekte auf freiwilliger
Basis, um das Thema (noch) stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken und
somit im Sinne einer nachhaltigen Bewusstseinsbildung langfristig die Zunahme des
Flächenverbrauchs zu reduzieren.
Zugeordnete Forschungsschwerpunkte
- Geoinformationssysteme für Umweltmonitoring
Schlagwörter
Flächenverbrauch, Zersiedelung, Siedlungsentwicklung, Stadtentwicklung, GIS-Analysen urbaner und suburbaner Regionen
Berichtsjahr
2017