Diplomarbeit David Mader
Titel:
Optimierung und Verifikation geometrischer Modelle für ein
reflektives Objektiv
Beschreibung:
Kameras zählen zu
den wichtigsten Messgeräten in der Photogrammetrie. Diese sind
mit refraktiven Objektiven, d.h. auf Linsen basierende Optiken,
ausgestattet. Dabei treten Abbildungsfehler wie die
chromatische Aberration auf, welche zu sogenannten
"Farbunschärfe-Effekten" führt. Bei multispektralen
Anwendungen, die Messungen über einen breiten Spektralbereich
erfordern, wirkt sich dieser Effekt negativ auf die Genauigkeit
aus. Eine Lösung dafür bietet das am Fraunhofer Institut für
Photonische Mikrosysteme Dresden entwickelte optische
Spiegelzoomobjektiv, welches nur aus Spiegel besteht (Abb.1).
Bei diesen Objektiven tritt, aufgrund der physikalischen
Eigenschaften von Spiegeln, keine chromatische Aberration auf.
Allerdings bewirken Abbildungsfehler wie Astigmatismus und Koma
wegen des gefalteten Strahlengangs des Schiefspieglerobjektivs
eine Wölbung im Bild (Abb.2).
In dieser Arbeit sollte zur Korrektur der Abbildungsfehler das geometrische Modell der Zentralperspektive (Abb.3) bestmöglich für das reflektive Objektiv (Abb.4) erweitert und angepasst werden. Dazu kamen neben den Brown Verzeichnungsparametern die Zusatzparameter von Ebner und Grün zur Anwendung, welche in die Orientierungsverfahren des räumlichen Rückwärtsschnitt und der Bündelblockausgleichung integriert und getestet wurden.
Das getestete Kamerasystem bestand dabei aus drei sogenannten
Demonstratoren mit verschiedenen Brennweiten
(5,2mm/7,9mm/15,8mm) des Fraunhofer Instituts. Da für die
Untersuchungen das bereits vorhandene Testfeld (Abb.5) nicht
ausreichte, wurde für die Kalibrierung und
Genauigkeitsbestimmung ein neues Testfeld (Abb.6) aufgebaut,
welches über eine hohe Punktdichte und eine genügend große
Ausdehnung verfügt, sodass das Testfeld auf den Bildern
formatfüllend und ohne große punktleere Räume abgebildet
wurde.
Die Auswertung der Aufnahmen zeigte eine deutliche Genauigkeitssteigerung durch die Integrierung der Ebner bzw. der Grün Parameter zu den Brown‘schen Verzeichnungsparametern. Außerdem hat sich herausgestellt, dass sich der Bildhauptpunkt für diese Objektive anders als für normal zentralperspektivische Objektive verhält. Dies betraf vor allem die y-Komponente, die meist außerhalb des Sensors lag. Mögliche Erklärungen dafür wären zum einem die Schiefstellung der optischen Elemente (Spiegel) und des Sensors gegeneinander und zum anderem der schräge Lichteinfall, der prinzipbedingt bei jedem Spiegel stattfindet. Durch Beachtung dieses Umstandes und einer speziellen Auswertung der Hauptpunkte für die Weitwinkel- und Normalwinkelkamera (für die Telekamera war kein Hauptpunkt bestimmbar) konnten die Genauigkeiten weiter verbessert werden.
Bei einem Vergleich zwischen den vom Testfeld bekannten und den mit Grün Parametern ermittelten Koordinaten ergaben sich Root-Mean-Square Abweichungen von ca. 1,5mm für das Weitwinkel-, ca. 0,85mm für das Tele und etwa 0,70mm für das Normalwinkelobjektiv.
[1]
Seidl, K., Knobbe, J., Schneider, D., Lakner, H.
(2010):
Distortion correction of all-reflective unobscured
optical-power zoom objective. APPLIED
OPTICS, Vol. 49, No. 14, 10 May 2010.